Zu diesem Schluss kommen Wissenschaftler des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) unterstützten Forschungszentrums Jülich. Bei Männern läuft das so genannte autobiographische Gedächtnis demnach stärker als bei Frauen in Bezirken ab, die für die räumliche Orientierung zuständig sind. Dagegen erinnern sich Frauen mit Arealen, in denen sonst intensives Nachdenken stattfindet.
Professor Gereon Fink, Leiter der Arbeitsgruppe „Kognitive Neurologie” am Forschungszentrum Jülich, möchte die Unterschiede allerdings nicht überbewerten: „Wir haben gezeigt, dass es beim autobiographischen Erinnern große Gemeinsamkeiten zwischen Männern und Frauen gibt. Viele Hirnregionen werden bei beiden Geschlechtern gleichermaßen aktiv.” Außerdem wirken sich die beobachteten Differenzen nicht auf die Qualität der Erinnerung aus: „Beide Geschlechter nehmen zum Beispiel die durch die Erinnerung hervorgerufenen Emotionen ähnlich intensiv war”, so Fink.
Für ihre Studie hatten die Jülicher Forscher zehn junge Männer und zehn junge Frauen mithilfe der funktionellen Kernspintomographie untersucht. Diese Aufnahmetechnik erlaubt es, aktivierte Hirnareale darzustellen. Die Studienteilnehmer lasen während der Untersuchung Sätze, in denen Situationen aus ihrem Leben beschrieben waren, die sie in besonders guter oder schlechter Erinnerung hatten. Sie wurden aufgefordert, sich die entsprechende Situation so intensiv wie möglich vorzustellen.
Die Studie ist Teil eines größeren Projektes, mit dem Fink und seine Mitarbeiter klären wollen, wie wir uns erinnern. Zurzeit wird in Jülich überprüft, ob das autobiographische Gedächtnis bei älteren Männern und Frauen anders funktioniert als bei jungen Menschen. Fink: „Wenn wir wissen, was sich in verschiedenen Lebensaltern beim Erinnern im Gehirn abspielt, können wir untersuchen, welche Auffälligkeiten bei Gedächtnisstörungen bestehen, zum Beispiel bei der Alzheimer-Erkrankung. Ein besseres Verständnis von normalen und pathologischen Alternsprozessen des Gedächtnisses führt uns langfristig zu besseren diagnostischen Möglichkeiten und eventuell auch zu besseren Therapien.”
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