Weisen Immunzell-Signale den Weg zu neuen Therapien gegen Asthma?

Die Zellen unseres Immunsystems erkennen Bakterien, Viren und andere Krankheitserreger durch spezielle Bindungsstellen auf ihrer Oberfläche und setzen daraufhin eine spezifische Abwehrreaktion in Gang. Was genau in den Immunzellen passiert, nachdem sie zum Beispiel Viren ausgemacht haben, versteht die medizinische Forschung allerdings erst allmählich. Dieses Wissen ist jedoch sehr wichtig, um Krankheiten sowie Abwehrstrategien des Körpers besser zu verstehen und neue Therapien entwickeln zu können.

Wissenschaftler aus Magdeburg und Prag sind jetzt einen großen Schritt weitergekommen. Sie identifizierten ein Molekül, das in bestimmten Immunzellen, den B-Zellen, maßgeblich daran beteiligt ist, Informationen von der Zelloberfläche ins Zellinnere zu leiten. Das kann zum Beispiel die Warnung vor dem gefährlichen Virus XY sein. Im Inneren der Zelle werden dann die weiteren Schritte der Immunantwort eingeleitet. Das neu entdeckte Protein trägt den wissenschaftlichen Namen NTAL, was für "Non-T-Cell-Activation-Linker" steht. NTAL hat viel mit einem anderen signalübertragenden Molekül gemeinsam, dem LAT Molekül (Linker for Activation of T-Cells). LAT besitzt in den so genannten T-Zellen die gleiche Funktion wie NTAL in den B-Zellen. Seit 1998 das LAT identifiziert wurde, postulierten Wissenschaftler ein vergleichbares Molekül für die B-Zellen. Eine Reihe von Immunologen haben seit dieser Zeit intensiv nach diesem Molekül gesucht.

Praktische Relevanz könnte NTAL zum Beispiel bei der Therapie des allergischen Asthma bronchiale bekommen. Für das Krankheitsbild sind so genannte Mastzellen von entscheidender Bedeutung. Sie erkennen einen bestimmten allergieauslösenden Stoff (Allergen)und reagieren auf ihn, indem sie verschiedene Substanzen ausschütten. Diese bedingen unter anderem die bekannte und manchmal lebensbedrohliche Atemnot. Die Magdeburger und Prager Forscher konnten demonstrieren, dass die Reaktion der Mastzellen auf das Allergen wahrscheinlich auch durch NTAL vermittelt wird. Sollte sich diese Hypothese bestätigen, so wäre es denkbar, Perspektiven für die medikamentöse Therapie des allergischen Asthma zu entwickeln. Neue Arzneien könnten NTAL blockieren und die Mastzellen quasi "abschalten". Das Magdeburger Projekt wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung im Rahmen des Forschungszentrums Immunologie Sachsen-Anhalt gefördert.

Ansprechpartner:
Prof. Dr. med. Burkhart Schraven
Institut für Immunologie
Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg
Leipziger Strasse 44
39120 Magdeburg
Tel.: 0391/67 15-3 38/-8 00
Fax: 0391/67 15-8 52
E-Mail: burkhart.schraven@medizin.uni-magdeburg.de