Lassen sich Begleiterkrankungen der Lungenkrankheit COPD auf das Alter der Betroffenen oder den Schweregrad der COPD zurückführen? Untersuchungen am Deutschen Zentrum für Lungenforschung helfen, Risiken für Patientinnen und Patienten besser abzuschätzen.
Die chronisch-obstruktive Lungenerkrankung COPD ist eng verbunden mit einer Reihe von Begleiterkrankungen, in der Fachsprache Komorbiditäten genannt. Zu diesen weiteren gesundheitlichen Problemen zählen zum Beispiel Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes und Osteoporose. Bislang war unklar, ob der jeweilige Schweregrad der COPD-Erkrankung für diese Begleiterkrankungen verantwortlich ist, oder ob diese auf das Lebensalter der Patienten und Patientinnen zurückzuführen sind.
Dieses Zusammenwirken haben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler am Deutschen Zentrum für Lungenforschung (DZL) nun untersucht. Ihre Erkenntnisse fließen in das fortlaufend aktualisierte COSYCONET-Register („COPD and Systemic Consequences - Comorbidities Network“) ein, das knapp 3.000 Erkrankte umfasst und mehrfache Daten-Erhebungen zum Gesundheitszustand von Patientinnen und Patienten durchführt. An COSYCONET sind alle DZL-Standorte beteiligt.
Untersucht wurden bisher insbesondere Herzversagen, Koronare Herzerkrankung, die im Volksmund als „Schaufensterkrankheit“ bekannte Periphere Arterielle Verschlusskrankheit (PAVK) − eine Durchblutungsstörung der Beine oder Arme − sowie Bluthochdruck. Auch Schlafapnoe, Diabetes, Störungen des Fettstoffwechsels (Hyperlipidämie), erhöhte Harnsäurewerte im Blut (Hyperurikämie) und Osteoporose (Knochenschwund) nahmen die Forschenden genauer in den Blick. Für jede dieser Erkrankungen konnte ein Muster an Einflussfaktoren gefunden werden.
Wichtigste Erkenntnis der DZL-Wissenschaftlerinnen und -Wissenschaftler: Eine Begleiterkrankung lässt sich nicht ausschließlich auf das Alter oder das COPD-Stadium zurückführen. Allerdings zeigte sich, dass Herzversagen und Osteoporose hauptsächlich negativ durch die COPD beeinflusst werden, während Bluthochdruck stärker vom Alter der Betroffenen abhing. Darüber hinaus konnten die Forschenden bereits bekannte Abhängigkeiten bestätigen, zum Beispiel vom Geschlecht (bei Osteoporose) und vom Körpergewicht (bei Schlafapnoe). Diese Ergebnisse ermöglichen es Ärzten, die Risikoabschätzung für den einzelnen Patienten und die einzelne Patientin zu verbessern und die individuelle Therapie entsprechend anzupassen.
COPD steht für die englische Bezeichnung „Chronic Obstructive Pulmonary Disease“. Die Krankheit zeichnet sich durch eine fortschreitende und meist irreversible Einschränkung der Lungenfunktion aus. Die unteren Atemwege, das heißt die Bronchien und deren feine Verzweigungen, sind chronisch entzündet; es kommt zu einer Verengung (Obstruktion) der Atemwege, was die Atmung erschwert. Zu den typischen Symptomen zählt Atemnot, anfangs bei körperlicher Belastung und später, bei fortgeschrittener COPD, bereits im Ruhezustand. Außerdem können täglicher Husten über einen längeren Zeitraum, Pfeif- oder Brummgeräusche beim Atmen und verstärkte Beschwerden bei Erkältungen oder Grippeerkrankungen auftreten. In Deutschland leiden mittlerweile knapp sieben Millionen Menschen an COPD; Rauchen ist nach wie vor einer der größten Risikofaktoren, die Krankheit zu entwickeln.
Deutsches Zentrum für Lungenforschung (DZL)
Das Deutsche Zentrum für Lungenforschung (DZL e. V.) ist ein vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und fünf Bundesländern geförderter Zusammenschluss aus 29 führenden universitären und außeruniversitären Einrichtungen, die sich der Erforschung von Atemwegserkrankungen widmen. Im DZL wird die grundlagen-, krankheits- und patientenorientierte Forschung auf dem Gebiet der Lungenerkrankungen koordiniert und auf internationalem Spitzenniveau durchgeführt, um so die Translation grundlagenwissenschaftlicher Erkenntnisse in neue klinische Konzepte zur Verbesserung der Patientenversorgung zu beschleunigen.
Mehr Informationen: www.dzl.de