In den von Armut geprägten Regionen der Welt erkranken viele Menschen an übertragbaren Krankheiten (sog. Infektionskrankheiten). Diese haben oft besonders schwerwiegende Folgen für die Menschen und stellen noch immer die häufigsten Todesursachen dar. Bekannteste Beispiele sind HIV/ AIDS, Malaria und Tuberkulose. Diese drei stehen oft auch im Fokus reicher Länder dieser Welt.
Die Industrienationen investieren erhebliche Mittel in Forschung, um diese Krankheiten besser bekämpfen zu können. Dagegen bleiben andere Krankheiten, unter denen vor allem die Ärmsten der Welt leiden, oft außerhalb des Forschungsinteresses der Industrienationen. Sie sind für die hochentwickelten Länder wenig relevant. Deshalb besteht kaum wirtschaftlicher Anreiz für die Pharmaindustrie, neue Medikamente oder ähnliches zu entwickeln. Diese Krankheiten werden deshalb als vernachlässigte tropische Erkrankungen bezeichnet. Dazu gehören z.B. das Dengue-Fieber, die Schlafkrankheit oder verschiedene Wurmkrankheiten.
Aufgrund dieser Problematik tragen die Industrienationen eine besondere Verantwortung. Die Vereinten Nationen formulierten bereits im Jahr 2000 acht Millenium-Entwicklungsziele mit dem übergeordneten Ziel, die Armut in der Welt zu bekämpfen. Im Lichte dieser Ziele müssen die Industrienationen verstärkt investieren, um die armutsassoziierten und vernachlässigten Erkrankungen zu erforschen und zu bekämpfen. Mit ihrem Einsatz können sie die Gesundheit aller Menschen verbessern.
Stellvertretend für Deutschland stellt sich das BMBF dieser Verantwortung und investiert verstärkt in die Erforschung von vernachlässigten und armutsassoziierten Krankheiten.
Im Mai 2011 hat das BMBF sein neues Förderkonzept "Vernachlässigte und armutsassoziierte Krankheiten" vorgestellt. In diesem Förderkonzept richtet sich das BMBF strategisch neu aus und beschreibt, wie es seine Forschungsförderung für diese Krankheiten kontinuierlich ausbauen will. So vielfältig wie die Krankheiten, so vielfältig ist auch das Angebot des Ministeriums, Forschung zum Wohle der Gesundheit von Menschen in ärmeren Ländern zu fördern. Wichtiger Baustein des Förderkonzepts wird in Zukunft die Unterstützung von Produktentwicklungspartnerschaften (PDPs) sein. PDPs sind internationale Non-Profit-Organisationen, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, Präventionsmethoden, Diagnostika oder Medikamente gegen vernachlässigte und armutsbedingte Krankheiten zu entwickeln. Sie bündeln das Wissen aus Wissenschaft, Industrie und Zivilgesellschaft. PDPs werden durch öffentliche und private wohltätige Geldgeber finanziert, im Gegenzug werden die Produkte den Betroffenen später zu einem sehr geringen Preis zur Verfügung gestellt.
Für die nächsten vier Jahre stehen für die künftige BMBF-Fördermaßnahme bis zu 20 Millionen Euro zur Verfügung. Angesichts der globalen Herausforderungen soll dieses Geld fokussiert eingesetzt werden, um besonders die Kindersterblichkeit zu senken und die Gesundheit der Mütter zu verbessern (Erreichen der Millenium-Entwicklungsziele 4 und 5). Deshalb fördert das Ministerium speziell die Entwicklung von Produkten für Prävention, Diagnose oder Behandlung von zwei Krankheitsgruppen: Vernachlässigten tropischen Krankheiten (z.B. Dengue, Chagas und Wurmerkrankungen) und Krankheiten, die vor allem Kinder aus den von Armut geprägten Ländern schwer belasten. Zu letzteren gehören beispielsweise bakterielle Pneumonie / Meningitis, Durchfallerkrankungen oder auch Malaria. Vorzugsweise werden Produkte berücksichtigt, die speziell für Kinder unter fünf Jahren und/oder Schwangere entwickelt werden.
Details zur künftigen Förderung werden bekannt gegeben, sobald einzelne derzeit noch offene administrative Fragen geklärt sind.
Das BMBF stärkt auch die deutsche Forschungsszene im Bereich der vernachlässigten und armutsassoziierten Erkrankungen. Gezielt werden die deutschen Forschungskapazitäten aufgebaut und ausgebaut, insbesondere wurden drei neue Nachwuchsgruppen initiiert. Dabei ist in diesem Förderschwerpunkt besonders wichtig, dass die Zusammenarbeit mit Partnern aus den besonders betroffenen Ländern nachhaltig ausgebaut wird. Diese Fördermaßnahme ergänzt damit bereits laufende Anstrengungen, insbesondere die Förderung von klinischen Studien zur Bekämpfung von HIV/AIDS, Malaria und Tuberkulose im subsaharischen Afrika im Rahmen von EDCTP (European and Developing Countries Clinical Trials Partnership).
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