Infektionskrankheiten wie Ebola oder H.I.V. sind eine der zentralen Herausforderungen der Medizin. Forscherinnen und Forscher des DZIF arbeiten an verschiedenen Standorten in Deutschland gemeinsam daran, neues Wissen schnell anwendbar zu machen.
Im Deutschen Zentrum für Infektionsforschung, kurz DZIF, arbeiten seit 2012 mittlerweile etwa 300 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler deutschlandweit zusammen. In 32 universitären und außeruniversitären Einrichtungen an sieben Standorten werden so Forschungsaktivitäten gebündelt und Stärken optimal genutzt. Das DZIF ist eines von sechs Deutschen Zentren der Gesundheitsforschung, die vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) zur Erforschung der wichtigsten Volkskrankheiten initiiert wurden. Ziel der Deutschen Zentren ist, innovative Forschungsergebnisse der biomedizinischen Grundlagenforschung schneller in präventive, diagnostische und therapeutische Maßnahmen zu überführen. Hierbei gilt: Neues Wissen soll möglichst schnell in die ärztliche Praxis gelangen.
Am DZIF gibt es neun Forschungsschwerpunkte. Dazu gehören beispielsweise die Erforschung von Tuberkulose, Malaria und HIV sowie von Krankenhauskeimen und antibiotikaresistenten Bakterien (siehe hier). Ein Forschungsschwerpunkt widmet sich neu auftretenden Infektionskrankheiten. Denn neue Infektionskrankheiten treten meist unerwartet auf und erfordern ein rasches Eingreifen, um eine Ausbreitung zu verhindern. Hier entwickelt das DZIF Strategien, um die Erforschung und Bekämpfung neu auftretender Viren zu beschleunigen – so auch im Falle von Ebola.
Ein kurzfristiges Projekt war die Durchführung einer Phase-I-Impfstudie, an der die DZIF-Standorte Hamburg und Tübingen beteiligt waren. Mehr dazu lesen Sie hier.
Ansprechpartnerinnen:
Janna Schmidt und Karola Neubert
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Eine der bekanntesten Infektionskrankheiten unserer Zeit ist die HIV-Infektion. Verursacher dieser erworbenen Immunschwäche ist das Humane Immundefizienz-Virus HIV. Mittlerweile hat sich HIV über die gesamte Welt ausgebreitet. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation WHO sind weltweit etwa 35 Millionen Menschen mit HIV infiziert, fast 25 Millionen davon leben in Afrika südlich der Sahara. „Die positive Nachricht ist: HIV-Infektionen sind seit vielen Jahren gut behandelbar. Hierzulande haben HIV-infizierte Menschen durch die modernen Medikamente eine nahezu normale Lebenserwartung. In den ärmeren Ländern der Welt sieht das leider anders aus. In einigen Staaten Afrikas ist Aids die häufigste Todesursache, weil den Betroffenen unter anderem der Zugang zu den noch teuren Medikamenten fehlt“, sagt Professor Dr. Florian Klein, HIV-Forscher an der Universität zu Köln. Die modernen antiretroviralen Medikamente können die Vermehrung des Virus so stark unterdrücken, dass es im Blut der Betroffenen häufig nicht mehr nachweisbar ist. „Dennoch sind die Viren weiterhin im Körper vorhanden“, sagt Klein. „Einige infizierte Zellen können das Virus über viele Jahre in sich tragen, ohne zerstört zu werden.“ Aus diesem Reservoir kann sich das Virus immer wieder reaktivieren. „Erst wenn es gelingt, auch diese ‚schlafenden‘ Viren aufzuwecken und zu bekämpfen, wäre eine Heilung der HIV-Infektion möglich“, beschreibt Klein. Eine weitere Herausforderung bei der Behandlung von HIV-Infektionen ist, dass die Viren sehr schnell ihr Erbgut verändern und so resistent gegen Medikamente werden. Zudem müssen Betroffene für eine erfolgreiche Behandlung täglich mehrere Medikamente einnehmen. Weltweit sind Forscherinnen und Forscher deshalb auf der Suche nach neuen Präventions-, Behandlungs- und Heilungsmöglichkeiten für HIV – auch am Deutschen Zentrum für Infektionsforschung (DZIF).
Gemeinsam mit Professor Michel Nussenzweig und seinem Team von der Rockefeller University in New York und Professor Gerd Fätkenheuer vom Deutschen Zentrum für Infektionsforschung am Standort Köln versucht Klein, die HIV-Infektion mit breit neutralisierenden Antikörpern zu behandeln. In einer kürzlich veröffentlichten Arbeit testeten die Forscher in einer ersten klinischen Studie die Verträglichkeit und Sicherheit des Antikörpers 3BNC117 sowie dessen antivirale Aktivität (Caskey and Klein et al., Nature 2015; Scheid et al., Science 2011). Das Ergebnis: Der Antikörper wurde von allen Studienteilnehmenden gut vertragen und konnte etwas gegen eine HIV-Infektion ausrichten. „Alle HIV-infizierten Patienten, die in unserer Studie mit der höchsten Antikörperdosis behandelt wurden, haben nach Gabe des Antikörpers einen deutlichen Abfall der Viruslast gezeigt “, erklärt Klein.Auf die Frage, was das Neue an dieser Behandlungsmethode ist, erklärt er: „Antikörper haben einen anderen Wirkmechanismus als bisherige HIV-Medikamente. Sie können das Virus bereits an der Oberfläche von Zellen angreifen und so eine Infektion verhindern. Zudem können Antikörper mit den eigenen Immunzellen interagieren. Wir gehen davon aus, dass dadurch die Viren und wahrscheinlich auch virus-infizierte Zellen effektiv vom eigenen Immunsystem der Patienten angegriffen werden können.“Die Forscherinnen und Forscher planen nun, diese neue Generation einer antikörpervermittelten HIV-Therapie weiter zu erforschen.