Verbund

RELATER - Verbesserung der Kommunikation bei der psychiatrischen Versorgung von geflüchteten Menschen

Bei der Bekämpfung psychischer Erkrankungen geflüchteter Menschen ergeben sich vielfältige sprachliche und kulturelle Herausforderungen, die nicht selten in einer Versorgungslücke für die Betroffenen münden.

Der Verbund „RELATER“ hat sich daher zum Ziel gesetzt, Kommunikationsbarrieren bei der Versorgung geflüchteter Menschen mit psychischen Erkrankungen abzubauen. Mittels einer großen klinischen Studie wird eine neu entwickelte mobile App erprobt. Diese soll es ermöglichen, mit hocharabisch, levantinisch- oder irakisch-arabisch sprechenden Menschen ein diagnostisches Interview durchzuführen. Die Ergebnisse, die mithilfe der App gewonnen werden, werden mit Ergebnissen verglichen, die auf Interviews mit Übersetzerinnen und Übersetzern basieren. Darüber hinaus wird eine Smartphone-basierte Plattform für Patienten-Therapeuten-Kontakte entwickelt. Diese ermöglicht den gegenseitigen Austausch und erlaubt es, die momentane psychische Verfassung der Nutzerinnen und Nutzer in ihrem Alltag zu erheben.

Sollten sich die entwickelten und erprobten mobilen Apps als zweckvoll erweisen, kann die Software flächendeckend zur Unterstützung der Versorgung geflüchteter Menschen verbreitet werden. Damit dient das Vorhaben der verbesserten Behandlung von Patientinnen und Patienten aus jenen Sprachkreises, die unter Geflüchteten derzeit am weitesten verbreiteten sind.

Teilprojekte

Klinische Validierung

Förderkennzeichen: 01EF1803A
Gesamte Fördersumme: 2.466.263 EUR
Förderzeitraum: 2019 - 2025
Projektleitung: Prof. Dr. Andreas Meyer-Lindenberg
Adresse: Zentralinstitut für Seelische Gesundheit
J 5
68159 Mannheim

Klinische Validierung

Kommunikation ist ein essenzieller Teil der psychiatrischen Versorgung von Menschen mit psychiatrischen Erkrankungen. Ziel dieser Studie ist es, ein transportables, sicheres und erweiterbares sprachenübergreifendes Kommunikationsmodul für Smartphones zu entwickeln, welches den derzeitigen Goldstandard der Diagnose und Behandlung von Geflüchteten ergänzen kann. Die ersten verfügbaren Sprachen, bzw. Dialekte werden Hocharabisch bzw. irakisches und levantinisches Arabisch sein, da diese unter den geflüchteten Menschen derzeit am weitesten verbreitet sind. Im Arbeitspaket 1 dieses Teilprojekts wird eine psychiatrische Diagnose, mit Hilfe der entwickelten Software aus dem Teilprojekt des KIT, in einer klinischen Studie mit dem derzeitigen Goldstandard, einem ausführlichen Interview mit Hilfe eines Dolmetschers, verglichen und so auf ihre Funktionalität überprüft. Das Arbeitspaket 2 dieses Teilprojektes beinhaltet die Zusammenarbeit mit der movisens GmbH, die bereits viel Erfahrung mit der mobilen Erfassung von psycho-physiologischen, Stress- und weiteren Gesundheitsparametern hat. Während der Zusammenarbeit soll eine mobile Interaktionsplattform entwickelt werden, außerdem soll es auch möglich sein Krankheitssymptome im Alltag über eine Tagebuchfunktion zu erfassen. Im gesamten Projekt wird großen Wert auf die kulturellen und geschlechterspezifischen Besonderheiten sowie die Mitarbeit von Betroffenen gelegt. Daher werden geflüchtete Menschen, weitere Interessensgruppen und ein eigens eingerichtetes wissenschaftliches Beratergremium während des gesamten Prozesses beteiligt sein. Ziel ist es dabei, die Plattform nach erfolgreicher Testung möglichst schnell und breit nutzbar zu machen.

Echtzeit Sprachübersetzung für psychiatrische Diagnosen und mobile Kommunikationsplattform

Förderkennzeichen: 01EF1803B
Gesamte Fördersumme: 1.806.764 EUR
Förderzeitraum: 2019 - 2025
Projektleitung: Prof. Dr. Alexander Waibel
Adresse: Karlsruher Institut für Technologie (KIT), Fakultät für Informatik, Institut für Anthropomatik und Robotik (IAR)
Kaiserstr. 12
76131 Karlsruhe

Echtzeit Sprachübersetzung für psychiatrische Diagnosen und mobile Kommunikationsplattform

Zur Überwindung der Sprachbarriere bei psychiatrischer Diagnose von Flüchtlingen, wird Echtzeit-Sprachübersetzungstechnik für die konsekutive Interpretation der Interaktionen in M.I.N.I. (Internationales Neuropsychiatrisches Interview) basierten Interviews eingesetzt. Dafür muss die Sprachübersetzungssoftware: a) mit wenigen Daten auf die spezifische Domäne und Sprachen adaptiert werden, b) in Echtzeit mit geringer Latenz arbeiten, c) Kontrollmechanismen zur Verfügung stellen, mit denen die beteiligten Parteien die Angemessenheit der Übersetzung begutachten können und d) Rückmeldung über die eigene Konfidenz bezüglicher der erzeugten Übersetzung geben. Die Sprachenpaare für die Übersetzung sind Deutsch und jeweils levantinischen und irakischem Arabisch, die beiden primären arabischen Dialekte, die von Flüchtlingen aus Syrien und dem Irak gesprochen werden. Aus Gründen des Datenschutzes werden: a) Systeme in den Kliniken installiert; b) offline Systeme für tragbarer Hardware entwickelt. Mobiles Kommunikations-Tool: Ein standortunabhängiges "Kommunikations-Tool" zwischen Therapeut und Flüchtling soll Sprachbarrieren bei psychiatrischer und psychotherapeutischer Diagnose reduzieren. Die praktische Umsetzung erfordert, neben einer Sprachübersetzung, eine mobile Interaktionsplattform, welche im Alltag und in Echtzeit die Übersetzung als hörbare Sprache und geschriebenen Text zur Verfügung stellt. Ergänzend erfasst die Plattform Krankheitssymptome im Alltag (Tagebuchfunktion), da psychiatrische Diagnosen mehr als eine gewöhnliche Textbeschreibung der Symptomatik beinhalten und nonverbale Ausdrucksweisen kulturell bedingt sind. Zur schnellen (zukünftigen) Implementierung (Medizinproduktrecht) werden folgende Dokumente vorbereiten: a) das beabsichtigte medizinische Vorhaben, b) die Klassifizierung der Software (vorausgesetzt das zukünftige Produkt wird gemäß der EU-Verordnung in die Kategorie IIa eingestuft) c) Risikobewältigung und Evaluation.