03.06.2016

| Aktuelle Meldung

Wertschöpfungskette in der Gesundheitsforschung

Das Forum Gesundheitsforschung richtet eine neue Arbeitsgruppe ein, um Hemmnisse im Wertschöpfungsprozess zu analysieren und Strategien für ihren Abbau zu entwickeln. Medizinische Innovationen sollen so die Patientinnen und Patienten so schneller erreichen.

Diagnostische und therapeutische Innovationen sollen Patientinnen und Patienten künftig schneller erreichen. Bevor neue Erkenntnisse aus der Forschung die klinische Versorgung im Alltag verbessern, vergehen oft Jahre oder gar Jahrzehnte. Denn bis zur Marktreife müssen neue Produkte oder Verfahren komplexe Entwicklungsstufen (Wertschöpfungskette) durchlaufen. Dabei gibt es jedoch Hindernisse, die den Fortgang hemmen.

Junge Wissenschaftlerin steht vor einem automatisierten Hochdurchsatzgerät.

Bis neue Forschungsergebnisse im Versorgungsalltag ankommen vergehen häufig viele Jahre. Die Arbeitsgruppe „Wertschöpfungskette in der Gesundheitsforschung“ will die Faktoren identifizieren, die den Prozess verlangsamen.

DLR PT/BMBF

Um diese Innovationshemmnisse abzubauen, gründete das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) initiierte Forum Gesundheitsforschung jetzt die Arbeitsgruppe „Wertschöpfungskette“. Sie soll Hemmnisse im Wertschöpfungsprozess analysieren und Strategien für ihren Abbau entwickeln. Die Arbeitsgruppe konstituierte sich am 1. Juni 2016. Sie besteht aus Vertreterinnen und Vertretern der Wissenschaft, der Industrie und der Regulationsbehörden. Sie widmet sich zunächst zwei wichtigen Themen: „Validität und Qualität in Modellsystemen“ und „Präklinische Entwicklung und frühe klinische Studien“.

Verwertbarkeit von Forschungsergebnissen verbessern

Gesundheitsforschung muss auf allen Stufen der Wertschöpfungskette hohe Qualitätsstandards erfüllen. Doch viele Laborergebnisse sind nicht reproduzierbar oder werden erst gar nicht veröffentlicht. Ein weiteres Hemmnis in der Wertschöpfungskette: Viele Therapieansätze werden im Tiermodell erfolgreich erprobt – doch häufig erweisen sie sich dann in Studien an Patientinnen und Patienten als weniger wirkungsvoll. Deshalb will sich die Arbeitsgruppe für eine bessere Qualität und Verwertbarkeit von Forschungsergebnissen einsetzen.

Frühe klinische Studien – neue Herausforderungen für Akademia und kleine Unternehmen

Großunternehmen übernehmen Ideen aus der Forschung immer häufiger erst sehr spät, wenn der Erkenntnisgewinn schon weit vorangeschritten ist. Denn oft sind sie erst nach einem Wirksamkeitsnachweis am Menschen bereit, aufwändige klinische Studien zu finanzieren. So stehen Forscherinnen und Forscher an den Universitäten und Forschungseinrichtungen vor der Herausforderung, solche Nachweise selbst zu führen. Auf die dafür erforderlichen frühen klinischen Studien ist die Akademia jedoch oft nicht eingestellt – ebenso wie viele kleine und mittlere Unternehmen. Die Folge: Erfolgversprechende Ansätze in Diagnostik und Therapie können häufig nicht weiterentwickelt werden. Auch diese Innovationshürde gilt es abzubauen.

Weiterentwicklung der Gesundheitsforschung

Das Forum Gesundheitsforschung hat sich im November 2015 auf Initiative des BMBF konstituiert. Es führt erstmals die verantwortlichen Vertreter aller großen Forschungs- und Wissenschaftsorganisationen zum Thema Gesundheitsforschung zusammen und ermöglicht einen systematischen, organisationsübergreifenden und kontinuierlichen Dialog zwischen den Akteuren. Dabei erarbeitet das Forum Vorschläge zur Weiterentwicklung der Gesundheitsforschung. Dem Forum gehören die fachlichen Spitzenvertreterinnen und -vertreter der deutschen Forschungsorganisationen auf dem Gebiet der Gesundheitsforschung an: Wissenschaftsrat, Deutsche Forschungsgemeinschaft, Helmholtz-Gemeinschaft, Max-Planck-Gesellschaft, Leibniz-Gemeinschaft, Fraunhofer Gesellschaft, Medizinischer Fakultätentag, Verband der Universitätsklinika Deutschland, Deutsche Zentren der Gesundheitsforschung sowie Vertreterinnen und Vertreter aus der Wirtschaft.