Digital aktiv – Chancen, Herausforderungen und ethische Implikationen der Selbsthilfe

Patientenorganisationen setzen bei ihrer Arbeit immer häufiger gezielt auf digitale Instrumente. Der Forschungsverbund PANDORA analysiert die dabei aufkommenden ethischen Aspekte und entwickelt gemeinsam mit Betroffenen ein Evaluationstool.

Zwei Personen sitzen am Computer und diskutieren miteinander

Patientenvertretungen nutzen immer häufiger digitale Instrumente. Der PANDORA-Verbund erforscht die ethischen Aspekte dieser Aktivitäten. Dazu befragen die Forschenden die Akteure in den Organisationen und entwickeln gemeinsam mit ihnen Evaluationstools.

Konstantin Yuganov / Adobe Stock

PANDORA – Patientenorientierte Digitalisierung: Eine ethische Analyse der Rolle von Patientenorganisationen als Akteure im Zusammenhang mit der Digitalisierung in der gesundheitsbezogenen Forschung und Versorgung

Digitale Technologien und Plattformen sind für Patientenorganisationen (PO) ein neues und wirk­sames Mittel, um ihre Interessen zu vertreten, an Entscheidungsprozessen teilzunehmen und eine breitere Öffentlichkeit zu informieren. Einige Organisationen fördern oder initiieren inzwischen sogar aktiv Digitalisierungsprojekte in Forschung und klinischer Versorgung. Je intensiver die digitalen Instrumente genutzt werden, desto mehr stellt sich die Frage, ob sie auch unter ethischen Aspekten angemessen und verantwortungsbewusst verwendet werden. Wie kann mit Autonomie und Privatheit aber auch mit Datenkompetenz und -souveränität von Patientinnen und Patienten umgegangen werden? Wie können mögliche Interessenkonflikte bei der Zusammenarbeit mit anderen Akteuren wie Pharmaunternehmen oder privaten App-Anbietern vermieden werden?

Die Forschungsgruppen im von Prof. Sabine Wöhlke geleiteten PANDORA-Verbund wollen sich diesen Fragen in mehreren Schritten nähern. Zunächst analysieren sie Digitalisierungs- und E-Health-Projekte von PO unter ethischen und sozialen Gesichtspunkten. Zu diesem Zweck entwickeln sie einen detaillierten Fragebogen und führen zudem stichprobenartige Interviews mit PO-Akteuren. Aus den Antworten will das Forschungsteam die ethischen Implikationen in Bezug auf Datensouveränität und Vertrauen ableiten und Auswirkungen auf die Arbeit innerhalb von PO, etwa bei der Beteiligung ihrer Mitglieder, herausarbeiten.

Nach der Analyse will der PANDORA-Verbund gemeinsam mit den Akteuren ein Evaluationstool für PO entwickeln, mit dem diese ihre Digitalisierungsprojekte zu zentralen ethischen Fragen analysieren und bewerten können. Die Erkenntnisse und Empfehlungen aus dem Forschungsverbund sollen zudem über Podcasts breit zugänglich gemacht werden. Dies soll die Fähigkeit von Patientinnen und Patienten fördern, ethische Aspekte zu reflektieren und somit ihre digitale Kompetenz im Bereich Forschung und klinische Versorgung stärken.

Weitere Informationen:
Forschungsprojekt Pandora

Förderinitiative: Forschung zu ethischen, rechtlichen und sozialen Aspekten (ELSA) der Digitalisierung, von Big Data und Künstlicher Intelligenz in der Gesundheitsforschung und -versorgung

Projektvolumen: 904.000 Euro

Projektlaufzeit: 01.12.2021-30.11.2024

Projektleitung:
Prof. Dr. Sabine Wöhlke
Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg
Fakultät Life Sciences
Department für Gesundheitswissenschaften
Ulmenliet 20
21033 Hamburg
040 42875-6512
sabine.woehlke@haw-hamburg.de

Projektpartner:
Prof. Dr. Marie-Luise Dierks, Medizinische Hochschule Hannover, Institut für Epidemiologie, Sozialmedizin und Gesundheitssystemforschung

Prof. Dr. Claudia Wiesemann, Prof. Dr. Silke Schicktanz, Georg-August-Universität Göttingen, Universitätsmedizin Göttingen, Institut für Ethik und Geschichte der Medizin