Glioblastome sind aggressive Gehirntumoren. Sie wachsen sehr schnell und unkontrolliert. Warum das so ist, hat eine vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderte Arbeitsgruppe am Deutschen Krebsforschungszentrum herausgefunden.
An Glioblastomen erkranken vor allem Menschen mittleren Alters, Männer häufiger als Frauen. Es handelt sich hierbei um eine seltene Krebserkrankung, die sehr aggressiv verläuft und bislang nicht heilbar ist. Den Betroffenen bleibt nach der Diagnose oft nur noch wenig Lebenszeit.
Grund dafür sind die Glioblastomzellen, die sehr schnell und unkontrolliert wachsen. Die Energie, die sie dafür benötigen, beziehen sie unter anderem aus einem veränderten Fettsäure-Stoffwechsel. Wird ihnen dieser Weg der Energiegewinnung genommen, verlangsamt sich das Wachstum der Krebszellen.
Hier setzt die Forschung von Dr. Julieta Alfonso und ihrer selbständigen Forschungsgruppe am Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) an: Sie untersucht in Mäusen ein Protein, das für den Fettsäurestoffwechsel entscheidend ist: das Acyl-CoA-bindende Protein (ACBP). ACBP kontrolliert die Verfügbarkeit von Fettsäuren in den Mitochondrien, den „Kraftwerken der Zelle".
„Wir wissen, dass ACBP im Tumorgewebe bei Glioblastompatientinnen und –patienten erhöht ist“, sagt die Wissenschaftlerin. Anscheinend nutzen die Krebszellen also genau diesen Weg, um ihren hohen Energiebedarf zu decken. Alfonso und ihr Forschungsteam untersuchen, was passiert, wenn dieser Transportweg gestört wird. Dafür haben Sie in Mäusen mit Glioblastomen die Produktion von ACBP gezielt ausgeschaltet. Dies führte dazu, dass die Tumoren langsamer wuchsen und die Tiere länger lebten.
Wie geht es weiter?
„Wir sind froh, dass wir eine Verbindung zwischen dem Fettsäure-Stoffwechsel und dem aggressiven Wachstum von Glioblastomen aufgedeckt haben“, so Alfonso. „Diese Entdeckung ist nicht nur wissenschaftlich relevant, sondern bietet in Zukunft vielleicht sogar neue Therapieansätze für aggressive Tumoren mit bisher schlechter Prognose.“
Der Weg zu einer möglichen klinischen Prüfung ist allerdings noch weit. Alfonso und ihre Gruppe suchen zunächst einmal nach Substanzen, die ACBP hemmen und auch im menschlichen Organismus wirken. Dafür haben sie schon Kontakt zu Pharmafirmen aufgenommen, die bei der Suche nach einem geeigneten Wirkstoffkandidaten helfen.
Die Ergebnisse dieser Studie hat die Arbeitsgruppe im renommierten Fachjournal „Cell Metabolism“ veröffentlicht: Cell Metabolism 2019, 10.1016/j.cmet.2019.04.004
Selbständige Forschungsgruppen in den Neurowissenschaften
Die Einbindung hoch qualifizierter Frauen in die Forschungslandschaft ist ein Ziel der BMBF-Fördermaßnahme „Selbständige Forschungsgruppen in den Neurowissenschaften“. Sie ermöglicht Forscherinnen, ihre wissenschaftliche Expertise auszubauen und sich an einer deutschen Forschungseinrichtung mit der Leitung eines längerfristig konzipierten Forschungsprogramms international zu etablieren. Julieta Alfonso ist eine der geförderten Frauen.
Ansprechpartnerin:
Dr. Julieta Alfonso
Arbeitsgruppenleiterin
Klinische Neurobiologie, A231
Deutsches krebsforschungszentrum (DKFZ)
Im Neuenheimer Feld 280
69120 Heidelberg