Patienten mit einem implantierten Defibrillator könnten schon bald Operationen wegen eines Gerätewechsels erspart bleiben. An der Medizinischen Hochschule Hannover wird ein Defibrillator entwickelt, der mithilfe einer externen Ladespule direkt durch die Haut wieder aufgeladen werden kann.
Jahr für Jahr sterben in Deutschland rund 150.000 Menschen am plötzlichen Herztod. Meist sind es bösartige schnelle Kammerarrhythmien wie das Kammerflimmern, die das Herz zum Stillstand bringen. Ohne sofortige Hilfe durch eine Herz-Lungen-Wiederbelebung oder einen Defibrillator haben die Betroffenen kaum eine Überlebenschance. Mit einem Defibrillator versetzt der Notarzt dem aus dem Takt geratenen Pumporgan einen gezielten Stromstoß, woraufhin der Herzmuskel in der Regel seine Arbeit wieder aufnimmt und in seinen normalen Rhythmus zurückfindet. „Wer solch einen Herzstillstand überlebt hat, läuft große Gefahr, dass das Herz erneut streikt”, erläutert Professor Michael Niehaus von der Medizinischen Hochschule Hannover. Eine effektive Therapie dagegen gibt es seit 1984: implantierbare CardioverterDefibrillatoren (ICD), die dauerhaft die Herzfrequenz überwachen und bei lebensbedrohlichen Veränderungen einen elektrischen Stromstoß abgeben – ähnlich wie ein Herzschrittmacher, nur viel stärker. Rund 8.000 solcher Geräte wurden hierzulande im vergangenen Jahr eingepflanzt, 70 Prozent der Träger sind Männer, 30 Prozent Frauen. Die implantierbaren Defibrillatoren haben jedoch einen großen Nachteil: Nach zirka drei bis fünf Jahren ist ihre Batterie leer, der Defibrillator muss in einer Operation ausgetauscht werden. Neben dem grundsätzlichen Operationsrisiko besteht bei jedem Eingriff auch die Gefahr, dass Komplikationen mit den Elektroden auftreten, die die Stromreize ins Herz leiten.
Gerät zur Marktreife entwickeln
Mit Unterstützung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) entwickelt das Hannoveraner Team um Niehaus in Kooperation mit der Universität Hannover und dem Medizintechnikhersteller Guidant einen implantierbaren Defibrillator, dessen Batterien sich direkt durch die Haut wieder aufladen lassen. „Wir gehen von einer Laufzeit von mindestens 15 Jahren aus”, so Niehaus. Nach ausführlichen Labortests läuft inzwischen mit dem Prototypen ein Langzeitversuch am Schaf. Schließlich muss vor einer Anwendung am Menschen gewährleistet sein, dass der Ladevorgang nicht schmerzt, die Haut dabei nicht zu warm wird und sich nicht entzündet. Aufgrund der ersten Ergebnisse ist Niehaus zuversichtlich, den neuen Defibrillator zur Marktreife bringen zu können. Der regelmäßige Austausch der konventionellen Geräte verursacht mit rund 20.000 Euro pro ICD enorme Kosten. „Ein 50jähriger Patient mit einer Durchschnittslebenserwartung von cirka 75 Jahren beispielsweise braucht fünf bis sieben Geräte. In Deutschland kann jede Klinik aber pro Jahr nur eine bestimmte Summe für diesen Eingriff ausgeben”, erläutert Niehaus.
Die Implantation eines Defibrillators empfiehlt sich bei Patienten, die bereits wegen eines HerzKreislaufStillstandes wieder belebt werden mussten, und bei manchen Herzerkrankungen, die mit stark vergrößerten Herzen und sehr schlechter Pumpfunktion einhergehen. Dazu zählen Patienten nach einem schweren Herzinfarkt oder nach einer Herzmuskelentzündung mit einer HerzPumpLeistung unter 30 Prozent sowie manche Patienten mit angeborenem Herzfehler.
Ansprechpartner:
Univ.Professor Dr. Michael Niehaus
Facharzt für Innere Medizin/Kardiologie
Oberarzt der Abteilung für Kardiologie und Angiologie
Medizinische Hochschule Hannover
Carl-Neuberg-Straße 1
30625 Hannover
Tel.: 0511 5324666
Fax: 0511 5328667
E-Mail: niehaus.michael@mhhannover.de