30.06.2020

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Blutplasma – wirksame Therapie bei COVID-19?

Antikörper aus dem Blut von Menschen, die eine Corona-Infektion durchgemacht haben, könnten die Therapie schwerkranker COVID-19-Patientinnen und -Patienten unterstützen. Die Wirksamkeit dieser Plasmatherapie wird mit der RECOVER-Studie klinisch geprüft.

Drei Beutel mit Blutplasma

Das Blutplasma bereits genesener Patientinnen und Patienten könnte bei der Behandlung an COVID-19 erkrankter Menschen helfen.

Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE)

Die Forschung für Impfstoffe, Medikamente und Therapieansätze gegen das Coronavirus SARS-CoV-2 läuft auf Hochtouren. Bei der Behandlung der durch das Virus verursachten Erkrankung COVID-19 könnte das Blutplasma von Menschen, die bereits eine Corona-Infektion hinter sich haben, helfen. Denn dieses sogenannte Rekonvaleszenten-Plasma weist Antikörper gegen SARS-CoV-2 auf, die an die Oberfläche des Virus binden und die Infektion weiterer Zellen im Körper verhindern können. Forschungsteams weltweit sehen darin einen vielversprechenden Behandlungsansatz, der angewendet werden könnte, bis wirksame Medikamente gegen die Erkrankung verfügbar sind. Für die Plasmatherapie wird entweder das zellfreie Blutplasma oder ein sogenanntes Hyperimmunserum genutzt. Letzteres wird aus Plasmaspenden gewonnen und enthält eine besonders hohe Konzentration von Antikörpern.

Ob dieser Therapieansatz den Betroffenen auch wirklich helfen kann, untersucht eine Studie unter Federführung des Universitätsklinikum Heidelberg. Das Vorhaben mit dem Kürzel RECOVER ist die zweite vom Paul-Ehrlich-Institut genehmigte klinische Studie, die in Deutschland zur Behandlung mit Rekonvaleszenten-Plasma durchgeführt wird. In die Studie werden an COVID-19 erkrankte Menschen mit frühen Symptomen eingeschlossen, bei denen ein hohes Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf besteht. Dazu zählen zum Beispiel ältere Patientinnen und Patienten sowie Krebskranke, deren Immunsystem nach einer Stammzelltransplantation oder Chemotherapie besonders geschwächt ist. Der Effekt einer Behandlung mit Plasma wird mit der Standard-Therapie verglichen.

„Die Teilnehmenden sind bei Einschluss in die Studie noch nicht schwer erkrankt“, sagt der Koordinator der Studie, Prof. Dr. Carsten Müller-Tidow, von der Universität Heidelberg. „Wenn es gelingt, bei diesen Patientinnen und Patienten einen schweren Verlauf abzuwenden, kann dies gerade auch Hoch-Risiko-Patienten Hoffnung geben.“

Die Idee, Viruserkrankungen mit Antikörpern aus Blutplasma zu bekämpfen, ist nicht neu: Wichtige Erfahrungen mit diesem Prinzip wurden bereits bei der Behandlung von Patientinnen und Patienten gesammelt, die sich mit verwandten Viren wie SARS-CoV-1 und MERS angesteckt hatten.

Neuer Test hilft bei der Suche nach Plasma-Spendern

Zur Identifikation passender Plasmaspender haben Forschende der Abteilung Virologie des Universitätsklinikums Heidelberg einen neuartigen Test entwickelt, der hocheffektive Antikörper gegen das Virus detektiert. Derzeit werden passende Plasmaspender rekrutiert, bis Ende Juni soll der erste Patient in die Studie eingeschlossen werden. Die RECOVER-Studie ist ein interdisziplinäres Vorhaben, bei dem Forschungsteams  aus Heidelberg und mehreren Universitätskliniken sowie große kommunale Krankenhäuser in ganz Deutschland zusammenarbeiten. Sie richten ihren Blick nicht nur in die nahe, sondern auch in die fernere Zukunft: „Falls dieser Ansatz erfolgreich ist, kann er als Blaupause dienen, um auch bei zukünftigen viralen Pandemien die Lücke zwischen dem Auftreten eines neuen Virus und dem Vorhandensein eines effektiven Impfschutzes zu überbrücken“, so Müller-Tidow.

Das Bundesministerium für Bildung und Forschung öffnete zu Beginn der SARS-CoV-2 Pandemie das Rapid Response Modul der „Richtlinie zur Förderung eines Nationalen Forschungsnetzes zoonotische Infektionskrankheiten“ für einen Förderaufruf zur Erforschung von COVID-19. Ab dem 3. März 2020 konnten Forschende Anträge stellen, um zum Verständnis des Virus und dessen Ausbreitung beizutragen sowie um therapeutische und diagnostische Ansätze gegen COVID-19 zu entwickeln.

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