Wo geht es hier zum Bus? - Dank RFID-Technik mobil trotz Sehbehinderung

Eigenständig mobil zu sein ist für blinde und sehbehinderte Menschen eine alltägliche Herausforderung. Denn bei öffentlichen Verkehrsmitteln treffen sie häufig auf Hindernisse.

In einem vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Kooperationsprojekt unter Federführung der Helmut-Schmidt-Universität Hamburg wurde nun ein neues Konzept entwickelt. Beim Projekt „Bus-ID“ wird sehbehinderten Personen mittels der sogenannten RFID-Technik (Radio Frequency Identification) mehr Orientierung und Information an Bushaltestellen geboten. Die Ergebnisse zeigen: Das System erleichtert Blinden und Sehbehinderten ihren Alltag erheblich. Sie könnten damit in gleicher Weise wie Sehende mobil sein und am öffentlichen Leben teilnehmen.

Blinde und Sehbehinderte sind in besonderem Maße auf öffentliche Verkehrsmittel angewiesen, wenn sie eigenständig mobil sein wollen. Doch treffen sie an den Haltestellen des öffentlichen Nahverkehrs auf zahlreiche Hindernisse. Ein Projektteam der Helmut-Schmidt-Universität Hamburg hat nun in Kooperation mit dem Blinden- und Sehbehindertenverband Hamburg und dem Stadtplanungsund Ingenieurbüro d*ING-Planung in Hamburg ein neuartiges Konzept entwickelt. Bei diesem vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Projekt „Bus-ID“ wird Blinden und Sehbehinderten mit technischen Hilfsmitteln an Bushaltestellen die Orientierung deutlich erleichtert. Im Mittelpunkt steht dabei die sogenannte RFID-Technik (Radio Frequency Identification).

Radiowellen als Orientierungshilfe
Projektleiter Prof. Dr. Alexander Fay erläutert, wie das System beim Bus-ID-Projekt funktioniert: „Den RFID-Transponder trägt man wie einen Autoschlüssel bei sich. Sobald man sich einer Bushaltestelle nähert, wird das Transponder-Signal von der Sende- und Empfangseinheit der Haltestelle erkannt. Dabei wird ein akustisches Signal als Hinweis für die räumliche Orientierung mit Sprachinformationen kombiniert. Über den Lautsprecher der Haltestellen-Masten wird beispielsweise über den Namen der Bushaltestelle und die Fahrtrichtungen der Busse informiert. Fährt ein Bus ein, an dem ebenfalls ein Transponder befestigt ist, wird man zusätzlich darauf hingewiesen, welcher Bus soeben eingefahren ist und wo sich der Einstieg befindet.“

Erhebliche Erleichterung für den Alltag

Das Konzept wurde an einer Testhaltestelle von Blinden und Sehbehinderten praktisch getestet. Mit den RFID-Prototypen wurde beispielsweise geprüft, wie lange und wie laut das Signal sein muss und welche Informationen erforderlich sind, um den Teilnehmern die nötige Orientierung zu bieten. Alle Teilnehmer bewerteten das Orientierungssystem als sehr nützlich und sinnvoll für ihren Alltag. „Praktisch finde ich die Hilfen zur Fahrzeugerkennung. So weiß ich, wann an dieser Haltestelle welcher Bus abfährt und kann weitere Informationen anfordern, wenn ich sie brauche. Gut gefällt mir auch, dass die Lautstärke an die Umwelt angepasst ist. So ist das akustische Signal nicht zu laut und nicht zu leise“, so ein Teilnehmer. Alle Projektteilnehmer haben sich für die Einführung des Systems im öffentlichen Nahverkehr ausgesprochen. Ziel ist es nun, das Konzept gemeinsam mit einem Industriepartner zu einem Produkt weiterzuentwickeln, das den Einsatz im öffentlichen Nahverkehr möglich macht. Prof. Fay sieht zudem großes Zukunftspotenzial für das Konzept: „Sollte sich das System in weiteren Tests bewähren, könnte die Anwendung versuchsweise auf U-Bahn-Haltestellen ausgeweitet werden.“

RFID
Der Begriff „Radio Frequency Identification“ (RFID) bezeichnet die Identifizierung mithilfe von elektromagnetischen Wellen. RFID ermöglicht die automatische Identifizierung und Lokalisierung von Gegenständen und Lebewesen.

Ansprechpartner:
Prof. Dr.-Ing. Alexander Fay
Institut für Automatisierungstechnik
Helmut-Schmidt-Universität / Universität der Bundeswehr Hamburg
Holstenhofweg 85
22043 Hamburg
Tel.: 040 6541-2719
Fax: 040 6541-2004
E-Mail: alexander.fay@hsu-hh.de