Interview mit Dr. Amin-Farid Aly, Geschäftsführer des Wissenschaftlichen Institutes der Niedergelassenen Hämatologen und Internistischen Onkologen (WINHO)
Herr Dr. Aly, Sie arbeiten in einem Netzwerk niedergelassener Onkologen – dem WINHO. Welche Vorteile ergeben sich aus diesem Zusammenschluss für die Patienten?
Die Patienten profitieren von dem Wissens- und Erfahrungsaustausch, der im Netzwerk stattfindet. WINHO bietet den Ärzten einen geschützten Bereich, in dem sie Probleme offen diskutieren und Tipps weitergeben können. Dadurch werden die Behandlungsmethoden kontinuierlich optimiert. Man kann sagen, dass sich alle Teilnehmer in Richtung einer „best practice” entwickeln – das kann für Patienten nur von Vorteil sein. Die
Patienten profitieren außerdem von der engen Kooperation mit dem Kompetenznetz Maligne Lymphome, aus dem das WINHO ja hervorgegangen ist. Ergebnisse aus der Forschung dringen dadurch schneller zu den niedergelassenen Ärzten durch und können dort umgesetzt werden.
Und wie profitieren die Ärzte von einer Teilnahme an dem Netz?
Die Ärzte können sich zum Beispiel von uns beraten lassen. Gerade bei gesundheitsökonomischen Themen und zu Fragen der Versorgungsforschung besteht da ein großer Bedarf. Viele Praxen wissen nicht, wie teuer die Behandlung einer speziellen Krebskrankheit für sie
ist. Außerdem benötigen einige auch noch Unterstützung bei der Statistik über die in ihrer Praxis erbrachten Leistungen.
Wo können sich Patienten mit Krebs darüber informieren, was die derzeit beste Therapie für sie ist?
Am sinnvollsten ist das persönliche Gespräch mit einem Onkologen, der in einer Klinikambulanz oder in einer Schwerpunktpraxis arbeitet. Die Liste der im WINHO tätigen onkologischen Schwerpunktpraxen wird in Kürze über die Internetseite des Institutes (www.winho.de) verfügbar sein.
Ihr Institut gibt einen jährlichen Qualitätssicherungs-Bericht heraus. Können Sie Beispiele für Daten nennen, die in diesen Bericht einfließen?
Wir fragen zum Beispiel den Ausbildungsstand der Ärzte und des medizinischen Fachpersonals ab, etwa ob die Ärzte die Prüfung für das Zertifikat der European Society of Medical Oncology erworben haben (ESMOZertifikat). Oder wie sie ihre Patienten in den Behandlungsprozess
integrieren. Aber auch der Bereich der Ergebnisqualität wird abgefragt, also inwieweit sich die Beschwerden der Patienten, die Anlass für die Behandlung waren, gebessert haben. Alle Daten werden ähnlich dem bewährten BQS-Verfahren aufbereitet, das die Bundesgeschäftsstelle Qualitätssicherung (BQS) bei Maßnahmen zur Qualitätssicherung in Krankenhäusern anwendet.
Ist Ihr Projekt auch auf andere Krankheitsbilder übertragbar? Könnte es als Modell für einen Zusammenschluss von Ärzten aus anderen Bereichen dienen?
Ja, wir haben von Anfang an darauf geachtet, dass sich die von uns erstellte Software zur Datenerfassung in den Praxen auch auf andere Krankheitsbilder übertragen lässt. Und mit der Gründung des WINHO wurde das Spektrum ja schon von den Malignen Lymphomen auf
alle Krebsarten erweitert.
Welche Pläne hat WINHO für die Zukunft?
Unsere Mitglieder, die niedergelassenen Ärzte, sind sehr daran interessiert zu erfahren, ob die in klinischen Studien erprobten Behandlungsschemata auch in der Praxis so wirken, wie man es anhand der Studienergebnisse erwarten würde. Daher ist es sehr wichtig,
die Qualitätssicherung in der Onkologie im Hinblick auf eine Erhebung von solchen „Outcome-Daten“ weiter auszubauen.