Wissenschaftler aus Aachen und Duisburg haben ein neues Messsystem entwickelt, mit dem Mediziner die ambulante Therapie der Herzschwäche überwachen und optimieren können. Patienten mit einer fortgeschrittenen chronischen Herzinsuffizienz müssen häufig in die Klinik, weil sich ihre Herzfunktion trotz medikamentöser Therapie immer wieder verschlechtern kann. Die neue Herz-Kapsel warnt frühzeitig vor einer verminderten Pumpleistung des Herzens.
Sie kann damit Krankenhausaufenthalte verhindern und erhebliche Kosten sparen. „Ist die weitere Entwicklung erfolgreich, können wir in circa zwei Jahren ein dauerhaftes ambulantes Monitoring bei Patienten mit fortgeschrittener Herzinsuffizienz realisieren. Dies ermöglicht den Betroffenen ein weitgehend autonomes Leben zu Hause“, so der Projektleiter Professor Thomas Schmitz-Rode vom Lehrstuhl für Angewandte Medizintechnik der RWTH Aachen.
Das im Durchmesser nur einige Millimeter große Implantat setzen Ärzte ambulant mit einem Katheter in eine Verzweigung der Lungenarterie ein. Dort registrieren die Sensoren der Kapsel den Druck und die Temperatur und senden diese Informationen über einen Mikrotransponder und eine Mikroantenne an die externe Lesestation. Die Lesestation sendet dabei drahtlos Energie an die Kapsel, sodass die Herz-Kapsel selbst keine Batterie benötigt - das spart Platz. Am Computer kann der behandelnde Arzt anhand dieser telemetrischen Daten die Pumpleistung der linken Herzkammer beurteilen, frühzeitig Verschlechterungen erkennen und die Therapie entsprechend anpassen. Der Patient muss dazu nicht einmal in die Praxis kommen. Bisher waren diese Messungen nur auf Intensivstationen mit einem Spezialkatheter möglich. Das neue System hingegen erlaubt es, die Herz-Kreislauf-Leistung in der häuslichen Umgebung dauerhaft zu beobachten. 2004 gewann das Projekt „Herz-Kapsel“ den Innovationswettbewerb zur Förderung der Medizintechnik des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF).
Kleine Kapsel – großer Gewinn
Die neue Entwicklung verbessert die Situation der Betroffenen erheblich. Patienten mit einer chronischen Herzinsuffizienz leiden unter körperlicher Schwäche, Luftnot und Flüssigkeitseinlagerungen in der Lunge und den Beinen. Anfangs bestehen diese Symptome nur bei körperlicher Belastung, im fortgeschrittenen Stadium auch schon bei kleinsten Anstrengungen (z. B. Treppensteigen) oder gar in Ruhe. Im Laufe der Erkrankung treten immer wieder Dekompensationen - Verschlimmerungen der Herzschwäche - auf, ausgelöst beispielsweise durch einen Infekt. Meistens ist dann eine stationäre Behandlung im Krankenhaus nötig. Mit dem Frühwarnsystem kann der Hausarzt eine sich anbahnende Dekompensation durch Änderung der Medikation - z. B. Dosiserhöhung der Wassertabletten (Diuretika) - abwenden und damit dem Patienten den Klinikaufenthalt ersparen. Dr. Christoph Monfeld vom Aachener Kompetenzzentrum Medizintechnik erklärt: „Die Herzinsuffizienz zählt mit circa 1,8 Millionen Betroffenen in Deutschland zu den häufigsten internistischen Erkrankungen und jährlich kommen 200.000 bis 300.000 Patienten hinzu. Schätzungsweise drei Prozent der Gesamtausgaben im Gesundheitssystem sind auf direkte oder indirekte Kosten der Herzinsuffizienz zurückzuführen, sodass die Herz-Kapsel die Gesundheitskosten erheblich senken könnte.“
Ansprechpartner:
Dr. Christoph Monfeld
Aachener Kompetenzzentrum Medizintechnik (AKM)
Dennewartstraße 25–27
52068 Aachen
Tel.: 0241 963-2422
Fax: 0241 963-2421
E-Mail: c.monfeld@akm-aachen.de
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