Kathy Niakan forscht mit überzähligen Embryonen, die von Kinderwunsch-Zentren nicht mehr benötigt werden. Durch das gezielte Ausschalten von Genen mithilfe der CRISPR/Cas-Technologie gewinnt sie Erkenntnisse über die frühe embryonale Entwicklung.
Professorin Niakan ist Direktorin des Zentrums für Trophoblast-Forschung an der Universität Cambridge und Vorsitzende des „Cambridge Reproduction Interdisciplinary Research Centre“. Außerdem ist sie Gruppenleiterin am Francis Crick Institute in London. 2016 erhielt sie als erste Forschende weltweit die Genehmigung, die Gene von überzähligen Embryonen zu verändern, um neue Erkenntnisse über die Entwicklung frühen menschlichen Lebens zu gewinnen. Die Embryologin schaltet mit Hilfe der CRISPR/Cas-Technologie gezielt Gene aus, um zu untersuchen, ob diese für die Entwicklung relevant sind. Sie und ihr Forschungsteam tragen dazu bei, dass es mehr Wissen über die frühe Embryonalentwicklung gibt, um unter anderem folgende Fragen zu beantworten: Was sind genetische Gründe für Fehlgeburten? Was sind Ursachen für Unfruchtbarkeit? Was ist nötig für die Entwicklung eines gesunden Embryos?
Neben zahlreichen hochrangigen Publikationen hat sie für ihre Forschung mehrere Nominierungen und Auszeichnungen wie den Blavatnik Award erhalten und gilt als Wegbereiterin auf dem Gebiet der humanen Embryonalforschung.
Weitere Informationen: ↗ https://www.pdn.cam.ac.uk/staff/niakan
Perspektiven der Forschung an frühen menschlichen Embryonen in vitro
Während der Präimplantationsentwicklung bestehen menschliche Embryonen aus pluripotenten embryonalen Zellen, aus denen sich schließlich der Fötus bildet, und aus extraembryonalen Zellen, die zur Bildung der Plazenta und des Dottersacks beitragen. Die zentrale Frage, mit der wir uns beschäftigen, ist, welche molekularen Mechanismen diese frühen Entscheidungen über das Zellschicksal im menschlichen Embryo steuern. Wir verwenden eine Reihe von Methoden, um die Funktion von Genen während der menschlichen Embryogenese zu entschlüsseln. Dank dieser Methoden konnten wir herausfinden, dass das erste Ereignis der Abstammungsspezifikation im menschlichen Embryo die Initiierung eines Plazentaprogramms ist. Unsere Arbeit hat auch eine hohe Häufigkeit von unbeabsichtigten On-Target-Mutationen nach Genome Editing in menschlichen Primärzellen aufgedeckt. Durch die Integration von Erkenntnissen über die Signalübertragung aus menschlichen Blastozysten haben wir Kulturbedingungen für humane embryonale Stammzellen definiert, die die embryonale Nische besser rekapitulieren. Die molekularen Grundlagen dieser frühen Zelllinienentscheidungen sind von grundlegender Bedeutung und haben weitreichende klinische Auswirkungen auf Unfruchtbarkeit, Fehlgeburten, Entwicklungsstörungen und therapeutische Anwendungen von Stammzellen. Ich werde auch erörtern, wie unsere Forschung im Rahmen des britischen Rechtsrahmens durchgeführt wird.
(Übersetzung aus dem Englischen)