Fördermaßnahme

Nachwuchsförderung - Forschungsgruppen

Veröffentlichung der Bekanntmachung: 2016
Förderzeitraum: 2018 - 2025
Gesamte Fördersumme: bis zu 6,2 Mio. Euro
Anzahl der Projekte: 3

Für eine erfolgreiche und zukunftsweisende Forschung auf dem Gebiet der ethischen, rechtlichen und sozialen Aspekte (ELSA) der modernen Lebenswissenschaften ist eine konsequente Förderung von talentiertem wissenschaftlichem Nachwuchs unabdingbar. Drei herausragende Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler erhalten für bis zu sechs Jahre eine Förderung, um eine selbstständige interdisziplinäre Forschungsgruppe auf dem Gebiet der ELSA Forschung aufzubauen. Sie stellen sich insbesondere der wissenschaftlichen Herausforderung der ELSA Forschung, Fragen an den Schnittstellen zwischen Natur-, Geistes- und Sozialwissenschaften zu bearbeiten.  Durch die Leitung der Forschungsgruppe können sie sich für einen weiteren Karriereweg in diesem interdisziplinären Forschungsfeld qualifizieren. Sie werden auch dabei unterstützt ihre wissenschaftliche Weiterqualifizierung mit Familie vereinbaren zu können.

Einzelprojekte

SALUS - Ethische Aspekte von Zwang in der Psychiatrie im Spannungsfeld von Selbstbestimmung, gesundheitlichem Wohl und Sicherheit

Förderkennzeichen: 01GP1792
Gesamte Fördersumme: 2.127.270 EUR
Förderzeitraum: 2018 - 2025
Projektleitung: Dr. Jakov Gather
Adresse: Ruhr-Universität Bochum, LWL - Universitätsklinikum Bochum, Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Präventivmedizin
Alexandrinenstr. 1-3
44791 Bochum

SALUS - Ethische Aspekte von Zwang in der Psychiatrie im Spannungsfeld von Selbstbestimmung, gesundheitlichem Wohl und Sicherheit

Das Bochumer SALUS-Projekt untersucht, ob und wann Zwang in der Psychiatrie moralisch gerechtfertigt ist und wie die Werte "gesundheitliches Wohl" und "Sicherheit" angemessen berücksichtigt werden können. Aus einer internationalen (Deutschland, Niederlande, Großbritannien) und interdisziplinären (Medizinethik, Philosophie, Psychiatrie, Rechtswissenschaften, Psychologie) Perspektive werden 1. die in den letzten Jahren erfolgten gesetzlichen Veränderungen, die das Selbstbestimmungsrecht gestärkt haben, und deren Implikationen für das gesundheitliche Wohl von Betroffenen und die Sicherheit Dritter analysiert, 2. die Einstellungen von Professionellen, Betroffenen und der Bevölkerung zu Zwang in der Psychiatrie untersucht, 3. die Bedingungen, unter denen Zwangseinweisungen, -maßnahmen und -behandlungen moralisch gerechtfertigt sind, bestimmt, 4. Patientenverfügungen durch Einbezug der Werte "gesundheitliches Wohl" und "Sicherheit" in den Vorausplanungsprozess verbessert und 5. Chancen und Risiken von Odysseus-Verfügungen und ihrer Implementierung in Deutschland beurteilt. Methodisch verfolgt das SALUS-Projekt einen innovativen "bottom-up"-Ansatz, in dem konzeptionelle und normative Analysen eng mit qualitativen und quantitativen empirischen Untersuchungen verknüpft sind und durch diese informiert werden. In Ergänzung zur Förderung von Selbstbestimmung zielt das Projekt darauf ab, das gesundheitliche Wohl von Betroffenen und die Sicherheit Dritter zu stärken. Neben wissenschaftlichen Publikationen sollen empirisch informierte Handlungsempfehlungen zur ethisch gerechtfertigten Anwendung von Zwang in der Psychiatrie entwickelt und Betroffenen, Professionellen, politischen Entscheidungsträgern und der Bevölkerung zugänglich gemacht werden.

META - mHealth: Ethische, rechtliche und gesellschaftliche Aspekte im technologischen Zeitalter

Förderkennzeichen: 01GP1791
Gesamte Fördersumme: 2.099.998 EUR
Förderzeitraum: 2018 - 2024
Projektleitung: Dr. Verina Wild
Adresse: Ludwig-Maximilians-Universität München, Medizinische Fakultät, Institut für Ethik, Geschichte und Theorie der Medizin
Lessingstr. 2
80336 München

META - mHealth: Ethische, rechtliche und gesellschaftliche Aspekte im technologischen Zeitalter

Ziel des interdisziplinären und internationalen Forschungsvorhabens "META - mHealth: Ethische, rechtliche und gesellschaftliche Aspekte im technologischen Zeitalter" ist es, ethisch und rechtlich relevante Chancen und Risiken von mHealth auf individueller, gesellschaftlicher und globaler Ebene zu untersuchen. Mobile Gesundheitstechnologien (mHealth) werden zunehmend zu einem wesentlichen Bestandteil eines gesunden Lebensstils, der Prävention und der Krankheitsbekämpfung. Ethisch und rechtlich relevante Chancen und Risiken sind bisher nur unzureichend oder unsystematisch untersucht. Eine Analyse der ethischen, rechtlichen und sozialen Aspekte ist angesichts ihres potentiell tiefgreifenden Einflusses auf Individuen und die (globale) Gesellschaft dringend erforderlich. Die wichtigsten Methoden sind normative Analysen, empirische Studien (quantitative Fragebogenstudie, qualitative Interviews und partizipative Beobachtung) und rechtliche Analysen. Kollaborationspartner bringen quantitative Wirksamkeitsanalysen ein. Die Ergebnisse des Projekts werden als wissenschaftliche Publikationen und Präsentationen sowie mittels benutzerfreundlicher Webseite verbreitet. Die Arbeitsgruppe ist interdisziplinär aufgestellt und arbeitet zusammen mit einem international besetzten Advisory Board. Eine enge Vernetzung mit Forschung & Entwicklung, Politik und Privatwirtschaft ist vorgesehen. Es sind u.a. Auslandsforschungsaufenthalte an der Harvard University und der University of Birmingham geplant.

SoSciBio - Menschliche Diversität in den neuen Lebenswissenschaften: Soziale und wissenschaftliche Effekte biologischer Differenzierungen

Förderkennzeichen: 01GP1790
Gesamte Fördersumme: 2.003.050 EUR
Förderzeitraum: 2018 - 2024
Projektleitung: Dr. Andrea zur Nieden
Adresse: Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, Philosophische Fakultät - Institut für Soziologie
Rempartstr. 15
79085 Freiburg

SoSciBio - Menschliche Diversität in den neuen Lebenswissenschaften: Soziale und wissenschaftliche Effekte biologischer Differenzierungen

Humanbiologische Forschung orientierte sich nach dem Zweiten Weltkrieg bis in die 1990er Jahre fast ausschließlich am Modell eines Standardmenschen. Erst in den letzten Jahrzehnten und auf der Grundlage neuer technischer Möglichkeiten (Molekulargenetik, Neuroimaging) wendet man sich aus verschiedenen Gründen wieder verstärkt der biologischen Vielfalt der Menschheit zu. Die Forschungsgruppe nimmt eine systematische empirische Analyse der Effekte ethnischer/racial und geschlechtlicher Differenzierungen im deutschen Kontext vor. Sechs Fallstudien werden hierfür in den Bereichen Medizin/Epidemiologie, Neurowissenschaften, Pharmakologie, Forensik, Evolutionsgenetik und im klinischen Alltag durchgeführt. Mit biologischen Differenzierungen werden so unterschiedliche Ziele wie ein verbessertes Krankheitsverständnis, genauere forensische Methoden oder auch eine bessere Kenntnis der Migrationsgeschichte des Menschen verfolgt. Diese Ansätze treffen auf politische Bemühungen, gesundheitliche Ungleichheiten zwischen Geschlechtern und Ethnien/Races einzuebnen, unter anderem indem versucht wird relevante Gruppen in klinischen Studien zu repräsentieren. Dem steht allerdings eine breite kritische wissenschaftliche Diskussion gegenüber, in der die Naturalisierung soziokultureller Konstruktionen, Stereotypisierungen, Reduktionismen oder sowie die potenzielle Stigmatisierung von Minderheiten problematisiert werden.