Fast alle Frauen nehmen während ihrer Schwangerschaft Medikamente ein - im Schnitt sind es 4,6 verschiedene. Ein großer Teil davon entfällt auf Arzneien zur Ergänzung von Mineralstoffen, Eisen, Jod und Vitaminen. Die meisten Präparate werden ärztlich verschrieben, wobei die Mediziner potenziell fehlbildungsauslösende Risiken der Medikamente in ihrer Verordnungspraxis ausreichend zu berücksichtigen scheinen.
Diese Ergebnisse entstammen der so genannten Pegasus-Studie, die vom Institut für Medizinische Informationsverarbeitung, Biometrie und Epidemiologie der Universität München durchgeführt wurde. Finanziert wurde sie vom Bundesministerium für Bildung und Forschung im Rahmen des Förderschwerpunktes Public Health (1992 bis 2002). In die Untersuchung flossen Angaben von 2.676 Schwangeren ein. Trotz der häufigen Anwendung von Medikamenten in der Schwangerschaft gibt es gravierende Defizite in der Versorgung mit Vitaminen und Mineralstoffen. Die Autoren der Studie sehen vor allem für Folsäure und Jod enormen Handlungsbedarf.
Folsäure beugt Fehlbildungen des kindlichen Wirbelkanals vor und wird von ärztlichen Fachgesellschaften für einen Zeitraum von je vier Wochen vor und nach der Zeugung empfohlen. In Deutschland erhalten lediglich fünf Prozent der Schwangeren das Vitamin zum richtigen Zeitpunkt in geeigneter Dosierung - andere Länder reichern Nahrungsmittel an, um eine ausreichende Versorgung sicherzustellen. Die gesetzlichen Krankenkassen in Deutschland bezahlen entsprechende Medikamente nur dann, wenn ein Folsäuremangel besteht.
Auch Jod-Gaben werden von den ärztlichen Fachgesellschaften für die gesamte Schwangerschaftsdauer gefordert. Sie verhindern Schilddrüsenfunktionsstörungen bei Mutter und Kind. Trotzdem nimmt nur die Hälfte der Schwangeren Jod-Präparate in der empfohlenen Dosierung von 200µg pro Tag regelmäßig ein.
Die Autoren der Pegasus-Studie begannen noch während ihrer Untersuchung mit der Aufklärungsarbeit über die Bedeutung der Folsäure- und Jodprophylaxe. Da ein durchschlagender Erfolg bisher ausblieb, sind nach Ansicht der Wissenschaftler auch in Deutschland Maßnahmen wie die Anreicherung von Nahrungsmitteln mit Folsäure zu diskutieren.
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