Bislang gibt es keine wissenschaftlichen Daten darüber, wie häufig sich Kinder mit SARS-CoV-2 infizieren. Um Gewissheit zu schaffen, erfassen Forschende im Ruhrgebiet die Zahl der Kinder, die bereits eine Infektion durchlebt haben.
Kinder erkranken seltener an COVID-19. Und falls doch, zeigen sie oft keine oder nur schwache Symptome. Einige Untersuchungen legen nahe, dass Kinder sich ähnlich häufig mit SARS-CoV-2 anstecken wie Erwachsene und eine vergleichbare Viruszahl in ihren Atemwegen aufweisen. Wie oft sie die Infektion jedoch wirklich weiter geben ist nicht bekannt.
Antikörpertests bei 3.000 Kindern
Die vom Bundesministerium für Bildung Forschung (BMBF) geförderte Studie CorKID will deshalb die Infektionsrate bei Kindern und Jugendlichen untersuchen. Dafür testen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler 3.000 Kinder und teilweise auch ihre Eltern und Geschwister auf Antikörper gegen SARS-CoV-2. Sie wollen dadurch feststellen, wie viele Kinder in den vergangenen Monaten bereits eine Infektion durchlebt haben. „Die Ergebnisse der Studie sollen auch Aufschluss darüber geben, wie groß das Ansteckungsrisiko an Orten ist, an denen viele Kinde aufeinandertreffen, beispielsweise in Schulen oder Kindergärten“, sagt Professor Dr. Thomas Lücke, er leitet den Fachbereich Kinder- und Jugendmedizin der Bochumer Universitätskinderklinik und koordiniert die Studie.
Anbindung an reguläre Vorsorgeuntersuchungen (U-Untersuchungen)
Mit seinem Studienteam arbeitet er dafür in den kommenden zwölf Monaten mit acht Kinderarztpraxen zusammen, in denen die Tests im Zuge der regulären Vorsorgeuntersuchungen durchgeführt werden sollen. Eltern, die mit ihrem Kind für eine sogenannte U-Untersuchung in die Arztpraxis kommen, wird angeboten, einen Fragebogen zu bisherigen Infekten ihres Kindes und zu ihrem Infektionsrisiko mit SARS-CoV-2 auszufüllen. Anschließend wird ein Antikörper-Test durchgeführt, um zu bestimmen, ob eine SARS-CoV-2-Infektion bereits durchlebt wurde. Sind im Blut des Kindes keine Antikörper gegen das Virus nachweisbar, kann der Test zu einem späteren Zeitpunkt wiederholt werden.
Weitere Risikofaktoren
Gleichzeitig sollen auch Eltern und eventuelle Geschwister auf mögliche Antikörper getestet werden, um Rückschlüsse auf die Übertragungsrate bei engem Kontakt ziehen zu können. Zusätzlich werden im Blut der Kinder auch weitere Risikofaktoren bestimmt. Denn bekannt ist, dass COVID-19 umso schwerer verläuft, je stärker das körpereigene Immunsystem auf das Virus reagiert. Eine Schlüsselrolle spielt dabei ein bestimmter Rezeptor im menschlichen Körper, mit dessen Hilfe das Virus in die Körperzellen eindringen kann: der sogenannte ACE2-Rezeptor. Aktuelle Daten liefern erste Hinweise, dass Kinder weniger ACE-Rezeptoren haben als Erwachsene. Das könnte ein Grund sein, warum Kinder nicht so schwer erkranken. In der Studie wird deshalb bei einigen Kindern untersucht, wieviel ACE2-Rezeptoren vorhanden sind und in welcher Form sie vorliegen. „Unsere Ergebnisse könnten dazu beitragen, den Pandemie- und Krankheitsverlauf präziser vorherzusagen“, so Lücke.
Weiter Informationen zur Studie finden Sie auf der Internetseite: https://corkid.de/
Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) öffnete zu Beginn der SARS-CoV-2 Pandemie das Rapid Response Modul der „Richtlinie zur Förderung eines Nationalen Forschungsnetzes zoonotische Infektionskrankheiten“ für einen Förderaufruf zur Erforschung von COVID-19. Ab dem 3. März 2020 konnten Forschende Anträge stellen, um zum Verständnis des Virus und dessen Ausbreitung beizutragen sowie um therapeutische und diagnostische Ansätze gegen COVID-19 zu entwickeln.