Ein Typ-2-Diabetes beginnt schleichend und ohne Beschwerden. Der „DIfE – Deutscher Diabetes-Risiko-Test® (DRT)“ sagt das Erkrankungsrisiko in den nächsten zehn Jahren voraus. Wer ein erhöhtes Risiko hat, kann jedoch frühzeitig gegensteuern.
Etwa acht Millionen Menschen haben in Deutschland Typ-2-Diabetes. Die Erkrankung beginnt schleichend mit Prädiabetes, einer Vorstufe mit erhöhten Blutzuckerwerten. Forschende am Robert Koch-Institut in Berlin gehen davon aus, dass bundesweit bei jeder fünften Person ein Prädiabetes vorliegt. Bei stationär im Krankenhaus behandelten Patientinnen und Patienten hat sogar jede bzw. jeder vierte einen Prädiabetes. Für Betroffene besteht ein erhöhtes Risiko, in den nächsten Jahren einen Typ-2-Diabetes oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu entwickeln. Umso wichtiger ist es, eine Störung des Zuckerstoffwechsels möglichst frühzeitig zu erkennen.
Typ-2-Diabetes: 10-Jahres-Risiko online abschätzen
Hier spielt der DIfE – Deutscher Diabetes-Risiko-Test® (DRT) seine Stärken aus, der von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern am Deutschen Zentrum für Diabetesforschung entwickelt wurde. Anhand eines Online-Fragebogens können alle Menschen zwischen 18 und 79 Jahren ihr individuelles Risiko ermitteln, in den nächsten zehn Jahren an Typ-2-Diabetes zu erkranken. Auch das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen lässt sich abschätzen. Der Test fragt unter anderem Körpergewicht, Taillenumfang, Ernährungsgewohnheiten, Nikotinkonsum und bekannte Typ-2-Diabetes-Diagnosen naher Verwandter ab.
Frühere Versionen des DRT konnten das Risiko nur über fünf Jahre hinweg prognostizieren. Jetzt konnte der Test auf einen Vorhersagezeitraum von zehn Jahre erweitert werden. Die statistischen Modellierungen basieren auf den Gesundheits- und Lebensstildaten von rund 25.000 Teilnehmenden der EPIC-Potsdam-Studie („European Prospective Investigation into Cancer and Nutrition“). Sie wurde entwickelt, um die Beziehungen zwischen Ernährung, Ernährungsstatus, Lebensstil und Umweltfaktoren sowie der Inzidenz von Krebs und anderen chronischen Krankheiten wie beispielsweise Typ-2-Diabetes zu untersuchen.
Gezielter vorbeugen dank individueller Risikoprofile
Liefert der DRT Hinweise auf ein erhöhtes 10-Jahres-Risiko für Typ-2-Diabetes oder für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, empfiehlt es sich, den eigenen Lebensstil anzupassen – etwa durch mehr Sport und durch eine gesündere Ernährung. Beim Prädiabetes gibt es Patientinnen und Patienten mit unterschiedlich hohem Risiko. Forschende haben sechs Subtypen identifiziert. Sie unterscheiden sich in der Blutzuckerhöhe, der Insulinausschüttung, der Insulinwirkung, der Körperfettverteilung sowie beim Leberfett und im genetischen Risiko.
Wie unterschiedlich Menschen auf Lebensstil-Interventionen ansprechen, zeigt die Prädiabetes-Lebensstil-Interventions-Studie (PLIS). Mehr als 1.100 Menschen mit Prädiabetes wurden anhand von Laborwerten in eine Gruppe mit hohem und eine mit niedrigem Risiko für Folgeerkrankungen eingeteilt. Die Gruppe mit einem hohen Risiko profitierte am besten von einer intensivierten Bewegungstherapie.
Personen mit einem niedrigen Risiko wurden einer Gruppe mit herkömmlicher Lebensstil-Intervention oder einer Gruppe mit kurzer Beratung zugeteilt. Nach drei Jahren normalisierte sich die Glukosetoleranz in der Gruppe mit Lebensstil-Intervention eher als in der Kontrollgruppe. Unter Glukosetoleranz verstehen Ärztinnen und Ärzte die Fähigkeit des Körpers, den Blutzuckerspiegel zu regulieren.
Wichtige Informationen zur Diabetesvorbeugung auf diabinfo.de
Alles in allem macht Wissen den Unterschied, gerade bei Menschen mit einem erhöhten Risiko für Typ-2-Diabetes. Auf dem Informationsportal www.diabinfo.de/ finden sie unabhängige, umfassende und verständliche Informationen rund um Vorbeugen, Therapie und Leben mit Diabetes. Hinzu kommen praktische Tipps wie Rezepte und Trainingspläne. Anschauliche Grafiken, Videos und Podcasts befassen sich mit wichtigen Themen rund um die Prävention. Die Themen sind auch in den Sprachen Englisch, Türkisch, Russisch und Polnisch verfügbar.
Deutsches Zentrum für Diabetesforschung e. V. (DZD)
Das DZD ist eines der sechs Deutschen Zentren der Gesundheitsforschung, die vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und den Sitzländern gefördert werden. Es bündelt Kompetenzen auf dem Gebiet der Diabetesforschung und verzahnt Grundlagenforschung, Epidemiologie und klinische Anwendung. Ziel des DZD ist es, über einen neuartigen, integrativen Forschungsansatz einen wesentlichen Beitrag zur erfolgreichen, maßgeschneiderten Prävention, Diagnose und Therapie des Diabetes mellitus zu leisten. Mitglieder des Zentrums sind das Helmholtz Zentrum München – Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt, das Deutsche Diabetes-Zentrum (DDZ) in Düsseldorf, das Deutsche Institut für Ernährungsforschung (DIfE) in Potsdam-Rehbrücke, das Institut für Diabetesforschung und Metabolische Erkrankungen des Helmholtz Zentrums München an der Eberhard Karls Universität Tübingen und das Paul Langerhans Institut des Helmholtz Zentrums München am Universitätsklinikum Carl Gustav Carus der TU Dresden. Darüber hinaus gibt es assoziierte Partner an den Universitäten in Heidelberg, Köln, Leipzig, Lübeck und München sowie weitere Projektpartner.
Originalpublikationen:
Schiborn C., Paprott R., Heidemann C., et al. (2022). German diabetes risk score for the determination of the individual type 2 diabetes risk – 10-year prediction and external validations. Dtsch Arztebl Int 2022; 119: 651–7. DOI: 10.3238/arztebl.m2022.0268
Fritsche, A., Wagner, R., Heni, M., et al. (2021). Different effects of lifestyle intervention in high- and low-risk prediabetes. Diabetes 2021 Dec;70(12):2785–2795. DOI: 10.2337/db21-0526
Wagner, R., Heni, M., Tabak, A. K., et al. (2021). Pathophysiology-based subphenotyping of individuals at elevated risk for type 2 diabetes. Nat Med. 2021 Jan;27(1):49–57. DOI: 10.1038/s41591-020-1116-9
Pressekontakt:
Dr. Astrid Glaser
Deutsches Zentrum für Diabetesforschung (DZD)
Ingolstädter Landstraße 1
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