12.07.2023

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PM4Onco: Daten besser nutzbar machen – Krebserkrankungen wirkungsvoller behandeln

Die Analyse von Daten aus Forschung und Versorgung eröffnet der personalisierten Krebsmedizin neue Möglichkeiten. Im Rahmen der Nationalen Dekade gegen Krebs entwickelt die Medizininformatik-Initiative die dafür nötigen IT-Lösungen und Infrastrukturen.

Ein Forscher macht sich Notizen, im Hintergrund sind zwei Monitore mit Ergebnissen der medizinischen Bildgebung.

Die Analyse der Daten onkologischer Zentren und regionaler Akteure hilft Ärztinnen und Ärzten, für jeden Tumor die bestmögliche Therapie zu finden.

DLR Projektträger/BMBF

PM4Onco steht für die „Personalisierte Medizin für die Onkologie“. Sie analysiert die molekularen Eigenschaften von Tumoren, identifiziert spezifische Angriffspunkte und setzt die jeweils aussichtsreichste Therapieoption dagegen ein – denn jeder Tumor reagiert anders. Erst das Gesamtbild einer Krebserkrankung ermöglicht es Ärztinnen und Ärzten, unterschiedliche Medikamente oder Bestrahlungen zur bestmöglichen Therapie zu kombinieren. Um für jede Person die passende Behandlung zu wählen, analysieren in onkologischen Zentren sog. „Tumorboards“ – Teams aus Ärztinnen und Ärzten verschiedener Fachrichtungen sowie wissenschaftlichen Expertinnen und Experten – vielfältige Informationen: von radiologischen Befunden und genetischen Analysen bis hin zu neuen Erkenntnissen aus der Krebsforschung. Intelligente IT-Lösungen sollen ihre Arbeit künftig unterstützen, indem sie alle relevanten Daten ordnen und visuell darstellen. Ärztinnen und Ärzte haben so stets alle Informationen im Blick und können die Therapie mit der besten Erfolgschance schnell erkennen.

Daten onkologischer Zentren und regionaler Versorger harmonisieren und zusammenführen – für eine bessere Forschung und Versorgung

Die dafür erforderlichen klinischen und biomedizinischen Daten vieler Patientinnen und Patienten liegen jedoch oft voneinander isoliert in Kliniken, radiologischen, onkologischen oder hausärztlichen Praxen – und das in unterschiedlichen Formaten. Das im Mai 2023 gestartete und vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) bis 2027 mit rund 10 Millionen Euro geförderte Projekt PM4Onco will diese Daten für die personalisierte Behandlung der Krebspatientinnen und -patienten nutzbar machen – stets unter Beachtung aller Anforderungen des Datenschutzes und der Datensicherheit.

Um die Datenbasis der Krebsforschung weiter zu verbessern, wird PM4Onco zusammen mit klinischen Partnern, Krebsregistern und Betroffenen alle relevanten Informationen zu Behandlungsverläufen und zur Nachsorge von Krebserkrankungen – im Fachjargon Follow-up-Daten genannt – zusammenführen. Diese Daten stärken die Analysen zur Wirksamkeit neuer Therapien. Und das ist wichtig, um die möglichen Vorteile der oft noch experimentellen Behandlungen wissenschaftlich belegen zu können. Je besser und früher das gelingt, desto schneller gelangen neue Therapien in die Regelversorgung, wo viele Menschen vom medizinischen Fortschritt profitieren können.

Auf Vorarbeiten aufbauen und Expertisen bündeln

Deutschlandweit wird PM4Onco die Daten von 23 onkologischen Zentren und regionaler medizinischer Einrichtungen vernetzen und harmonisieren, um die Krebsversorgung weiter zu verbessern. Dabei wird das Projekt auch eng mit den klinischen Krebsregistern zusammenarbeiten. Diese erhalten Daten zu Krankheits- und Behandlungsverläufen von allen Ärztinnen und Ärzten, die in Deutschland Krebspatientinnen und Krebspatienten behandeln.
In PM4Onco fließen wichtige Vorarbeiten aus der vom BMBF geförderten Medizininformatik-Initiative (MII) und dem onkologischen Anwendungsfall des MII-Konsortiums MIRACUM ein, ebenso die Expertise onkologischer Exzellenzzentren. PM4Onco nutzt bereits vorhandene Dateninfrastrukturen sowie Werkzeuge für die Datenanalyse und entwickelt sie weiter. Sie sollen es den Tumorboards künftig überall ermöglichen, das Gesamtbild eines jeden Einzelfalls zu analysieren, um die bestmögliche Therapieentscheidung treffen zu können.

Patientinnen und Patienten einbinden – wissenschaftlichen Nachwuchs fördern

Wie bei allen Projekten des BMBF im Rahmen der Nationalen Dekade gegen Krebs und den klinischen Anwendungsfällen der Medizininformatik-Initiative werden die Bedürfnisse Betroffener durch die Zusammenarbeit mit Patientenvertreterinnen und -vertretern von Anfang an berücksichtigt. So werden die von den Betroffenen selbst bewerteten Behandlungsergebnissen – im Fachjargon: Patient-Reported Outcome Measures, kurz PROMs – in die Projekte einbezogen. Zudem sollen regelmäßig Workshops mit Patientinnen und Patienten und weiteren Interessierten stattfinden. Hier werden beispielsweise die Datenanalysen erläutert, neue Ergebnisse vorgestellt und deren Nutzungsmöglichkeiten in der Versorgung mit Bürgerinnen und Bürgern diskutiert. Auch der wissenschaftliche Nachwuchs wird gefördert: In der MII etablierte onkologische Nachwuchsgruppen werden in PM4Onco eingebunden, um Forschungsergebnisse zu teilen und Synergien zu entwickeln.

Nationale Dekade gegen Krebs

Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) startete im Jahr 2019 gemeinsam mit weiteren Partnern wie beispielsweise dem Bundesministerium für Gesundheit, dem Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) und der Deutschen Krebshilfe die „Nationale Dekade gegen Krebs“ (NDK). Ziel ist es, die Krebsforschung voranzubringen, um Patientinnen und Patienten bessere Chancen auf Heilung und Genesung zu eröffnen. Dafür arbeiten in der auf zehn Jahre ausgerichteten Initiative Vertreterinnen und Vertreter aus Krebsforschung, Forschungsförderung, Gesundheitswesen, Politik, Wirtschaft und Gesellschaft eng zusammen. Sie wollen durch eine starke Krebsforschung Prävention und Früherkennung verbessern, Forschungsergebnisse schneller zu den Betroffenen bringen, die Lebensqualität von Patientinnen und Patienten mit Krebs verbessern sowie die aktive Patientenbeteiligung an Forschung fördern.

Dekade gegen Krebs.de

Medizininformatik-Initiative (MII) – die Eckdaten

Daten vernetzen, Gesundheitsforschung und die Versorgung der Patientinnen und Patienten verbessern – dafür steht die MII. Sie schafft die Voraussetzungen für die standortübergreifende Nutzung von Daten aus Forschung und Versorgung. Hierfür etabliert die MII Datenintegrationszentren an Universitätskliniken und Partnereinrichtungen gemeinsam mit dem Netzwerk Universitätsmedizin. Den medizinischen Mehrwert dieser Infrastrukturen für die Forschung und die medizinische Versorgung zeigen vielfältige Anwendungsfälle auf.

Auf dieser Basis soll die MII zum Motor und Impulsgeber einer dezentralen Forschungsdateninfrastruktur in Deutschland werden. Ein wichtiger Baustein dieser Infrastruktur ist das Deutsche Forschungsdatenportal für Gesundheit (FDPG). Allen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, die mit Daten der MII forschen möchten, dient das FDPG als zentrale Anlaufstelle. Zugleich informiert es Bürgerinnen und Bürger über alle laufenden Projekte, die Patientendaten der MII nutzen.

Das BMBF fördert die MII seit 2018 mit insgesamt über 480 Millionen Euro.

medizininformatik-initiative.de