23.03.2023

Afrikanisch-deutsche Forschungsnetzwerke: Nachwuchsförderung trägt Früchte

Nachwuchsforschende aus Subsahara-Afrika tragen mit ihrem Engagement dazu bei, die medizinische Versorgung in ihrer Heimat zu verbessern. Das ist auch ein Erfolg der BMBF-geförderten Forschungsnetzwerke für Gesundheitsinnovationen in Subsahara-Afrika.

Alt-Text: Junger Arzt in Afrika schaut durch ein Mikroskop

In den Ländern südlich der Sahara könnten viele der weit verbreiteten Krankheiten besser erforscht und behandelt werden, wenn die dafür erforderliche Infrastruktur weiterhin auf- und ausgebaut wird. Die vom BMBF geförderten afrikanisch-deutschen Forschungsnetzwerke leisten dazu einen wichtigen Beitrag.

David L/peopleimages.com / Adobe Stock

Das Krankheitsgeschehen in den Ländern Subsahara-Afrikas ist geprägt von regional spezifischen, oft armutsbedingten Infektionskrankheiten wie der Tuberkulose oder durch Parasiten ausgelöste Erkrankungen. Zugleich treten dort auch hierzulande weit verbreitete Erkrankungen wie Diabetes oder Bluthochdruck immer häufiger auf. Das Gesundheitssystem ist aber oft nicht auf diese vielfältigen Bedarfe eingestellt, und es fehlt an Forschung zu den Ursachen von Krankheiten und wirksamen Therapien. Neben gut ausgestatteten Forschungseinrichtungen braucht es daher vor allem Forschende, die sich praxisrelevanten Gesundheitsfragen widmen, eingebettet in ein Netzwerk erfahrener Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler.

Diese Nachwuchskräfte fördert das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) ganz gezielt über die „Forschungsnetzwerke für Gesundheitsinnovationen in Subsahara-Afrika“. Eng in ihr jeweiliges Netzwerk eingebunden, sollen sie wissenschaftliches Arbeiten in all seinen Aspekten erlernen und letztlich langfristig in der Forschung bleiben. Zwischen 2017 und 2022 arbeiteten über 150 junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in den vom BMBF unterstützten Forschungsnetzwerken. Einige von ihnen ziehen hier eine persönliche Bilanz. 

Gezielte Nachwuchsförderung für Subsahara-Afrika

Über 150 junge Nachwuchsforschende aus 14 Ländern Subsahara-Afrikas und Deutschland wurden in der ersten Förderphase der Forschungsnetzwerke für Gesundheitsinnovationen in Subsahara-Afrika gefördert. Neben dem Gehalt wurden beispielsweise die Teilnahme an wichtigen Fachkonferenzen und Schulungen oder technische Ausstattung finanziert. Ihre Master- oder Promotionsarbeiten reichten sie in Fachgebieten wie Mikrobiologie, Epidemiologie, Human- oder Veterinärmedizin ein. Inhaltlich lag der Fokus der Forschung in den fünf Netzwerken auf den bislang unbekannten Ursachen weit verbreiteter Atemwegs- und Verdauungskrankheiten (ANDEMIA), dem besseren Verständnis von Tuberkulose-Langzeitfolgen (TB Sequel), der Eliminierung des beim Menschen schwere Gesundheitsschäden verursachenden Schweinebandwurms (CYSTINET-Africa) sowie dem Kapazitätsaufbau von Forschungsinfrastrukturen für evidenzbasierte Medizin (CEBHA+) und dies speziell für die weit verbreitete Parasitenerkrankung Lymphatische Filariose und in der Folge bspw. die Elephantiasis (TAKeOFF).

Nachwuchsforschende wollen langfristig in der Forschung arbeiten

Die geförderten Nachwuchsforschenden sind hochmotiviert, langfristig ihren Beitrag zu einer besseren medizinischen Versorgung in ihren jeweiligen Ländern zu leisten. „Ich möchte mit Hilfe der erworbenen Fähigkeiten als unabhängiger Forscher dazu beitragen, die Gesundheit in Mozambik zu verbessern“, sagt beispielsweise Celso Khosa, der im Verbund TB Sequel Lungenschäden infolge von Tuberkulose erforscht. Der Ghanaer Derrick Ansu Mensah möchte „weltweit als Anwalt der Gesundheit und dabei insbesondere für tropische Erkrankungen die Gesundheit und Lebensqualität von Menschen verbessern“. Mensah forscht im Netzwerk TAKeOFF an der durch Parasiten ausgelösten Elephantiasis und wird im Sommer 2023 seine Doktorarbeit abschließen. Die Nachwuchsforschenden sind sich einig: Um ihre Ziele zu erreichen, wollen sie auch künftig wissenschaftlich arbeiten, ihre Fach- und Management-Kompetenzen weiter ausbauen und sich so in der internationalen Forschungsgemeinschaft etablieren.

Ohne die finanzielle Unterstützung, so sagen die jungen Geförderten übereinstimmend, könnten sie nicht ausschließlich in der Forschung arbeiten. Aber auch die von ihnen betreuten Projekte und Studien wären ohne die Förderung oft nicht durchführbar. „Gerade Feldstudien sind logistisch und organisatorisch aufwändig und teuer – ohne sie sind aber keine Fortschritte in der Versorgung zu erreichen“, erklärt Fredy Mlowe, der als Veterinär im Verbund CYSTINET-Africa die Übertragung von Bandwurmlarven von Tieren auf den Menschen und deren schwerwiegende gesundheitliche Schäden erforscht.

Motivation durch Teamwork und Erfahrungen vor Ort

Der Kontakt mit den Betroffenen und Beteiligten vor Ort hinterlässt bei den jungen Forschenden offenbar besonders nachhaltigen Eindruck. „Meine Motivation schöpfe ich ganz stark aus der Freude, die ich in den Gesichtern der kranken Menschen sehe, wenn sich ihre Lebensqualität sichtbar verbessert“, erklärt Vera Servaa Opoku, die im Verbund TAKeOFF demnächst ihre Doktorarbeit in Mikrobiologie abschließt. Die in diesem Netzwerk untersuchte Erkrankung Elephantiasis geht mit sehr schmerzhaften extremen Schwellungen der Gliedmaßen einher und ist auch wegen der zusätzlichen schweren psychischen und sozialen Auswirkungen sehr gefürchtet.

Während der Praxisphasen gewinnen die Nachwuchsforschenden zudem wichtige Einblicke in die Alltagssituation vor Ort. „Erst der direkte Kontakt mit den Kranken, aber auch mit Vertretern der Gemeinden, mit den Ärztinnen und Ärzten oder auch dem Pflegepersonal, ermöglicht es uns letztlich, die erforderlichen Maßnahmen auch umzusetzen“, erklärt Fredy Mlowe. Celso Khosa ergänzt einen weiteren Aspekt: „Wir haben die Patientinnen und Patienten bei TB Sequel befragt, wie sie die Behandlung erlebt haben. Das hat uns wichtige Hinweise darauf gegeben, wie wir eine Therapie gestalten sollten, damit sie auch erfolgreich ist.“

Eine andere wichtige Motivationsquelle ist Teamwork und gegenseitiger Austausch – ob mit den Teammitgliedern vor Ort oder mit den Forschungspartnern. Christoph Leschczyk berichtet an einem Beispiel über den Mehrwert, der dabei entsteht: „Auf monatlichen Meetings mit unseren Partnern aus den verschiedenen Standorten können wir über unsere Ergebnisse oder auch die Herausforderungen bei der alltäglichen Laborarbeit diskutieren.“ Leschczyk arbeitet im Netzwerk TB Sequel an Verfahren für eine präzisere Vorhersage über den Verlauf einer Tuberkuloseerkrankung. Auch Ange Badjo arbeitet im ANDEMIA-Netzwerk vor allem im Labor und beschreibt, was sie zusätzlich motiviert: „Die Organisation von Aktivitäten mit täglich klar definierten Aufgaben und das Erlernen neuer Techniken in den Laboren der Partner.“

Erfolge durch Kompetenzaufbau und Networking

Dank der Forschungsförderung durch das BMBF konnten die Nachwuchskräfte vielfältige Kompetenzen erwerben und eigene Fähigkeiten stärken – angefangen bei fundierten Literaturrecherchen und der Anwendung geeigneter Labortechnik über die Entwicklung, Planung und Durchführung eines Forschungsprojekts, das Verfassen von wissenschaftlichen Publikationen oder Berichten für Genehmigungsbehörden bis hin zur Durchführung von Fortbildungen für Pflegepersonal oder Laien. Ganz besonders wichtig aber: Kontakte knüpfen, Teil eines Netzwerks werden. Viele der Geförderten stimmen dem Mikrobiologen John Opoku zu, der ebenfalls bei TAKeOFF forscht: „Die Arbeit im Verbund hat mein Leben verändert. Die Konzentration auf meine Forschung, der Austausch mit international etablierten Wissenschaftlern – das hat meine Karriere ganz entscheidend beeinflusst.“

Die Gesundheitssituation der Menschen im südlichen Afrika verbessern – das ist das Ziel der BMBF-geförderten Forschungsnetzwerke für Gesundheitsinnovationen in Subsahara-Afrika. Zu diesem Ziel trägt der Ausbau von Forschungskapazitäten vor Ort bei, der durch eine enge deutsch-afrikanische Zusammenarbeit in der Gesundheitsforschung erreicht werden soll. Ein besonderer Fokus der Netzwerke liegt auf der Förderung des akademischen Nachwuchses. Zwischen 2017 und 2022 förderte das BMBF fünf Netzwerke, an denen sich 26 Einrichtungen in 14 afrikanischen Staaten sowie zehn deutschen Institutionen beteiligten, mit insgesamt über 55 Millionen Euro. Geleitet wurden die Verbünde jeweils von einem afrikanischen Partner. In einer zweiten Förderphase ab 2023 werden zwei der bisherigen Verbünde fortgeführt sowie vier neue Netzwerke unterstützt.
Forschungsnetzwerke für Gesundheitsinnovationen in Subsahara-Afrika