Patientinnen und Patienten mit rheumatoider Arthritis wird häufig zu einer Diät geraten, die reich an Omega-3-Fettsäuren ist. Zumeist bedeutet das: viel Fisch beziehungsweise Fischöl. Eine gleichwertige Alternative ist ein Öl aus der Mikroalge Schizochytrium.
Ein Öl aus Mikroalgen kann die Beschwerden von Patientinnen und Patienten mit rheumatoider Arthritis lindern, denn es ist eine wichtige Quelle für langkettige Omega-3-Fettsäuren. Die Fettsäuren wirken im Körper entzündungshemmend und mildern daher die Symptome. Das Öl stellt damit eine rein pflanzliche Alternative zu Fisch beziehungsweise Fischölen dar. „Für Rheumatiker, die nicht jeden Tag Fisch oder Fischöl zu sich nehmen möchten, ist das Algenöl eine sehr gute Alternative. Es hat keinen so intensiven Geschmack und lässt sich daher gut beispielsweise unter den Brotaufstrich mischen“, sagt Professor Gerhard Jahreis. „Algenöl ist zudem die nachhaltigere Option, denn unsere Weltmeere sind heute schon stark überfischt und die Fischvielfalt deutlich vermindert.“ Professor Jahreis ist Ernährungsphysiologe an der Friedrich-Schiller-Universität in Jena und leitete das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderte Projekt „Allipids – Eine Serie von präventiv wirksamen Lebensmitteln auf der Basis von gesundheitsfördernden Lipiden“.
Öl aus der Mikroalge Schizochytrium lindert die Symptome
An der Studie nahmen insgesamt 32 Personen teil, die unter rheumatoider Arthritis leiden. Zusätzlich zu ihrer bestehenden Therapie aßen die Probandinnen und Probanden zehn Wochen lang Nahrungsmittel, die mit dem Öl aus Mikroalgen angereichert waren – Wurst, ein Brotaufstrich aus Tomaten und Milchpulver. „Nach zehn Wochen fühlten sich die Studienteilnehmer deutlich besser. Ihre Gelenke waren weniger schmerzhaft und geschwollen, und ihre Entzündungswerte im Blut sind zurückgegangen“, fasst Dr. Christine Dawczynski, Erstautorin der Studie, die Ergebnisse zusammen.
Für die Untersuchungen wurde ein Öl verwendet, das aus der Mikroalge Schizochytrium gewonnen wurde und in Deutschland als Nahrungsergänzungsmittel zugelassen ist. „Im Endeffekt handelt es sich hier um die gleiche Substanz, die auch in Seefisch vorkommt – schließlich nehmen die Fische diese Mikroalgen mit der Nahrung auf“, ergänzt Christine Dawczynski. „Qualitative Unterschiede gibt es daher nicht, wobei das Nährstoffspektrum sehr stark von der Algenart abhängt.“
Fettsäuren bestehen aus Ketten von bis zu 26 Kohlenstoffatomen, die durch einfache oder doppelte Bindungen chemisch verknüpft sind. Liegen eine oder mehrere Doppelbindungen vor, so spricht man von einfach oder mehrfach ungesättigten Fettsäuren, andernfalls von gesättigten Fettsäuren. Fette mit einfach und mehrfach ungesättigten Fettsäuren – insbesondere mit den langkettigen Omega-3-Fettsäuren – sind ein wertvoller Bestandteil unserer Nahrung, da sie beispielsweise das Herzinfarktrisiko senken und entzündungshemmend wirken können.
Omega-3-Fettsäuren wirken entzündungshemmend
Der menschliche Körper kann Omega-3-Fettsäuren nicht selbst herstellen, braucht sie aber zum Leben. Er ist daher darauf angewiesen, diese mit der Nahrung aufzunehmen. Omega-3-Fettsäuren werden im Körper in hormonähnliche Substanzen umgewandelt, die Eicosanoide und Docosanoide. Da diese sogenannten Botenstoffe entzündungshemmend wirken, eignen sie sich zur Therapieunterstützung entzündlicher Erkrankungen wie der rheumatoiden Arthritis. Zudem erweitern sie die Blutgefäße, verringern damit das Thromboserisiko und senken die Blutfettwerte. All dies wirkt sich spürbar auf die Lebensqualität von Rheumatikern aus.
Gesund und schmackhaft – das Forschungsprojekt Allipids
Die hier vorgestellte Studie ist ein Teil des Forschungsprojekts „Allipids“. Ziel des Projekts war es, den Anteil der Omega-3-Fettsäuren in herkömmlichen Lebensmitteln wie Wurst, Brötchen, süßen und herzhaften Brotaufstrichen und Milchprodukten zu erhöhen. Gemeinsam mit seinen Industriepartnern stellte das Forschungsteam aus Ölen mit hohem Gehalt an Omega-3-Fettsäuren eine Emulsion her, um so den Eigengeschmack der Öle zu maskieren und die Haltbarkeit zu verlängern. Im nächsten Schritt wurden herkömmliche Lebensmittel mit dieser Emulsion angereichert. Wie sich der regelmäßige Verzehr dieser Pilotprodukte auf die Gesundheit auswirkt, testeten die Forscher noch mit einer weiteren Humanstudie. An dieser Studie nahmen Personen mit leicht erhöhtem Risiko für Herz- und Gefäßerkrankungen teil. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler konnten mithilfe ihrer Untersuchungen zeigen, dass der Verzehr der angereicherten Lebensmittel mit einem schützenden Effekt für das Herz-Kreislauf-System einhergeht.
Ansprechpartner/-in:
Prof. Gerhard Jahreis
Friedrich-Schiller-Universität Jena
Kompetenzcluster für Ernährung und kardiovaskuläre Gesundheit (nutriCARD), Halle-Jena-Leipzig
Lehrstuhl für Biochemie und Physiologie der Ernährung
Dornburger Straße 24
07743 Jena
03641 949-656
gerhard.jahreis@uni-jena.de
Dr. Christine Dawczynski
Friedrich-Schiller-Universität Jena
Institut für Ernährungswissenschaften
Kompetenzcluster für Ernährung und kardiovaskuläre Gesundheit (nutriCARD), Halle-Jena-Leipzig
Nachwuchsgruppe Nutritional Concepts
Dornburger Straße 27/29
07743 Jena
03641 949-656
christine.dawczynski@uni-jena.de