Gesundheitsforschung schafft die Basis für den medizinischen Fortschritt. Damit neue wissenschaftliche Erkenntnisse das Leben der Menschen schnellstmöglich verbessern können, optimiert die Forschungspolitik die medizinischen Innovationsprozesse.
Von der Tablette bis zur Vorsorgeuntersuchung – in Apotheken und Arztpraxen nehmen wir vielfältige Leistungen entgegen, meist ohne zu wissen, was alles hinter der Entwicklung einer jeden Neuerung steckt. So erfordert etwa die Entwicklung eines neuen Medikamentes von der Grundlagenforschung bis zum Einsatz in der Regelversorgung durchschnittlich mehr als zehn Jahre.
Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) unterstützt mit seinen vielfältigen krankheitsbezogenen Förderstrategien nicht nur den wissenschaftlichen Erkenntnisgewinn. Zusammen mit der Erforschung und Entwicklung neuer Wirk- und Impfstoffe, neuer Medizinprodukte und Präventionsprogramme verbessert es stetig und gemeinsam mit anderen Bundesministerien jene Rahmenbedingungen, die medizinische Innovationsprozesse stärken und beschleunigen.
Von der Grundlagenforschung ins alltägliche Leben – feste Fahrpläne gibt es nicht
Jede neue medizinische Errungenschaft muss auf dem Weg in die Versorgung einen anspruchsvollen Prozess durchlaufen. Forscherinnen und Forscher weisen zunächst nach, wie akademisch wertvolle Forschungsergebnisse in einen praktischen Nutzen für die Menschen übersetzt werden können. Danach geht es darum, den erwiesenen Nutzen neuer Verfahren in den Versorgungsalltag zu übertragen und dort zu verankern. Dabei machen sich grundlegende Besonderheiten der Gesundheitsforschung bemerkbar:
Gesundheitsforschung braucht Zeit. So müssen beispielsweise Präventionsstudien ihre Teilnehmerinnen und Teilnehmer oft über ganze Lebensabschnitte hinweg begleiten, um wissenschaftlich fundierte Erkenntnisse über gesundheitsfördernde Maßnahmen zu gewinnen. Beispiel Prävention: Aktive Gesundheitsförderung im Alter: Die LUCAS-Studie
Die Entwicklung eines Produktes kann die Investition enormer Ressourcen erfordern. In der Wirkstoffentwicklung geht es dabei in der Regel um mehrstellige Millionenbeträge – und das ohne Erfolgsgarantie für die Geldgeber. Beispiel Medikamentenentwicklung: Fischöl ist gut fürs Herz – Von der Idee zum Medikament
Forschung ist nicht so klar planbar wie etwa der Bau einer neuen Straße. Einer der Gründe ist der schnelle technologische Fortschritt. Immer wieder bringt er neue „Werkzeuge“ hervor, die der Forschung unerwartete Wege eröffnen. Beispiel Augmented Reality: Die computergestützte Erweiterung der Wahrnehmung bietet der Medizintechnik Ansatzpunkte für Innovationen, mit denen die Forschung noch wenige Jahre zuvor noch nicht rechnen konnte. Beispiel Medizintechnik: Pflege mit Durchblick – Augmented Reality bereichert die Pflegepraxis
Von der Erkenntnis aus der Grundlagenforschung bis zur Erprobung beim Menschen
Wirksamkeit und Sicherheit – das sind die Parameter neuer Prozesse und Produkte, die der Transferprozess prüft und sicherstellt. Angesichts seiner Komplexität und der Vielzahl der beteiligten Akteure erfordert er eine intensive Zusammenarbeit. Zudem umfasst der Transferprozess vielfältige Phasen. Zu Beginn steht die Validität grundlegender und vielversprechender Forschungsergebnisse auf dem Prüfstand. Was sich etwa im Reagenzglas oder im Computermodell bewährt, das muss seinen Nutzen erst einmal in Zellkulturen oder Tiermodellen beweisen, bevor es am Menschen geprüft werden kann. In den späten Phasen werden Prozesse oder Produkte bis zur Praxis- oder Marktreife optimiert. Nur wenn das Ergebnis den für die Sicherheit und Unbedenklichkeit des neuen Produkts geltenden hohen Anforderungen der Zulassungsbehörden entspricht, kann der Transfer in den medizinischen Versorgungsalltag erfolgen.
Erfolge der Gesundheitsforschung: Die Spitze einer breiten Forschungspyramide
Von den vielen Ideen und Ansätzen aus der Grundlagenforschung kommen nur wenige in der Versorgungspraxis an. So ist ein neues Arzneimittel häufig das Resultat der Analyse von vielen Tausend Wirkstoffkandidaten. Unter diesen identifizieren Forschende die erfolgversprechendsten und optimieren sie so lange, bis eine Substanz in ausgeklügelten Tests noch besser abschneidet als ihre Vorläufer und schließlich den Versorgungsalltag verbessern kann.
Solche Errungenschaften sind nicht nur eine bloße Frage der Zeit. Zunächst erfolgversprechende Ansätze können sich im fortschreitenden Forschungsprozess plötzlich als „Sackgassen“ erweisen. So kann sich zum Beispiel eine in Gewebekulturen noch zuverlässig wirkende Substanz als unbrauchbar entpuppen, weil der Organismus sie ausscheidet, noch bevor sie ihre Wirkung entfalten kann. Dass beim Transfer von der Präklinik – also der Forschung am Labor- oder Tiermodell – in die klinische Forschung am Menschen viele Forschungsansätze scheitern, liegt in der Natur der Sache. Denn das System Mensch ist einfach viel zu komplex, um seine Reaktionen präzise vorhersagen zu können. In der Praxis angekommene medizinische Innovationen bilden daher nur die Spitze einer breiten Forschungspyramide.
Von der Kette zum Kreislauf: Forschung für die Menschen ist nicht linear
Das Wissen um die „Knackpunkte“ des Transfers und das Know-how, sie zu umgehen, gilt es in allen Phasen dieser Prozesse zu stärken. Wenn Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler schon in der Grundlagenforschung die Anforderungen der klinischen Phasen berücksichtigen, können sie bereits das Design früher Studien auf einen effizienten Transfer ausrichten.
Die akademische Forschung kann den Weg von der Idee bis zum neuen Produkt meist nicht alleine zurücklegen – sie muss mit Praxispartnern und Unternehmen kooperieren. Deshalb ist es wichtig, dass Forschende, die beispielsweise Medizinprodukte entwickeln, frühzeitig industrielle Standards beachten und die späteren Anforderungen der Zulassungsbehörden und der Kostenträger im Blick haben. Zentrale Erfolgsfaktoren des Transfers sind daher kontinuierliche Rückkoppelungen zwischen Forschung, Entwicklung und Anwendung. Transfer ist also keine chronologische Aneinanderreihung abgeschotteter Phasen. Er ist ein auf allen Ebenen vernetztes Kreislaufsystem von Ideen, Erkenntnissen und Erfahrungen – von der Laborbank bis ans Krankenbett und zurück.
Infrastrukturen, die den Transfer beschleunigen
Ein wichtiger Erfolgsfaktor für den Transfer ist die enge Zusammenarbeit der unterschiedlichen Akteure. Um deren Kooperation zu stärken, fördert das BMBF die Entwicklung von Strukturen, in denen Forschung und Versorgung „unter einem Dach“ neue Erkenntnisse gewinnen und nutzen können, um die Versorgung der Patientinnen und Patienten zu verbessern:
Patientinnen und Patienten beteiligen und bioethische Fragen von Anfang an mitdenken
Der Transfer in die tägliche Versorgung kann nur erfolgreich sein, wenn neue Produkte und Verfahren mit den Bedürfnissen und Wünschen der Zielgruppen im Einklang stehen. Deshalb sind auch Patientinnen und Patienten frühzeitig einzubinden. Chancen und Risiken potenzieller Innovationen – wie beispielsweise beim Einsatz Künstlicher Intelligenz – müssen transparent kommuniziert und in der Gesellschaft breit diskutiert werden. Dabei gilt es, schon in der Grundlagenforschung bioethische Fragen von Anfang an mitzudenken.
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