Anfang Februar startete die ANTICOV-Studie eine neue klinische Untersuchung. Sie prüft die Wirksamkeit einer Medikamentenkombination zur Behandlung von leichten und mittelschweren COVID-19-Verläufen in Ländern mit ressourcenschwachen Gesundheitssystemen.
In Ländern mit niedrigen und mittleren Einkommen sind die Gesundheitssysteme insbesondere in den ländlichen Regionen häufig nicht in der Lage, die Bevölkerung ausreichend medizinisch zu versorgen. So ist in diesen Weltregionen aktuell nur ein Bruchteil der Bevölkerung vollständig gegen COVID-19 geimpft. Umso wichtiger ist es, Erkrankte hier flächendeckend mit einfach zu verabreichenden Arzneimitteln behandeln zu können. „Wir müssen dringend COVID-19-Medikamente finden, die oral eingenommen werden können und sicher, erschwinglich, zugänglich und an die spezifischen Bedürfnisse dieser Länder angepasst sind“, sagt Nathalie Strub-Wourgaft, Leiterin der COVID-19-Abteilung der gemeinnützigen Forschungs- und Entwicklungsorganisation Drugs for Neglected Diseases initiative (DNDi). Sie koordiniert alle Untersuchungen der ANTICOV-Studie, die das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) mit insgesamt 12 Mio. Euro fördert.
Kombination aus zugelassenen Medikamenten im Fokus
In der aktuellen Untersuchung der ANTICOV-Studie prüfen die Forscherinnen und Forscher eine vielversprechende Kombination aus zwei Arzneimitteln, die ursprünglich zur Behandlung anderer Krankheiten entwickelt wurden. Der in Kapselform verabreichte Wirkstoff Fluoxetin kann – unabhängig von seiner antidepressiven Eigenschaft – Viren daran hindern, in Zellen einzudringen und sich dort zu vermehren. Der zweite Wirkstoff, Budesonid, wirkt in der Lunge stark entzündungshemmend und kann von COVID-19-Patientinnen und Patienten mit einfachen Mitteln inhaliert werden. Die Forschenden hoffen, dass die Kombination beider Wirkstoffe schwere COVID-19-Krankheitsverläufe verhindern und im Idealfall auch die Wahrscheinlichkeit einer Übertragung verringern kann.
Nach Afrika soll der Studienstart in Südasien und Lateinamerika folgen
Die neue Untersuchung der ANTICOV-Studie hat bereits in einigen afrikanischen Ländern begonnen – geplant ist die zeitnahe Ausweitung auf Länder in Südasien und Lateinamerika. Die Wirkstoffkombination soll vor allem ambulant versorgten Patientinnen und Patienten helfen, die innerhalb einer Woche nach Auftreten erster Symptome ärztliche Hilfe suchen. Erweist sich der kostengünstig und leicht anzuwendende Therapieansatz als wirksam, könnte er die medizinische Versorgung von COVID-19-Patientinnen und Patienten gerade in struktur- und ressourcenschwachen Regionen deutlich verbessern.
BMBF fördert Forschung und Entwicklung vernachlässigter Krankheiten
Die 2003 gegründete gemeinnützige Drugs for Neglected Diseases initiative (DNDi) bringt Pharmaindustrie, Wissenschaft und Förderer zusammen, um Strategien, Forschungsansätze und konkrete Maßnahmen zur Behandlung von Krankheiten zu entwickeln und umzusetzen, die in erster Linie ärmere Länder betreffen. Ausgelöst werden die Erkrankungen vor allem durch Infektionserreger wie Einzeller, Bakterien und Pilze, Viren und Parasiten. Sie betreffen weltweit rund 1,7 Milliarden Menschen, treten aber vorrangig in den ressourcenschwachen tropischen Weltregionen auf. Das BMBF fördert DNDi bis 2022 mit insgesamt 29,5 Millionen Euro.