Befürwortern gilt die Corona-Warn-App als zentrales Element bei der Infektionsbekämpfung, Skeptiker äußern Bedenken mit Blick auf Datensicherheit und persönliche Freiheiten. Im Forschungsprojekt ELISA geht man diesem ethischen Dilemma auf den Grund.
Die Corona-Warn-App des Robert Koch-Institutes gilt als zentrales Tool zur Eindämmung der aktuellen Corona-Pandemie – sie kann einen wichtigen Beitrag dazu leisten, Infektionsketten zu durchbrechen. Dazu muss die (freiwillige) App jedoch von möglichst vielen genutzt werden. Die öffentliche Meinung zur App, die bis Mitte Dezember fast 24 Millionen Menschen heruntergeladen und installiert hatten, bleibt jedoch geteilt. Während ihre Befürworter vom Nutzen der App überzeugt sind, äußern Skeptiker Bedenken mit Blick auf die Datensicherheit und sehen ihre persönliche Freiheit gefährdet.
Aus diesem ethischen Dilemma lässt sich die zentrale Forschungsfrage im Projekt ELISA ableiten, das an der Abteilung für Medizinische Ethik und Geschichte der Medizin der Ruhr-Universität Bochum (RUB) durchgeführt wird: Wie werden Livetracking-Applikationen zur Kontrolle der Pandemie bewertet und unter welchen Bedingungen ist ihr Einsatz moralisch gerechtfertigt? „Am Beispiel der Corona-Warn-App untersuchen wir die Chancen und Risiken der digitalen Kontaktnachverfolgung. So wollen wir aufzeigen, wie die Potenziale einer aufgeklärten und informierten Nutzung der Technik so ausgeschöpft werden können, dass ein selbstbestimmter Umgang möglich wird und zugleich hohe Nutzungszahlen erreicht werden können“, erläutert Dr. Joschka Haltaufderheide von der RUB. Zusammen mit Dr. Dennis Krämer leitet er das Projekt, das seit Oktober 2020 vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert wird.
In einem sozialwissenschaftlichen Teilprojekt betrachten die Forschenden zunächst das heterogene Stimmungsbild. Mittels einer qualitativen Interviewstudie wird erfragt, wie medizinische Berufsverbände, Ärztekammern und Krankenhausmitarbeitende sowie Wissenschaftler, Informatiker und Aktivisten den Nutzen von Livetracking-Apps im Zusammenhang mit SARS-CoV-2 bewerten. Ein philosophisches Teilprojekt analysiert aus ethischer Perspektive, unter welchen Umständen und in welchen Situationen die Erhebung klinisch relevanter Daten ethisch zulässig sowie unter der Prämisse der informierten Einwilligung der Nutzer moralisch vertretbar ist. Aufbauend auf ihren Erkenntnissen wollen die Forschenden Handlungsempfehlungen für den Umgang mit und für die Weiterentwicklung von solchen Anwendungen geben.
Förderinitiative Richtlinie zur Förderung eines Nationalen Forschungsnetzes zoonotische Infektionskrankheiten / Rapid Response Modul vom 3. März 2020
Projektvolumen: 132.757 Euro
Projektlaufzeit: 01.10.2020 - 30.09.2021
Projektleitung:
Prof. Dr. Dr. Jochen Vollmann
Ruhr-Universität Bochum
Medizinische Fakultät – Institut für Medizinische Ethik und Geschichte der Medizin
Markstr. 258a
44799 Bochum
0234 32-23394
ethik.geschichte.medizin@ruhruni-bochum.de
Weiterführende Informationen:
https://elisa-projekt.blogs.ruhr-uni-bochum.de/