03.01.2022

Aktuelle Meldung

Auszeichnung für Radiologie-Netzwerk

Radiologische Aufnahmen der Lunge von Covid-19-Erkrankten helfen Ärzten, den Verlauf der Krankheit einzuschätzen. Um möglichst viele Daten verfügbar zu haben, gründeten Forschende den bundesweiten Verbund RACOON und wurden dafür ausgezeichnet.

Fünf stehende Herren, davon vier mit Medaillen und Urkunden in der Hand

Die Professoren Bernd Hamm (2. von rechts) und Tobias Penzkofer (2. von links) von der Charité Berlin sowie Prof. Thomas Vogl (Mitte) und Dr. Andreas Bucher (links) von der Universitätsklinik Frankfurt bei der Verleihung der Hermann-Rieder-Medaille Anfang November 2021 durch Prof. Jörg Barkhausen, Präsident der Deutschen Röntgengesellschaft.

Deutsche Röntgengesellschaft

Das koordinierende Team des Netzwerkes RACOON (Radiological Cooperative Network zur Covid-19 Pandemie) zur Erforschung von Covid-19-Lungeninfektionen erhielt Anfang November 2021 die Hermann-Riedel-Medaille. Die Deutsche Röntgengesellschaft würdigte mit dieser Auszeichnung das Engagement der Professoren Bernd Hamm und Tobias Penzkofer von der Charité Universitätsmedizin Berlin sowie die Professoren Thomas Vogl und Andreas Bucher von der radiologischen Universitätsklinik Frankfurt. Die nach dem Mitgründer der Röntgengesellschaft benannte Medaille wird alle zwei Jahre für besondere Verdienste in der theoretischen und klinischen Radiologie verliehen.

Alle deutschen Universitätsklinika mit ihrer Radiologie beteiligt

RACOON ist eines von 13 Projekten, die seit dem Frühjahr 2020 im Rahmen des Netzwerks Universitätsmedizin (NUM) vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert werden, um die Covid-19-Forschung an deutschen Universitätskliniken zu koordinieren. Mit RACOON wurde unter der Leitung der Charité Universitätsmedizin Berlin und der Universitätsklinik Frankfurt eine Plattform geschaffen, mit der bundesweit Bilddaten digital gesammelt, geteilt und ausgewertet werden können. Alle Universitätskliniken in Deutschland beteiligen sich daran und haben dort inzwischen über 14.000 CT- und über 3.000 Röntgen-Bilder eingestellt und mehr als 6,6 Millionen Befunddaten hinterlegt. Sie sind maschinenlesbar strukturiert und miteinander verknüpft, so dass eine einmalige radiologische Datengrundlage für die Erforschung von Covid-19 und seinen Mutanten zur Verfügung steht. Grundsätzlich kann sie auch für weitere vergleichbare Lungenerkrankungen genutzt werden.

Wichtige Grundlage, um Covid-19-Kranke optimaler zu versorgen

RACOON trägt dazu bei, die Behandlung von Covid 19-Patientinnen und -Patienten zu verbessern. Das gelingt, weil bildgebende Verfahren wie das Röntgen oder die Computertomographie (CT) wichtige Hilfsmittel sind, um Schwere und Verlauf von Covid-19-Infektionen der Lunge zu beurteilen und zu antizipieren. Welche Bereiche sind besonders betroffen, welche Art von Veränderungen liegen vor, welche Reaktionen auf Behandlungen stellen sich ein? Diese und viele weitere Fragen müssen Ärztinnen und Ärzte untersuchen, um Entscheidungen über die Behandlung zu treffen. Die Befundsammlung ist eine wichtige Grundlage dafür, denn sie ermöglicht unter Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) eine umfassende Analyse dieser sehr großen und komplexen Datenmengen. So lassen sich Aufnahmen Pixel für Pixel analysieren und feststellen, welcher Bildpunkt welcher Gewebeart entspricht oder wie die Infektion die Lunge und andere Organe über die Zeit verändert. Damit können die Kliniken schneller, schlagkräftiger und besser vorbereitet arbeiten und Leben retten. Um auch für zukünftige Pandemien vorbereitet zu sein, wurden die Voraussetzungen für eine deutschlandweite gegenseitige Beratung durch die beteiligten Experten geschaffen.

Netzwerk Universitätsmedizin (NUM)

Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) rief das „Netzwerk Universitätsmedizin“ (NUM) im Frühjahr 2020 ins Leben, um die Covid-19-Forschung an deutschen Universitätskliniken zu koordinieren. Daten, Erkenntnisse, Maßnahmenpläne, Diagnostik- und Behandlungsstrategien aller deutschen Universitätskliniken und ggf. weiterer Akteure werden im Sinne einer Pandemic Preparedness gebündelt und ausgewertet. In einer ersten Förderphase wurden dreizehn vordringliche Themen festgelegt, zu denen bundesweit klinikübergreifend geforscht wird, darunter RACOON, und vom BMBF mit 150 Millionen Euro gefördert; im Frühjahr 2022 startet die nächste Förderphase. Eine Nationale Task Force mit Vertretern aus Universitätsklinken, Bundesländern, dem BMBF und dem Bundesgesundheitsministerium (BMG) steuert das NUM.