Einzelprojekt

Der Fetus als Patient - ein tragfähiges Konzept für klinische Interaktionen im Rahmen neuer pränatalmedizinischer Technologien?

Förderkennzeichen: 01GP1484
Fördersumme: 79.912 EUR
Förderzeitraum: 2015 - 2017
Projektleitung: PD Dr. Dagmar Schmitz
Adresse: Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen, Fakultät 10 - Medizin und Universitätsklinikum, Institut für Geschichte, Theorie und Ethik in der Medizin
Wendlingweg 2
52074 Aachen

Projekt-Internetseite 

Die Pränatalmedizin wirft zunehmend die Frage auf, ob der Embryo bzw. der Fetus im klinischen Kontext als "Patient" verstanden werden kann bzw. soll. Es ist in ganz neuer Form und Dimension möglich geworden, den Fetus direkt zu untersuchen.  Zusätzlich stehen verstärkt auch Optionen der pränatalen Therapie zur Verfügung. Ein so zuwachsender Patientenstatus aber geht im üblichen Verständnis einher mit einem bestimmten moralischen Status und bindet den Arzt im Rahmen definierter professioneller Verpflichtungen. Diese stehen jedoch insbesondere im Umgang mit den  neuen, nicht-invasiven Diagnostikverfahren  unter Umständen im Widerspruch zu den behandlerischen Verpflichtungen gegenüber der Schwangeren. Die Klausurwoche hat das Ziel, aus interdisziplinärer und internationaler Perspektive zu diskutieren, ob und unter welchen Prämissen das Konzept des "Fetus als Patient" trotz dieses inhärenten Konfliktes als ein tragfähiges Konzept für die Interaktionen im Umgang mit Pränataldiagnostik ausformuliert werden kann bzw. welche Alternativen dazu denkbar sind. Grundlage der Diskussion bilden drei, zum Teil bereits abgeschlossene empirische Projekte in den Niederlanden, Großbritannien und Deutschland zu Einstellungen und Wünschen im Hinblick auf neue nicht-invasive pränataldiagnostische Verfahren (NIPT). Neben dem Austausch zu den hier erzielten empirischen Ergebnissen im Hinblick auf den Patientenstatus des Feten soll gemäß der interdisziplinären Ausrichtung auch eine philosophisch-theoretische Analyse hierzu vorgenommen werden. Insgesamt soll versucht werden, aus unterschiedlichen Perspektiven (in Gynäkologie, Huamngenetik, Pädiatrie, Medizinrecht, Medizinethik, Medizingeschichte) den Blick auf den normativen Gehalt des Patientenbegriffes in seiner Verwendung in Bezug auf den Feten zu lenken und wenn möglich eine gemeinsame, disziplinübergreifende begriffliche Basis zu formulieren, der ein einheitliches normatives Verständnis zugrunde liegt. Weitere Informationen sind auf der Internetseite des Uniklinikums der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen zu finden: www.fetalpatient.ukaachen.de.