Forschung gestalten
Krankheiten besser verstehen, schneller erkennen, zielgerichteter behandeln und künftig vermeiden – dazu braucht es eine starke Gesundheitsforschung. Die Bundesregierung gibt den strategischen Rahmen für eine erfolgreiche Forschung vor.
Gesund und lange leben – in Deutschland sind die Voraussetzungen dafür besser als jemals zuvor: Unsere Lebenserwartung hat sich durch verbesserte Lebensbedingungen und gute medizinische Versorgung in den vergangenen hundert Jahren annähernd verdoppelt. Einst gefürchtete Krankheiten, etwa die Kinderlähmung, sind dank umfassender Impfprogramme hierzulande ausgerottet. Bei anderen Erkrankungen ist es gelungen, die Zahl der Todesfälle deutlich zu reduzieren.
Doch auch im 21. Jahrhundert steht die Medizin vor zahlreichen Herausforderungen. Altersassoziierte und lebensstilbedingte Volkskrankheiten wie Krebs, Diabetes oder Demenz nehmen zu. Weltweit sind wir mit neuen Krankheitserregern konfrontiert, die häufig von Tier zu Mensch übertragen werden und sich aufgrund der stetig wachsenden globalen Mobilität rasch verbreiten können. Die Umwelt und ihre Belastung, etwa durch Feinstaub oder Lärm, beeinflussen maßgeblich, wie gesund, vital und zufrieden die Menschen sind.
Die Gesundheitsforschung kann auf eindrucksvolle Erfolge zurückblicken, aber auch künftig gilt es, die neuesten Möglichkeiten des wissenschaftlichen und technischen Fortschritts zum Wohl der Patientinnen und Patienten zu nutzen. Dem trägt die Bundesregierung mit dem im November 2018 beschlossenen „Rahmenprogramm Gesundheitsforschung“ Rechnung.
Ein Rahmenprogramm – zwei Leitlinien
Zwei Leitlinien prägen das Rahmenprogramm Gesundheitsforschung: „Der Mensch im Mittelpunkt“ und „Personalisierung und Digitalisierung als Schlüssel“.
Alle Menschen sollen gleichermaßen vom medizinischen Fortschritt profitieren. Deshalb macht die Bundesregierung den Zugang zu wirksamen Gesundheitsinnovationen zur Richtschnur ihrer Forschungsförderung. Für die Forschung heißt dies, dass sie die jeweiligen Lebensumstände und Bedürfnisse von Patientinnen und Patienten stärker berücksichtigen und Rückmeldungen aus der Praxis von Anfang an umfassend einbinden muss.
Digitalisierung ermöglicht einen breiteren Zugang zu medizinischem Wissen und insgesamt eine bessere und effizientere Versorgung. Dank digitaler Methoden und molekularbiologischer Erkenntnisse erhalten Forschende immer tiefere Einblicke in die Entstehung von Krankheiten und können so passgenaue Lösungen für deren Prävention oder Behandlung entwickeln. Dies wird die Medizin der Zukunft wesentlich prägen.
Online-Version: Rahmenprogramm Gesundheitsforschung der Bundesregierung
Forschungsförderung – Krankheiten vorbeugen und heilen
Der Blick der Forschung richtet sich künftig noch stärker auf die verschiedenen Bedürfnisse und Wünsche der unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen, beispielsweise auf Kinder und Jugendliche, aber auch auf sozial benachteiligte Menschen sowie auf die Bürgerinnen und Bürger, die in ländlichen Regionen leben. Zudem nimmt das neue Rahmenprogramm Volkskrankheiten wie beispielsweise Krebs sowie psychische Erkrankungen verstärkt in den Blick.
Ein weiterer Schwerpunkt ist die Bekämpfung armutsassoziierter Erkrankungen, unter denen die Menschen in Schwellen- und Entwicklungsländern besonders leiden. International gebündelte Forschungskapazitäten und Ressourcen sollen gefährliche Krankheitserreger und Antibiotikaresistenzen eindämmen, bevor sie sich ausbreiten können.
Mit einer Nationalen Dekade gegen Krebs wird die Bundesregierung die Krebsforschung in Deutschland stärken. Ihr Ziel ist es, die Heilungschancen der Patientinnen und Patienten zu verbessern und möglichst viele Neuerkrankungen zu verhindern.
Optimale Forschungsbedingungen schaffen, um Volkskrankheiten besser bekämpfen zu können – das ist das Ziel der vom BMBF und den Ländern geförderten Deutschen Zentren der Gesundheitsforschung (DZG). In den Jahren 2009 bis 2012 wurden sechs Zentren gegründet, deren Finanzierung langfristig angelegt ist. Zwei weitere Deutsche Zentren sind zurzeit geplant: Ein Zentrum für Kinder- und Jugendgesundheit und ein Zentrum für Psychische Gesundheit.
Innovationsförderung – Medizinischen Fortschritt vorantreiben
Gesundheitsforschung ist dann erfolgreich, wenn sie die Menschen erreicht, doch dauert der Weg einer Forschungsidee bis zum anwendungsreifen Produkt oft noch sehr lange. Die Bundesregierung will diesen Prozess – in der Fachwelt „Translation“ genannt – verkürzen. Eine wichtige Voraussetzung dafür ist das gute Zusammenspiel von Forschung und Praxis sowie der regulatorischen Entscheidungsträger.
Mit Blick darauf führt das Rahmenprogramm alle an diesem Prozess beteiligten Akteure enger zusammen: Forschende und medizinische Fachkräfte, Patientinnen und Patienten – aber auch Expertinnen und Experten aus den Zulassungsbehörden, den Krankenkassen und der Wirtschaft. Dieses Miteinander soll bestehende Hürden in der Translation abbauen und dafür sorgen, dass innovative Ideen schneller zu sicheren Präventions-, Diagnose- und Therapieansätzen werden, die das Leben der Menschen verbessern.
Viele Gesundheitsinnovationen – neuartige Diagnose- und Therapiemöglichkeiten – entstehen oft aus dem interdisziplinären Zusammenspiel von Lebens- und Technikwissenschaften. Das Rahmenprogramm schafft Freiräume für diese kreative Pionierforschung und fördert das Zusammenspiel der Lebenswissenschaften mit wichtigen Schlüsseltechnologien, allen voran der Digitalisierung.
Ein großes Potential für Innovationen liegt in den enormen Datenmengen, die in der medizinischen Forschung und Versorgung entstehen. Denn in Forschungsdaten, Röntgenbildern, Laborwerten und Arztbriefen schlummern wichtige Informationen über die Entstehung und den Verlauf von Krankheiten – und damit wertvolle Hinweise für neuartige Therapieansätze. Um diese stetig wachsende Datenmenge sinnvoll zusammenführen und analysieren zu können, verzahnt das Rahmenprogramm die Gesundheitsforschung mit digitalen Innovationen. Im Fokus stehen dabei Medizininformatik und Künstliche Intelligenz.
Datenschätze heben für eine bessere Versorgung
Treffsichere und individuell maßgeschneiderte Therapien sollen die Behandlung der Patientinnen und Patienten zukünftig revolutionär verbessern. Dafür steht die Medizininformatik-Initiative der Bundesregierung. Ihr Ziel ist es, die im Gesundheitswesen vorhandenen und stetig wachsenden Datenschätze – von Röntgenbildern bis hin zu Erbgut-Analysen – in einer nationalen Infrastruktur zu verknüpfen. Daraus lässt sich neues Wissen für eine bessere Gesundheitsforschung und Versorgung gewinnen. Bis 2021 stellt das BMBF für die Medizininformatik-Initiative mehr als 160 Millionen Euro bereit.
Strukturförderung – Den Forschungsstandort Deutschland stärken
Die Bundesregierung will den Wissenschaftsstandort Deutschland stärken und an die internationale Spitze führen. Ihren Blick richtet sie dabei auch auf die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses.
Das Wissenschaftssystem in Deutschland ist vielfältig und gut aufgestellt. Um seine Effizienz und internationale Wettbewerbsfähigkeit zu steigern, müssen die einzelnen Forschungsstandorte künftig noch stärker Hand in Hand arbeiten. Das Rahmenproramm stellt dafür wichtige Weichen. Es fördert die Vernetzung aller Akteure im deutschen Gesundheitsforschungssystem – von der Hochschulmedizin und den außeruniversitären Forschungseinrichtungen bis hin zu den forschenden Unternehmen.
Eine exzellente Gesundheitsforschung benötigt einen exzellenten wissenschaftlichen Nachwuchs. Das Rahmenprogramm fördert dessen interdisziplinäre Ausbildung. Forschende Ärztinnen und Ärzte sind beispielsweise unerlässlich, um Forschung und Versorgung eng miteinander zu verbinden. Und an den Schnittstellen von Medizin und Informationswissenschaften spielen qualifizierte Datenwissenschaftler eine Schlüsselrolle. Um die besten Köpfe für diese wichtige Aufgabe zu gewinnen, kommt der Nachwuchsförderung in den Förderschwerpunkten des Rahmenprogramms eine zentrale Rolle zu. Die Nachwuchsförderung ist so angelegt, dass Beruf und Familie vereinbar sind.
Spitzenkräfte für die Gesundheitsforschung von morgen
Sie sind ein entscheidendes Bindeglied zwischen Forschung und Versorgung: Ärztinnen und Ärzte, die sowohl in Klinken als auch wissenschaftlich tätig sind. Diese Clinician Scientists und Advanced Clinician Scientists tragen dazu bei, neue Erkenntnisse der Forschung zügig zum Menschen zu bringen und Erkenntnisse aus der Versorgung in die Forschung zurück zu spiegeln. In Deutschland mangelt es jedoch an diesen Fachkräften. Gemeinsam setzen sich das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) deshalb dafür ein, Ausbildung und Karriereperspektiven des klinisch-wissenschaftlichen Nachwuchses langfristig und systematisch zu stärken.