Um gezielte Eingriffe ins menschliche Erbgut ranken sich kontroverse Diskussionen – umso dringlicher ist es, über weltweit geltende rechtliche Standards zu diskutieren und Überlegungen anzustellen, wie die Anwendung sinnvoll gesteuert werden könnte.
CRISPR-GOV – Braucht es einen spezifischen globalen Regulierungsrahmen für die Editierung der menschlichen Keimbahn?
Wäre es möglich, die Anwendung der Genomeditierung zur Keimbahnänderung beim Menschen auf internationaler Ebene zu regulieren? Falls ja, wie könnte eine internationale Regulierung dieser sich schnell entwickelnden Technologie ausgestaltet werden, und welcher Grad von Einheitlichkeit der Normierung wäre regionen- und länderübergreifend erstrebenswert? Zwar wird in vielen Stellungnahmen eine Regulierung auf internationaler Ebene gefordert, eine differenzierte wissenschaftlicher Prüfung der Möglichkeiten und Grenzen internationaler Regulierung für die unterschiedlichen Technologien der Genomeditierung für Keimbahnänderungen beim Menschen steht bislang jedoch aus.
Die Genomeditierung der menschlichen Keimbahn wird in unterschiedlichen Ländern gesellschaftlich und rechtlich nicht einheitlich bewertet. Eine spezifische und globale Regulierung zum Einsatz dieser Technologie beim Menschen existiert nicht; bislang wurde auf internationaler Ebene nur ein nicht verbindliches Moratorium verabschiedet. Eine spezifische globale Regelung wird jedoch für immer wichtiger gehalten, um Missbrauch zu verhindern und allgemeingültige ethisch-moralische Wertvorstellungen, soweit diese feststellbar sind, mit Blick auf gezielte Eingriffe in die menschliche Keimbahn umzusetzen. Eine solche Regulierung würde es überdies erleichtern, das Potenzial der Genomeditierung für therapeutische Anwendungen beim Menschen sinnvoll und risikobewusst auszuschöpfen.
Im Projekt CRISPR-Gov am Marsilius Kolleg der Universität Heidelberg kamen internationale Studentinnen und Studenten, junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowie Expertinnen und Experten aus den Bereichen Molekularbiologie, Medizin, Rechtswissenschaft sowie Theologie und angewandte Ethik zu einer Klausurwoche zusammen. Die wichtigsten Ziele dieses interdisziplinären Diskurses: den aktuellen wissenschaftlichen Stand der Genomeditierung beim Menschen analysieren, Chancen und Grenzen einer internationalen Regulierung beleuchten und über einen Diskussionsabend für die allgemeine Öffentlichkeit eine breite gesellschaftliche Rückkopplung herstellen. Eingebettet in die Klausurwoche lud das Marsilius-Kolleg der Universität Heidelberg zu einem wissenschaftlichen Symposium mit internationalen Expertinnen und Experten, die Perspektiven aus den Regionen Nordamerika (USA und Kanada), Südostasien (Japan, China und Südkorea) und Europa in die Analyse einbrachten.
Die Erkenntnisse der Klausurwoche mündeten in ein gemeinsames Positionspapier der Teilnehmenden, das durch das Marsilius-Kolleg veröffentlicht wird. Im Rahmen einer Schreibwerkstatt hatten sie Gelegenheit, die in der Woche diskutierten aktuellen Regulierungsarrangements systematisch aufzuarbeiten, die damit verbundenen rechtlichen und ethischen Herausforderungen nochmals gebündelt zu reflektieren und sich selbst bzgl. der Optionen und Strategien für eine weltweite Regulierung zu positionieren.
Weitere Informationen: https://www.marsilius-kolleg.uni-heidelberg.de/marsilius-academy2018-2/
BMBF-Fördermaßnahme: Gesundheitsforschung – Internationale Klausurwochen auf dem Gebiet der ethischen, rechtlichen und sozialen Aspekte der modernen Lebenswissenschaften
Projektvolumen: 50.000 Euro
Projektlaufzeit: 2018 – 2019
Projektleitung:
Marsilius-Kolleg der Universität Heidelberg
Dr. iur. Fruzsina Molnár-Gábor
Heidelberger Akademie der Wissenschaften
Prof. Dr. Michael Boutros
Deutsches Krebsforschungszentrum und Universität Heidelberg
Im Neuenheimer Feld 130
69120 Heidelberg
+49 6221 54-51336
fruzsina.molnar-gabor@adw.uni-heidelberg.de