Wertschöpfung und Nachhaltigkeit

Besonders in der Gesundheitsforschung dürfen Ergebnisse nicht allein der Generierung neuen Wissens und weiterer Forschungsfragen dienen. Ihr Wert bemisst sich auch daran, dass sie möglichst vielen Patientinnen und Patienten nachhaltig Nutzen bringen.

Neue Erkenntnisse führen zu Innovationen, die das Leben der Menschen verbessern. Künftig soll die Forschung ihre Ziele noch stärker an den Wünschen und Bedürfnissen der Menschen ausrichten.

Neue Erkenntnisse führen zu Innovationen, die das Leben der Menschen verbessern. Künftig soll die Forschung ihre Ziele noch stärker an den Wünschen und Bedürfnissen der Menschen ausrichten.

NGFN/BMBF

Wertschöpfung und Nachhaltigkeit der Forschung steigern

Forschungsergebnisse müssen belastbar und reproduzierbar sein. Denn Validität und Qualität in der biomedizinischen Forschung sind Voraussetzung dafür, dass Forschungsergebnisse erfolgreich in die präklinische und klinische Entwicklung überführt werden. Nur aussagekräftige und qualitätsgesicherte Forschungsergebnisse können für Diagnose- und Therapieanwendungen genutzt werden.

Kulturwandel im Wissenschaftssystem fördern 

Für eine erfolgreiche und qualitative Forschung sind auch Anreize aus dem Wissenschaftssystem selbst notwendig. So sollten sich bei der Bewertung von wissenschaftlicher Leistung nicht ausschließlich leichter zu erfassende Kennzahlen der Quantität niederschlagen, wie Publikationsleistungen und die sogenannten Impact-Faktoren. Vielmehr sollte auch die schwerer erfassbare Qualität der Forschung für die Bewertung und die daraus folgenden Finanz- und Personalentscheidungen berücksichtigt werden. Dies erfordert auch eine Verminderung des Leistungs- und Zeitdrucks, unter dem Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler auch angesichts der kurzen Projektlaufzeiten häufig stehen. Das Wissenschaftssystem sollte es mehr honorieren, wenn Forschende valide und qualitätsgesicherte Forschungsergebnisse veröffentlichen und Null- beziehungsweise negative Ergebnisse publizieren.

Zu dem notwendigen Kulturwandel soll auch das Prinzip der „offenen Daten“ beitragen, das in der Europäischen Union und weltweit immer mehr an Bedeutung gewinnt. Bei gleichzeitiger Wahrung der geistigen Eigentumsrechte können freier Zugang und gesicherte, standardisierte Langzeitarchivierung von Forschungsdaten Qualität, Produktivität und Weiterentwicklung der Wissenschaft fördern. Offene Forschungsdaten bedeuten Transparenz, Nachvollziehbarkeit und Reproduzierbarkeit. Sie haben das Potenzial zur Verbesserung wissenschaftlicher Integrität.

Impulse aus der Praxis in der Forschung berücksichtigen

Wissenschaft verbessert die Lebensqualität der Menschen zudem nur dann nachhaltig, wenn sie deren Lebensrealitäten, Wünsche und Bedürfnisse berücksichtigt. Patientinnen und Patienten, Angehörige, Pflegekräfte, behandelnde Ärztinnen und Ärzte oder Akteurinnen und Akteure, die in Prävention und Gesundheitsförderung aktiv sind, sollen zu Partnerinnen und Partnern der Forschung werden.

Patientinnen und Patienten sind Experten für ihre Gesundheit und Krankheit. Das beginnt schon bei der Forschungsfrage: Wie kann ich meine Gesundheit stärken? Was kann mir helfen, mit meiner Krankheit besser zu leben? Wie kann ich meinen Alltag leichter gestalten? Auch bei der Erstellung von Forschungsprogrammen oder der Ausgestaltung von Fördermaßnahmen können Patientinnen und Patienten entscheidende Hinweise zur Klärung des Forschungsbedarfs geben.

Ebenso wichtig ist die Einbindung von Angehörigen, Akteurinnen und Akteuren in den Lebenswelten, wie zum Beispiel von Erziehenden und Lehrkräften, Pflegekräften, therapeutischen Fachkräften sowie Haus- und Fachärztinnen und -ärzten, Verwaltungskräften aus Krankenhäusern und Krankenkassen in die Forschung. Denn auch diese Personengruppen liefern wertvolle Impulse aus der Praxis, die von den Forschenden berücksichtigt werden können. So können Forschungsergebnisse entstehen, die in der Versorgungspraxis eine hohe Akzeptanz finden und breit angewendet werden.

Qualität und Verwertungspotenzial der Gesundheitsforschung verbessern

Internationale Qualitätsstandards sind Fördervoraussetzung in den Maßnahmen des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF). Damit setzt es Impulse für die Etablierung von qualitätsgesicherten Verfahren in der Forschung. Konfirmatorische Studien zur Bestätigung der Qualität und Validität präklinischer Forschung sowie frühe klinische Studien sind dafür wesentliche Instrumente. Es geht im Kern darum, medizinische Forschungsergebnisse gut abzusichern, so dass sie für die Therapieentwicklung verwertbar sind.

Spezifische Fördermaßnahmen zur Stärkung der Forschungsqualität werden aber nur greifen, wenn sich auch das Verständnis der Wissenschaft selbst ändert. Hier müssen innovative Wege der Bewertung von Forschungsleistungen entwickelt werden, die die herkömmlichen Bewertungsverfahren sinnvoll ergänzen können. Zudem muss die formalisierte Qualitätssicherung in der akademischen Forschung ausgebaut und entsprechend umgesetzt werden, zum Beispiel über Zertifizierungs- und Auditierungsverfahren.

Eine Kultur des Datenteilens etablieren

Die Bundesregierung setzt sich für die umfassende Nutzung von Open Access, Open Science, Open Data und Open Innovation ein, um mithilfe dieser Ansätze schnellere und effektivere Lösungen für gesellschaftliche und technologische Herausforderungen zu entwickeln.

Mit der Nationalen Forschungsdateninfrastruktur (NFDI) gestaltet das BMBF das deutsche Wissenschaftssystem im digitalen Zeitalter international konkurrenz- und anschlussfähig, zum Beispiel mit Blick auf einen europäischen Datenraum, die „European Open Science Cloud“. Dies soll die heute oftmals dezentral, projektförmig und temporär gelagerten Datenbestände von Wissenschaft und Forschung für das deutsche Wissenschaftssystem systematisch erschließen und zugänglich machen sowie zu einer gemeinschaftlichen Nutzung der Daten beitragen.

Gesundheitsforschung gemeinsam gestalten

Es ist das Anliegen der Bundesregierung, die Beteiligung der Gesellschaft an der Forschung weiter zu stärken. Dies ist notwendig für einen erfolgreichen Transfer von Forschungsergebnissen. Um besser verstehen zu können, welches Potenzial Innovationen in der Praxis haben können, müssen die Betroffenen einbezogen werden. Sie bringen zusätzliche Perspektiven und Expertisen in die Forschung ein. Dabei muss der gesamte Förderkreislauf in den Blick genommen werden – von der Programm- und Maßnahmenplanung über die Forschung selbst bis hin zur Verbreitung ihrer Ergebnisse und Evaluation.

Eine mögliche Form der Beteiligung an konkreten Forschungsprojekten ist zum Beispiel die Bürgerforschung: die sogenannte „Citizen Science“. Hier können Bürgerinnen und Bürger zu Erforschern ihrer eigenen Beschwerden werden. Gemeinsam mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern werden Forschungsfragen entwickelt und abgeleitet. Zum Beispiel können Patientinnen und Patienten mit anfallsartigen Kopfschmerzen ihre Symptome auf einer Internet-Plattform melden und sich an der Auswertung der gesammelten Daten beteiligen. So können die Auslöser und die Wirksamkeit unterschiedlicher Behandlungsformen partizipativ erforscht werden - davon profitieren beide Seiten. Das BMBF unterstützt solche Forschungsprojekte im Rahmen der Richtlinie zur Förderung von bürgerwissenschaftlichen Vorhaben (Citizen Science).