Das Deutsche Zentrum für Diabetesforschung

Molekularbiologische Methoden und klinische Marker erlauben es zunehmend, bei Menschen mit Diabetes mellitus oder hohem Diabetesrisiko Subgruppen zu bilden. Wie die optimale Prävention und Therapie bei den Betroffenen jeweils aussieht, ist Gegenstand intensiver Forschung. Im Deutschen Zentrum für Diabetesforschung e.V. bündeln fünf führende Forschungseinrichtungen ihre Kräfte, um gemeinschaftlich innovative Projekte voranzubringen, die für jeden alleine zu groß wären.

Forschen für eine Zukunft ohne Diabetes

Zivilisationskrankheiten wie Fettstoffwechselstörungen, Übergewicht oder Diabetes mellitus werden in Deutschland noch immer häufig als ein Problem der anderen abgetan. Dabei ist Deutschland längst ähnlich betroffen von diesen neuen "Epidemien" wie die USA oder Indien, Länder, die in diesem Zusammenhang meist als erstes genannt werden. Um die Diabetesforschung in Deutschland voran zu bringen, haben sich fünf renommierte Forschungsinstitutionen im Juni 2009 zum Deutschen Zentrum für Diabetesforschung e.V. (DZD) zusammengeschlossen. "Wir bringen im DZD außeruniversitäre Forschungszentren und Universitäten auf einer institutionellen Basis zusammen. Nach jetzt zwei Jahren hat sich eine neue und sehr intensive Form der Zusammenarbeit entwickelt", betont Professor Dr. Martin Hrabé de Angelis vom Helmholtz Zentrum München.

Gesucht: Ansätze für eine gezielte Prävention

Für die deutsche Diabetesforschung ist das ein Glücksfall, wie Professor Dr. Michael Roden vom Deutschen Diabetes-Zentrum Düsseldorf erläutert: "Weil Grundlagenforscher und klinische Forscher durch die enge Kooperation viel genauer über die Aktivitäten in den unterschiedlichen Einrichtungen informiert sind, können die Erkenntnisse aus Diabetesmodellen schneller in präklinische und klinische Forschungsprojekte umgesetzt werden."

Einen Schwerpunkt bildet dabei die Entwicklung individualisierter Präventionsstrategien. So ist beispielsweise seit Kurzem bekannt, dass körperliche Betätigung bei einigen Menschen weniger stark diabetespräventiv wirksam ist als bei anderen. "Das DZD erlaubt es uns jetzt, große klinische Studien durchzuführen, um die Effektivität unterschiedlicher Präventionsmaßnahmen in Abhängigkeit von Biomarkern und weiteren individuellen Faktoren zu untersuchen", sagt Professor Dr. Dr. Hans-Ulrich Häring von der Universität Tübingen.

DZD konkret: Was wird erforscht?

  • Klinische Studien zur Prävention und Behandlung: Für die Deutsche Prädiabetes-Studie, die unter der Koordination des Paul-Langerhans-Instituts der Universität Tübingen an allen Standorten durchgeführt wird, konnten bisher 800 Probandinnen und Probanden gewonnen werden. In dieser Studie wird die Wirksamkeit unterschiedlicher Präventionsprogramme untersucht, und zwar bei Menschen, bei denen eine Veränderung des Lebensstils wahrscheinlich nicht ausreichen würde, um einer Diabeteserkrankung erfolgreich vorzubeugen. In einer weiteren klinischen Studie, der Deutschen Diabetes-Studie, wird der Verlauf der Erkrankung bei derzeit 500 neu diagnostizierten Patientinnen und Patienten verfolgt. Dies soll zukünftig eine individualisierte Behandlung und eine Früherkennung von Spätfolgen ermöglichen. Weiterhin werden in Dresden und München Impfstrategien für Typ-1-Diabetes entwickelt und klinisch evaluiert.
  • Epidemiologie: Die Auswirkungen von Umwelt, Lebensstil und Genen auf die Entstehung des Diabetes werden in großen Bevölkerungsstudien untersucht. Ziel ist es, verlässliche Biomarker für die Früherkennung und Verlaufsbeobachtung zu identifizieren und die Aussagekraft des am Standort Potsdam entwickelten Deutschen Diabetes-Risiko-Tests weiter zu verbessern. Ein Diabetesregister soll zukünftig aussagekräftige Zahlen zur Häufigkeit von Diabetes mellitus in Deutschland liefern.
  • Molekulare Mechanismen im Diabetesmodell: Die weltweit einzigartige Diabetes-Mausklinik, die gemeinsam vom Helmholtz Zentrum München und dem Deutschen Institut für Ernährungsforschung in Potsdam aufgebaut wurde, trägt dazu bei, die molekularen Grundlagen der Krankheitsentstehung aufzuklären. Anhand der Diabetesmodelle können Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des DZD die Wirkmechanismen von Diabetestherapien in Abhängigkeit von genetischen Faktoren untersuchen.
  • Erhalt der Betazellfunktion: Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Universität Dresden und anderer Standorte suchen gemeinsam nach Wegen, die Funktion der Betazellen und damit die körpereigene Insulinproduktion zu erhalten. Unter anderem erforschen sie die Entwicklungsbiologie der Betazellen von der Stammzelle bis zum fertigen "Insulinproduzenten", um so neue Wege für innovative Therapien zu finden.

Internationale Berater, intensive Nachwuchsförderung

Um die Zusammenarbeit zwischen den am DZD beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern so intensiv wie möglich zu gestalten, wurde begonnen, ganze Forschungsgruppen zwischen den Standorten auszutauschen. Speziell für den wissenschaftlichen Nachwuchs wird derzeit ein eigenes, zentrumsweites PhD-Programm entwickelt. Auch auf die internationale Einbindung der Forschung wird viel Wert gelegt: Ein mit internationalen Koryphäen besetztes Advisory Board evaluiert die Projekte des DZD in regelmäßigen Abständen. "Was wir merken, ist, dass unser Zentrum aufgrund seiner ungewöhnlichen Struktur von Forschungsförderungsinstitutionen im Ausland mit großem Interesse verfolgt wird", betont Professor Hrabé de Angelis.