Dank guter medizinischer Versorgung werden Menschen immer älter. Doch mit steigendem Alter wächst das Risiko für viele Krankheiten. Gerade Volkskrankheiten wie Krebs, Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen bleiben eine Herausforderung für die Forschung.
Erkenntnisse der nationalen und internationalen lebenswissenschaftlichen Forschung ermöglichen innovative Strategien für die Diagnostik und Therapie, zunehmend auch für die Früherkennung und die Prävention von Krankheiten. Gesundheitsforschung schafft aber erst dann Fortschritt, wenn die Menschen von ihr profitieren. Oft dauert es noch sehr lange, bis neue wissenschaftliche Erkenntnisse die medizinische Regelversorgung erreichen und ihre Wirkung zum Wohl der Patientinnen und Patienten entfalten. Diese Translation schneller und effektiver zu gestalten ist ein Leitgedanke des Rahmenprogramms Gesundheitsforschung.
Neue Strukturen in der Gesundheitsforschung
Die universitäre, außeruniversitäre und industrielle Gesundheitsforschung in Deutschland ist für ihre wissenschaftliche Leistungsfähigkeit international anerkannt. Die Beschleunigung der Translation stellt die bestehenden Strukturen jedoch vor große Herausforderungen, denn Gesundheitsforschung und Gesundheitsversorgung finden zumeist noch sehr isoliert voneinander statt. Naturwissenschaftlerinnen und Naturwissenschaftler, Ärztinnen und Ärzte müssen sich zukünftig stärker miteinander vernetzen und eng zusammenarbeiten – über die derzeitigen Grenzen von Forschungs- und Versorgungsinstitutionen und auch über die Fächergrenzen hinweg.
Deutsche Zentren der Gesundheitsforschung (DZG)
Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) unterstützt diesen Prozess der Vernetzung und fördert den Aufbau interdisziplinärer Strukturen, die die Translation beschleunigen. Bei der Bekämpfung der Volkskrankheiten ist der Handlungsbedarf besonders drängend. Denn mit höherem Lebensalter steigt auch die Zahl der Menschen, die an Krebs, Diabetes, Herz-Kreislauf- und Lungenerkrankungen, neurodegenerativen Erkrankungen und Infektionen leiden. Seit 2009 wurden sechs Deutsche Zentren der Gesundheitsforschung ins Leben gerufen, die diese Volkskrankheiten intensiv erforschen. Das kooperative Forschungsmodell der DZG soll auf weitere Krankheitsbereiche ausgeweitet werden: Das künftige Deutsche Zentrum für Psychische Gesundheit (DZPG) und das künftige Deutsche Zentrum für Kinder- und Jugendgesundheit (DZKJ) befinden sich derzeit in der Aufbauphase.
Dieser differenzierte Ansatz wird ergänzt durch einen übergeordneten Blick auf die Erkrankungen, wie ihn beispielsweise die Systemmedizin einnimmt. Aus dem Verständnis gemeinsamer Mechanismen und Krankheitsprozesse können sich Ansätze für neuartige Therapien und Prävention ergeben.
Seltene Erkrankungen
Bedeutsam ist auch die große Gruppe Seltener Erkrankungen, von denen jede einzelne nur wenige Menschen betrifft, die in ihrer Gesamtheit jedoch so häufig wie eine Volkskrankheit sind. Allein in Deutschland leiden mehr als vier Millionen Menschen an einer der mehr als 8.000 Seltenen Erkrankungen. Oft handelt es sich um sehr schwere Krankheiten, die eine aufwändige Behandlung und Betreuung erfordern. Derzeit ist nur für etwa die Hälfte der Seltenen Erkrankungen die Ursache bekannt.