Das Deutsche Zentrum für neurodegenerative Erkrankungen e. V. (DZNE) feiert sein zehnjähriges Bestehen. Die Forschenden entschlüsseln die Ursachen der Erkrankungen und entwickelt Strategien zur Prävention, Therapie, Pflege und Patientenversorgung.
Das DZNE wurde am 3. April 2009 vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und den beteiligten Bundesländern gegründet. Seitdem hat es sich zu einer international angesehen Forschungseinrichtung entwickelt. Das DZNE umfasst heute bundesweit zehn Standorte und rund 1.100 Beschäftigte aus mehr als 50 Nationen. Es kooperiert eng mit Universitäten, deren Kliniken und anderen Forschungseinrichtungen. Das DZNE ist Mitglied der Helmholtz-Gemeinschaft und wird vom BMBF und von seinen Sitzländern gefördert.
Anja Karliczek, Bundesministerin für Bildung und Forschung, sagte anlässlich des Jubiläums: „Eine Demenz-Erkrankung verändert alles. Wenn das Gedächtnis schwindet, bedeutet das einen schweren Einschnitt in das Leben der Patienten und ihrer Angehörigen. Für Demenz und Alzheimer gibt es derzeit noch keine Heilungsmöglichkeiten. Da wir immer älter werden, steigt auch die Zahl der Betroffenen. Deshalb ist Demenzforschung so wichtig. Patientenversorgung und Forschung müssen dabei Hand in Hand gehen, damit medizinische Fortschritte schnell bei den Betroffenen ankommen. Das DZNE leistet seit zehn Jahren Spitzenforschung, um optimale Therapien zu ermöglichen und Präventionsansätze zu finden.“
Infrastruktur für Spitzenforschung
An nahezu allen Standorten entstanden für das DZNE neue Forschungsgebäude. Deren Bau wurde zum Großteil von den Sitzländern, dem BMBF oder Kooperationspartnern finanziell unterstützt. In Bonn beispielsweise - mit fast 600 Mitarbeitern größter Standort des DZNE - haben Bund und Land NRW gemeinsam 126,8 Millionen Euro in einen Neubau investiert. „Gerne hat das Land NRW dazu beigetragen, mit dem Bonner Neubau des DZNE einen Ort für Spitzenforschung zu schaffen. Hier arbeiten Fachleute aus aller Welt an Strategien gegen Demenz und anderen Folgen neurodegenerativer Erkrankungen. Eine solche Forschungseinrichtung ist ein Juwel für die Region und ganz Nordrhein-Westfalen“, so Klaus Kaiser, Parlamentarischer Staatssekretär im Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes NRW. „Auch freuen wir uns, dass das DZNE über seine Standorte in Bonn und Witten gleich doppelt in Nordrhein-Westfalen vertreten ist. Dadurch wird die gesamte Bandbreite von der Grundlagenforschung im Labor bis zur patientennahen Versorgungsforschung abgedeckt.“
Fachübergreifende Forschungsstrategie
„Alzheimer, Parkinson und andere neurodegenerative Erkrankungen sind enorm komplex. Nur eine multidisziplinäre Forschungsstrategie birgt Aussicht auf neue effektive Strategien gegen diese Erkrankungen. Mit dem DZNE haben wir deshalb eine Forschungseinrichtung aufgebaut, die Experten aus unterschiedlichen Fachbereichen zusammenbringt“, so Prof. Pierluigi Nicotera, Gründungsdirektor und Vorstandsvorsitzender des DZNE. In den vergangenen zehn Jahren konnte das DZNE wichtige Erkenntnisse liefern. „Unsere Wissenschaftler haben zum besseren Verständnis von Krankheitsmechanismen beigetragen und Biomarker identifiziert, die bei der Diagnose und der Entwicklung neuer Behandlungsmöglichkeiten von Nutzen sein können. Überdies haben wir ein einzigartiges klinisches Netzwerk geschaffen, das sich dank unserer verschiedenen Standorte bundesweit erstreckt. Dadurch können wir große Patientengruppen in die Erprobung neuer medizinischer Ansätze einbeziehen.“
Das DZNE wolle aber nicht nur den Weg für künftige Therapien bereiten, sondern jetzt schon helfen, so Nicotera. „Vonseiten der Versorgungsforschung befassen wir uns damit, wie sich die Situation von Menschen mit Demenz und pflegenden Angehörigen erleichtern lässt. Das DZNE hat Maßnahmen entwickelt und im Modellprojekt erprobt, die helfen können, die Lebensqualität zu verbessern. Unser Ziel ist, dass sich diese Maßnahmen in der Routineversorgung etablieren. Auch in der Präventionsforschung gehen wir neue Wege. Mit der sogenannten Rheinland Studie, die in Bonn stattfindet, wollen wir herausfinden, welche Schutz- und Risikofaktoren die Gesundheit von Erwachsenen bis ins hohe Alter beeinflussen. Dazu möchten wir die gesundheitliche Entwicklung von bis zu 30.000 Personen über Jahrzehnte hinweg begleiten.“
Potential für neue Therapien
Über den Kampf gegen Alzheimer, die häufigste neurodegenerative Erkrankung, sagte Nicotera: „Während viele Therapieansätze bisher nicht erfolgreich waren, sehen wir Potential in Behandlungsstrategien, die auf noch relativ neuen Erkenntnissen beruhen. Wir glauben, dass entzündungshemmende Therapien besonders vielversprechend sind.“ Das DZNE forscht bereits an Therapieansätzen, die das Immunsystem beeinflussen. Es werde voraussichtlich mehr als nur ein Gegenmittel brauchen, um Alzheimer zu bekämpfen, so Nicotera: „Die Zukunft liegt wahrscheinlich in einer sehr frühen Behandlung und in Kombinationstherapien.“
IT für die Forschung
Nicotera betonte zudem die Bedeutung von IT-Technologien: „Bei der Analyse von Forschungsdaten werden IT-Technologien eine immer größere Rolle spielen. Technologie-Giganten beteiligen sich immer mehr an der medizinischen Forschung und setzen dabei enorme Mittel ein. Als öffentlich gefördertes Institut wollen wir Schritt halten. Im DZNE nutzen wir daher künstliche Intelligenz und neuartige Computertechnologien für die Auswertung von Big Data, wie sie etwa bei der Genom-Analyse anfallen. So wollen wir die Komplexität neurodegenerativer Erkrankungen besser verstehen, Risikofaktoren identifizieren und Grundlagen für neue Therapien schaffen. Dementsprechend legen wir bei der Anwendung von IT-Technologien großen Wert auf Datensicherheit und kooperieren mit CISPA, dem Helmholtz-Zentrum für Informationssicherheit, um sensible Personendaten zu schützen.“