Förderkennzeichen: | 01GQ1907 |
Fördersumme: | 662.242 EUR |
Förderzeitraum: | 2020 - 2025 |
Projektleitung: | Prof. Dr. Tobias Donner |
Adresse: |
Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Zentrum für Experimentelle Medizin, Institut für Neurophysiologie und Pathophysiologie Martinistr. 52 20251 Hamburg |
Entscheidungen führen nicht nur zu entsprechenden Handlungen, sondern verändern in der Folge auch das Denken des Entscheidungsträgers. Nämlich führen Entscheidungen zu einer Verzerrung der internen Verarbeitung neuer oder alter Information, so dass spätere Urteile in der Tendenz die früheren Entscheidungen bestätigen. Solche entscheidungsinduzierten Verzerrungen charakterisieren sowohl einfache also auch komplexe Entscheidungen, im Versuchslabor wie auch im Alltag – letzteres auch in Situationen, in denen Fehler kritisch sind (z. B. klinische Diagnosen oder unternehmerische Entscheidungen). Diese Verzerrungen werden als "Selbstbestätigungs-Tendenz" (Englisch: "confirmation bias") bezeichnet. Warum und wie das menschliche Gehirn zur Selbstbestätigung tendiert, ist unklar. Im Rahmen von DECINDBIAS sollen die der Selbstbestätigungs-Tendenz zugrundeliegenden Mechanismen im menschlichen Gehirn identifiziert werden. Ziel ist, eine allgemeine neurobiologische Theorie der Entscheidungsfindung zu entwickeln, welche die Selbstbestätigungstendenz erklärt. Dazu werden zwei Forscher-Teams einen hochgradig interdisziplinären und vernetzten Ansatz verfolgen: Umfangreiche psychophysische Messungen des Entscheidungsverhaltens werden mit der nichtinvasiven Aufzeichnung der zugrundeliegenden Hirnaktivität mittels Magnetoenzephalographie (MEG) kombiniert; diese Messungen werden iterativ mit mathematischer Theoriebildung und rechnergestützter Modellierung verzahnt. Auf diese Weise soll die Hypothese getestet werden, dass die Selbstbestätigungs-Tendenz durch Rückkopplungseffekte zwischen Regionen der Großhirnrinde erzeugt wird, was allgemein (aber nicht immer) hilft, die Entscheidungsfindung zu optimieren. Die in DECINDBIAS gewonnenen Einsichten werden das Verständnis der Grenzen menschlicher Rationalität entscheidend vertiefen und könnten der Optimierung von Entscheidungsprozessen in gesellschaftlich relevanten Bereichen (z.B. Medizin, Politik, Wirtschaft) dienen.