Neues aus der Malariaforschung

Als Teil des 6. Forschungsrahmenprogramms der Europäischen Kommission wurde die Initiative EDCTP (European and Developing Countries Clinical Trials Partnership) im Jahr 2003 gegründet. Sie wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) unterstützt. Ihr Ziel ist es, sich mit gemeinsamen Forschungsprojekten an der Bekämpfung der drei häufigsten armutsbedingten Erkrankungen zu beteiligen: HIV/AIDS, Tuberkulose und Malaria. Allein an diesen drei Infektionskrankheiten sterben weltweit jährlich rund sieben Millionen Menschen.

Die am stärksten betroffenen Regionen sind die afrikanischen Länder südlich der Sahara. Aus diesem Grund haben sich innerhalb der EDCTP 14 EU-Mitgliedsstaaten sowie die Schweiz und Norwegen mit 47 afrikanischen Staaten zusammengeschlossen und gemeinsame Forschungsaktivitäten gestartet. Dabei besteht eine gleichberechtigte Partnerschaft zwischen europäischen und afrikanischen Institutionen und Forschern, die durch Wissensaustausch und gemeinsame Weiterbildung getragen wird. Besonders wichtig ist es den Akteuren, dass die Forschungsergebnisse gemeinschaftlich in die medizinische Praxis umgesetzt werden und die Erkrankten vor Ort möglichst rasch von den Innovationen profitieren können. Daher finanziert die EDCTP vor allem klinische Studien in Phase II und III, die in den betroffenen Regionen durchgeführt werden. Europäische und afrikanische Akteure bauen hierfür gemeinschaftlich eine personelle und organisatorische Infrastruktur für klinische Forschung auf, die eine nachhaltige wissenschaftliche Arbeit und einen raschen Ergebnistransfer sicherstellen. Aktuell sind drei neue Forschungsprojekte zur Prophylaxe und Therapie von Malaria gestartet, die vom BMBF gefördert werden.


Bald neue Malariatherapie bei Kindern?
In den afrikanischen Ländern sind Kinder unter 5 Jahren besonders häufig von Malaria betroffen. Für sie stehen jedoch nur wenige adäquate Medikamente zur Verfügung. Daher unterstützt die vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) mitgetragene Initiative EDCTP (European and Developing Countries Clinical Trials Partnership) nun eine multizentrische Studie, bei der die Wirksamkeit eines Anti-Malaria-Medikaments bei Kindern untersucht werden soll, dessen Wirkung bei Erwachsenen bereits erwiesen ist. Bisher gilt Chinin als Standardtherapie für Malaria bei Kindern. Dieser Wirkstoff wird bereits seit Jahrzehnten für die Behandlung von Malaria eingesetzt. Als problematisch erweisen sich jedoch die zunehmenden Resistenzen der Erreger gegen Chinin und die generell schlechte Verträglichkeit der Substanz. Bei Erwachsenen werden daher zahlreiche andere Wirkstoffe zur Therapie der Malaria eingesetzt, wie etwa Artesunat. Dieses Präparat hat den Vorteil, dass es besser verträglich ist, schneller wirkt und in einem größeren Dosisbereich eingesetzt werden kann als Chinin. Forscher nehmen an, dass Artesunat sich daher besonders gut für die Malaria-Therapie bei Kindern eignet. Im Rahmen der vom BMBF geförderten Studie wird nun die Verträglichkeit und Wirksamkeit von Artesunat im Vergleich zur herkömmlichen Therapie mit Chinin bei Kindern untersucht. Wenn sich Artesunat in der Studie dem Chinin tatsächlich als überlegen erweist, wollen die deutschen Forscher gemeinsam mit ihren afrikanischen Kollegen die Behandlungspraxis von Malaria bei Kindern verändern.

Ansprechpartner:
Dr. Carsten Köhler
Direktor des Kompetenzzentrums Tropenmedizin
Baden-Württemberg
Eberhard Karls Universität Tübingen
Wilhelmstraße 27
72074 Tübingen
Tel.: 07071 2980229
Fax: 07071 295189
E-Mail: carsten.koehler@medizin.uni-tuebingen.de


Klinische Studie zur Erforschung von Malaria-Impfstoff gestartet
Malaria ist eine der häufigsten Infektionskrankheiten weltweit. Als wichtigste Maßnahmen zur Prophylaxe von Malaria gelten derzeit die Einnahme von Medikamenten und der Einsatz von insektizid-behandelten Moskitonetzen; sie ermöglichen allerdings keinen umfassenden Schutz vor der Erkrankung. Daher suchen Wissenschaftler weltweit nach einem effektiven Impfstoff gegen Malaria. Die klinische Forschung mit Malaria-Impfstoffen wird von der Initiative EDCTP (European and Developing Countries Clinical Trials Partnership) mit Unterstützung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert.

In den aktuellen Phase I-IIb Studien wird der Impfstoff-Kandidat GMZ2 getestet. Dabei handelt es sich um ein Fusionsprotein, das zwei wichtige Antigene (GLURP, MSP3) des häufigsten Malaria-Erregers Plasmodium falciparum „nachahmt“. Dem klinischen Einsatz dieses gentechnisch hergestellten Impfstoffes gingen zahlreiche Laborversuche und Blutuntersuchungen voraus. Forscher wissen bereits seit langem, dass Menschen aus Regionen, in denen Malaria besonders häufig auftritt, gegen die Entwicklung einer sehr schweren Malaria geschützt sind. Im Blut dieser Personen konnten Antikörper nachgewiesen werden, die Erkrankten aus anderen Gegenden bei der Therapie der Malaria helfen. Lange haben Wissenschaftler versucht, die Antigene des Malaria-Erregers zu identifizieren, die für die Bildung der „schützenden“ Antikörper bei den Infizierten verantwortlich sind. Mit den Antigenen GLURP und MSP3, die in Laborversuchen vielversprechende Resultate lieferten, hoffen die Tübinger Wissenschaftler jetzt, geeignete Impfstoff-Kandidaten gefunden zu haben, die sich dann auch bei der Behandlung von Menschen als wirksam erweisen.

Impfstoffe werden als besonders effektiv für den Schutz der afrikanischen Bevölkerung vor Malaria erachtet, da die erweiterten Impfprogramm der Weltgesundheitsorganisation (WHO) in den meisten afrikanischen Ländern gut etabliert sind. Eine Malaria-Impfung ließe sich dort leicht eingliedern.

Ansprechpartner:
Dr. Benjamin Mordmüller
Institut für Tropenmedizin
Universität Tübingen
Wilhelmstraße 27
72074 Tübingen
Tel.: 07071 29-82187
Fax: 07071 29-5189
E-Mail: benjamin.mordmueller@uni-tuebingen.de


Neuer Wirkstoff soll Komplikationen bei Schwangeren mit Malaria verhindern helfen
Eine Malaria-Infektion während der Schwangerschaft führt in Afrika häufig zu lebensbedrohlichen Erkrankungen der Mütter und zu einer erhöhten Sterblichkeit der Neugeborenen. Komplikationen während der Schwangerschaft nehmen ab, wenn die Konzentration der Malaria-Erreger im Blut der Mutter während der gesamten Schwangerschaft niedrig bleibt und/oder die Zweit-Infektion verhindert wird. Daher wurden bislang zur Prävention von Malaria-bedingten Komplikationen während der Schwangerschaft vor allem insektizid-behandelte Moskitonetze und das Anti-Malaria-Mittel Sulfadoxin-Pyrimethamin eingesetzt. Aufgrund zunehmender Resistenzen der Erreger gegen die bisherigen Medikamente sind jedoch Alternativen zur Standardbehandlung von Schwangeren notwendig. Die auch vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) unterstützte Initiative EDCTP (European and Developing Countries Clinical Trials Partnership) fördert daher die Untersuchung weiterer potenzieller Wirkstoffe als Ersatz für die bisherige Standardtherapie. Aussichtsreichster Kandidat ist Mefloquin. Von diesem Wirkstoff ist bereits bekannt, dass er sehr effektiv und sicher während der Schwangerschaft ist.

In der multizentrischen randomisierten klinischen Studie soll jetzt getestet werden, ob die Verwendung von Mefloquin auch zur Prävention von Malaria-bedingten Komplikationen während der Schwangerschaft eingesetzt werden kann. Dazu werden unter anderem das Gewicht der Neugeborenen, die Rate an Frühgeburten und die Erkrankungsrate an Blutarmut (Anämie) bei den Müttern verglichen. Sollten diese Parameter nach einer präventiven Gabe von Mefloquin oder einer der anderen getesteten Substanzen tatsächlich günstiger ausfallen als nach Durchführung der bisherigen Standardtherapie mit Sulfadoxin-Pyrimethamin, könnte sich die Behandlungspraxis zur Prävention von Malaria-bedingten Komplikationen während der Schwangerschaft in den afrikanischen Ländern ändern. Den entstandenen Resistenzen des Malaria-Erregers gegen herkömmliche Präparate würde dann auch in der besonderen
Situation einer Schwangerschaft besser Rechnung getragen. Das Projekt wird gemeinsam vom Institut für Tropenmedizin an der Universität Tübingen und der Medical Research Unit des Albert Schweitzer Spitals in Lambaréné, Gabun, durchgeführt.

Ansprechpartner:
PD Dr. Michael Ramharter
Institut für Tropenmedizin
Universität Tübingen
Wilhelmstrasse 27
72074 Tübingen
Tel.: 07071 29-87179
Fax: 07071 29-5189
E-Mail: michael.ramharter@medizin.uni-tuebingen.de