Effektive Therapie für Bechterew-Patienten

TNF (Tumor-Nekrose-Faktor)-alpha-Blocker können die Krankheitsaktivität bei einem Großteil der an Morbus Bechterew (ankylosierende Spondylitis) erkrankten Patienten deutlich reduzieren. Signifikante Verbesserungen ergeben sich auch bei Funktion und Beweglichkeit der Wirbelsäule und der Lebensqualität der Betroffenen. Die Behandlung der ankylosierenden Spondylitis mit TNF-alpha-Blockern kann daher als Durchbruch in der Morbus Bechterew-Therapie bezeichnet werden. Zu diesem Ergebnissen kommt die weltweit erste, placebokontrollierte Studie zur Wirksamkeit des TNF-alpha-Blockers Infliximab (Remicade®) bei Patienten mit aktiver ankylosierender Spondylitis.


Morbus Bechterew, eine chronisch entzündliche rheumatische Erkrankung, die oft zur Verknöcherung und Versteifung der Wirbelsäule führt, wird meist spät erkannt. Durchschnittlich vergehen sieben Jahre, bis die Krankheit diagnostiziert wird. Eine Möglichkeit, die zu Grunde liegende Wirbelsäulenentzündung wirksam einzudämmen, gibt es bisher nicht. Die Behandlung beschränkt sich meist auf Schmerzlinderung, Physiotherapie und Abmilderung der begleitenden Gelenksentzündung. Die Patienten sind in ihrer Beweglichkeit und Lebensqualität zum Teil erheblich eingeschränkt. Durch Komplikationen kann die Krankheit in Einzelfällen sogar zum Tod führen. Der körpereigene Botenstoff TNF-alpha konnte in den entzündeten Gelenken von Morbus Bechterew-Patienten vermehrt nachgewiesen werden, er scheint an der Aufrechterhaltung der chronischen Entzündung beteiligt zu sein.


Deutliche Besserung
In einer placebokontrollierten Studie konnte die Wirksamkeit des TNF-alpha-Blockers Infliximab (Remicade®) bei Patienten mit aktiver ankylosierender Spondylitis wissenschaftlich belegt werden. Acht rheumatologische Kliniken aus dem gesamten Bundesgebiet schlossen insgesamt 70 Patienten in die Studie ein. Die Therapie mit dem TNF-alpha-Blocker führte zu einer raschen und deutlichen Besserung des Krankheitsbildes. Nach zwölf Wochen war die Krankheitsaktivität bei 53 Prozent der mit Infliximab behandelten Patienten um mindestens die Hälfte zurückgegangen. Eine vergleichbare Besserung zeigten nur neun Prozent der Placebo-Patienten. Auch die Alltagsfunktion und Lebensqualität der Patienten, die Infliximab bekamen, verbesserten sich signifikant. Die Einnahme von nichtsteroidalen Antirheumatika konnte bei 56 Prozent von ihnen um mehr als die Hälfte reduziert werden. Diese Reduktion war bei nur 19 Prozent der Placebo-Patienten möglich. Auch wenn Langzeitdaten noch ausstehen, gehen Experten davon aus, dass die effektive Unterdrückung der Entzündung bei Morbus Bechterew auch der gefürchteten Wirbelsäulenversteifung vorbeugen kann. Der TNF-alpha-Blocker wurde von den meisten Patienten gut vertragen. Wegen möglicher Nebenwirkungen sollte die neue Therapie aber nur in Zentren mit spezieller rheumatologischer Erfahrung eingesetzt werden. Bisher ist Infliximab (Remicade®) nur für die Therapie von Patienten mit schwerer, therapieresistenter rheumatoider Arthritis und zur Behandlung von Morbus Crohn, einer chronisch-entzündlichen Darmerkrankung zugelassen.

 

Bündelung der Kompetenzen
Bemerkenswert an der Studie ist, dass die Initiative von Wissenschaftlern ausging und nicht von der Pharmaindustrie. Die erfolgreiche Durchführung der Studie, die unter Experten als Meilenstein in der Behandlung des Morbus Bechterew gilt, wurde vor allem durch die gelungene Vernetzung rheumatologischer Institutionen im Kompetenznetz Rheuma möglich. Das Kompetenznetz Rheuma verfolgt das Ziel, die Versorgung von Rheumakranken entscheidend zu verbessern und eine international konkurrenzfähige Rheumaforschung zu etablieren. Es ist eines von bisher zwölf vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) initiierten Kompetenznetzen in der Medizin, die über einen Zeitraum von maximal fünf Jahren mit bis zu zweieinhalb Millionen Euro pro Jahr gefördert werden. Durch die enge Zusammenarbeit von Grundlagenforschern, Ärzten an Universitätskliniken und Krankenhäusern, niedergelassenen Rheumatologen und Patienten werden die vorhandenen Kompetenzen im Bereich der Rheumatologie vernetzt, und Forschungsergebnisse können den Patienten möglichst schnell zugute kommen.


Weitere Informationen:
http://www.rheumanet.org und http://www.kompetenznetze-medizin.de

Ansprechpartner:
Prof. Dr. med. Jürgen Braun
Leitender Arzt
Rheumazentrum Ruhrgebiet
St. Josefs-Krankenhaus
Landgrafenstr. 15
44652 Herne
Tel: 0 23 25 / 5 92-1 31
Fax: 0 23 25 / 5 92-1 36
E-Mail: j.braun@rheumazentrum-ruhrgebiet.de

April 2002