Das Deutsche Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen

Am Deutschen Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen versuchen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, Erkenntnisse der modernen Neurobiologie in neue Ansätze zur Diagnose und Behandlung von neurodegenerativen Erkrankungen umzusetzen. Auch die Erforschung neuer Pflege- und Versorgungskonzepte ist ein wichtiger Schwerpunkt.

Ein Zentrum der Exzellenz

Das Deutsche Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE) ist ein Zentrum der Exzellenz, das herausragende Forschung an acht Standorten in Deutschland bündelt. Mit besonderem Augenmerk auf die Rekrutierung von internationalen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern soll das DZNE eine der weltweit führenden Forschungseinrichtungen auf dem Gebiet der neurodegenerativen Erkrankungen werden.

"Das DZNE bietet optimale Voraussetzungen für die translationale Forschung bei neurodegenerativen Erkrankungen", betont der wissenschaftliche Vorstand DZNE, Professor Pierluigi Nicotera. "Die Struktur als Helmholtz-Zentrum gibt uns Planungssicherheit für Forschungsprojekte, für die gerade bei Erkrankungen wie Demenz oder Parkinson häufig ein langer Atem nötig ist. Die Einbindung der universitären Forschung wiederum bedeutet für das DZNE eine enorme klinische Expertise und bringt einen besseren Zugang zu den Patientinnen und Patienten."

Acht Standorte, vier Schwerpunkte

Zwei Jahre nach seiner Gründung hat das DZNE über 300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Da es derzeit noch keine krankheitsverändernden Therapien für neurodegenerative Erkrankungen gibt, müssen neue Strategien und Therapien entwickelt werden. Um translationale Forschung bestmöglich umzusetzen, verfolgt das DZNE vier Forschungsschwerpunkte: Grundlagenforschung, klinische Forschung, Bevölkerungsstudien und Versorgungsforschung.

Neue Ansätze zur Entwicklung von Medikamenten, die die Kognition verbessern, sind unbedingt auf das Verständnis der normalen neuronalen Kommunikation zurückzuführen. "Zum einen geht es darum, besser zu verstehen, warum bei neurodegenerativen Erkrankungen Nervenzellen absterben und Synapsen verschwinden", betont Nicotera. Zum anderen sollen frühe Diagnosemöglichkeiten entwickelt werden, um die Prävention neurodegenerativer Erkrankungen zu verbessern. "Ganz wichtig ist für uns außerdem die Frage, wie die Versorgung und die Pflege von Patientinnen und Patienten verbessert werden können und wie wir Angehörige bei der Betreuung besser unterstützen können", betont Nicotera.

DZNE konkret: Was wird erforscht?

  • Ursachenforschung: Zahlreiche Standorte gehen im DZNE der Frage nach, warum Nervenzellen bei der Alzheimer-Demenz absterben und welche Rolle dem bei Alzheimer-Kranken im Gehirn nachweisbaren Eiweiß Amyloid beta zukommt.
  • Altern als Risikofaktor für Neurodegeneration: Es ist nach wie vor unklar, welche Verbindung zwischen dem Altern und der Neurodegeneration besteht. Mögliche Faktoren könnten metabolische und kardiovaskuläre Störungen beinhalten. In Bonn werden die molekularen Mechanismen, die das Einsetzen von Neurodegeneration im Alter begünstigen, untersucht.
  • Genvarianten bei Parkinson: Als Teil eines internationalen Forschungskonsortiums haben DZNE-Wissenschaftlerinnen und -Wissenschaftler aus Tübingen fünf neue Genvarianten identifiziert, die sich auf das Risiko einer Parkinson-Erkrankung auswirken. Damit gibt es jetzt elf Genvarianten, die mit dieser Erkrankung in Zusammenhang stehen.
  • Versorgungsforschung: Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des DZNE aus Rostock und Greifswald stellen in einer Pilotstudie die Versorgung Demenzkranker durch ihre Angehörigen in den Mittelpunkt. Untersucht werden soll, inwieweit die gezielte Aufklärung und Schulung von Angehörigen eine vorzeitige Einweisung der Patientinnen und Patienten in eine Pflegeeinrichtung verhindert.
  • Prävention: Welche Faktoren die kognitive Leistungsfähigkeit im Alter beeinflussen, wollen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in Kooperation mit dem Universitätsklinikum Magdeburg untersuchen. Probanden bewegen sich auf einem Laufband und müssen dabei unterschiedliche Denksportaufgaben erfüllen. Diese Studie könnte Ansatzpunkte für gezielte Präventionsempfehlungen liefern.
  • Bevölkerungsstudien: In Bonn wird der Aufbau einer Kohorte aus 30.000 Personen geplant. Alle Personen werden detailliert über mehrere Jahre untersucht, um frühe Biomarker und Risikofaktoren der Neurodegeneration zu identifizieren.

Ein Leuchtturm der Forschung, der auch international wahrgenommen wird

Zwei Jahre nach seiner Gründung hat das DZNE auch international bereits für Aufmerksamkeit gesorgt. Gemeinsam mit Belgien, Italien, Irland, Großbritannien und Kanada hat das DZNE ein Memorandum of Understanding unterzeichnet, das darauf abzielt, einheitliche Leitlinien und Technologien für die Erforschung neurodegenerativer Erkrankungen zu entwickeln und anzuwenden. Desweiteren ermöglicht eine Kooperation mit dem Gladstone Institute in San Francisco (USA) die Zusammenlegung von Forschungsgebieten, um so die Entwicklung neuer Therapien beschleunigen zu können. Dass das DZNE über die Grenzen hinweg als attraktives Forschungszentrum wahrgenommen wird, zeigt der hohe Anteil internationaler Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Jeder Vierte kommt derzeit aus dem Ausland. An einzelnen Standorten ist es sogar jeder Zweite.