Juli 2022

| Newsletter 107

5 Fragen an Professor Dr. Wolfgang Hiddemann

Professor Dr. Wolfgang Hiddemann war Sprecher des Münchner Standortes des Deutschen Konsortiums für Translationale Krebsforschung (DKTK). Vernetzte Krebsforschungszentren sieht er als Schlüssel für die Weiterentwicklung von Krebsforschung und -therapie.

Professor Dr. Wolfgang Hiddemann

Professor Dr. Wolfgang Hiddemann, ehemaliger Sprecher des Münchner Standortes des Deutschen Konsortiums für Translationale Krebsforschung (DKTK) und Mitglied im Strategiekreis der Nationalen Dekade gegen Krebs.

lebensmut e. V.

Herr Professor Hiddemann, die Nationale Dekade gegen Krebs ist eine Initiative, die alle Akteure an einen Tisch bringt, um die Kräfte in der Krebsforschung zu bündeln. Was ist Ihre Motivation als Mitglied des Strategiekreises in der Nationalen Dekade gegen Krebs?

Die Dekade gegen den Krebs ist eine großartige Initiative, die die in Deutschland bereits bestehenden Aktivitäten bündelt und konzertierte Aktivitäten zu zentralen Forschungsthemen auf den Weg gebracht hat. Mein Ziel ist es, auf diesem Weg auch die Forschung in der Psychoonkologie voranzubringen, die gegenüber anderen Forschungsgebieten einigen Nachholbedarf hat.

Deutschland hat eine exzellente Krebsforschung. Was sind aus Ihrer Sicht die größten Herausforderungen in der Überführung der Ergebnisse in die Praxis?

Die sehr schnell wachsenden Erkenntnisse der Krebsforschung stellen uns vor die Herausforderung, diesen Wissenszuwachs möglichst zeitnah und effektiv in die Praxis umzusetzen. Dies kann nur durch eine enge Verzahnung zwischen Forschung und Klinik gelingen und erfordert darüber hinaus die Bildung von ausgewiesenen Zentren mit hoher Kompetenz, die als Dreh- und Angelpunkte bei der praktischen Umsetzung fungieren können.

Welche Chancen ergeben sich durch die stärkere Vernetzung der Krebsforschungszentren im Rahmen der Dekade gegen Krebs in Deutschland?

Die Vernetzung der Krebsforschungszentren ist eine unabdingbare Voraussetzung für die Weiterentwicklung von Krebsforschung und -therapie in Deutschland. Sowohl die von der Krebshilfe geförderte Etablierung von Exzellenzzentren als auch das DKTK haben dazu bereits entscheidend beigetragen. Das Konzept des Nationalen Centrums für Tumorerkrankungen (NCT) setzt diesen Weg konsequent fort und wird die Vernetzung von Forschung, aber auch von exzellenter Patientenversorgung zusätzlich wesentlich stärken und verbessern. Dieses Konzept hat Deutschland in eine auch international hervorragende Spitzenposition in der Forschung gebracht.

Welche Bedeutung kommt der Patientenbeteiligung in der akademischen Forschung zu?

Es ist wichtig, dass die akademische Forschung auch die Bedürfnisse der unmittelbar Betroffenen, d. h. der Patientinnen und Patienten, berücksichtigt. Dazu ist ihre Beteiligung insbesondere an der Planung und Durchführung von klinischen Studien von großer Bedeutung.

Als erster Vorsitzender des Vereins lebensmut e. V. haben Sie sich der Allianz für Patientenbeteiligung der Nationalen Dekade gegen Krebs angeschlossen. Was tut Ihr Verein konkret für die Einbindung Betroffener in der Forschung?

Twitterhinweis zur Nationalen Dekade gegen Krebs

Der gemeinnützige Verein lebensmut e. V. hat primär das Ziel, Patientinnen und Patienten sowie Angehörige psychoonkologisch zu unterstützen, die von einer Krebserkrankung betroffen sind. Das heißt, der Schwerpunkt liegt in der Sicherung einer guten und umfassenden Patientenversorgung. In die Entwicklung und Umsetzung entsprechender Projekte sind Erkrankte und Angehörige in verantwortlicher Funktion eingebunden, als Mitglieder des Vorstands sowie als Mitglieder des Kuratoriums, das den Vorstand berät und unterstützt. Mit lebensmut e. V. assoziierte Forschungsprojekte widmen sich unter anderem der Untersuchung von Spätfolgen einer intensiven Therapie bei akuter myeloischer Leukämie bei Langzeitüberlebenden. Daneben widmen wir uns auch Fragen zur Rolle von Angehörigen bei der Begleitung von Krebserkrankten sowie zur Umsetzung von Aufklärung und Information bei Therapieentscheidungen am Lebensende.

www.dekade-gegen-krebs.de/

Hier informieren Sie sich über die bisherigen Ergebnisse, Akteure und Initiativen in der Nationalen Dekade gegen Krebs.

Ansprechpartnerin:
Alexia Parsons
Bundesministerium für Bildung und Forschung
Kapelle-Ufer 1
10117 Berlin
alexia.parsons@bmbf.bund.de
www.dekade-gegen-krebs.de