Junge Erwachsene und Erwachsene mittleren Alters standen während des ersten Lockdowns in der Corona-Pandemie besonders unter Druck. Im Rahmen der NAKO Gesundheitsstudie nannten sie deutlich stärkere Symptome von Angst, Stress und Depressionen.
Homeoffice und Homeschooling, Einschränkungen im Wirtschaftsleben und bei privaten Kontakten: Infektionen mit dem Coronavirus SARS-CoV-2 und die ersten landesweiten Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie im Frühjahr 2020 haben vor allem junge bis mittelalte Menschen psychisch belastet. Dies hat eine Auswertung der NAKO Gesundheitsstudie ergeben, Deutschlands größtem Forschungsprojekt zur Gesundheit der Allgemeinbevölkerung.
Unter 60-Jährige berichteten demzufolge über zugenommene Symptome von Angst und Depressionen, junge Frauen besonders stark. Aber auch der Anteil derjenigen mit moderat bis schwer ausgeprägten depressiven Symptomen stieg insgesamt von 6,4 auf 8,8 Prozent an. Die Befragung ergab außerdem, dass selbst-empfundener Stress in allen Altersgruppen und bei beiden Geschlechtern zunahm.
Unterschiede ließen sich im regionalen Vergleich feststellen: So wurden bei den Befragten in Regionen mit höheren SARS-CoV-2-Inzidenzen mehr mentale Probleme festgestellt. Im Norden und Nordosten Deutschlands, d.h. in Landesteilen mit vergleichsweise niedrigen Corona-Fallzahlen, waren die Stress-Symptome weniger ausgeprägt.
Ein interessantes, positives Ergebnis der Befragung: Etwa ein Drittel (32%) der Teilnehmenden schätzte die eigene Gesundheit zum Zeitpunkt der Befragung insgesamt betrachtet als besser ein als bei ihrer Erstbefragung einige Jahre zuvor.
Ideale Ausgangsbasis zur Untersuchung der Auswirkungen der Corona-Pandemie
An der NAKO Gesundheitsstudie nehmen rund 200.000 Personen teil; davon hatten fast 114.000 Menschen von Ende April bis Ende Mai 2020 einen gesonderten Fragebogen zur Corona-Pandemie beantwortet. In dieser Befragung gaben die Teilnehmenden Auskunft über ihren Gesundheitszustand, über mögliche Erfahrungen mit spezifischen Covid-19-Krankheitssymptomen, über Sozialkontakte und mögliche psychosoziale Auswirkungen der verhängten Einschränkungen. Viele der Fragen waren so formuliert, dass die erhobenen Daten in direkten Bezug zu jenen Daten gesetzt werden können, die im Rahmen der NAKO Gesundheitsstudie vor der Pandemie erhoben wurden. Auf diese Weise werden die vorhandenen NAKO-Daten ergänzt und die beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler können gleichzeitig genauere Erkenntnisse über Kurz- und Langzeitfolgen der Epidemie gewinnen.
„Die NAKO ist die einzige deutschland-weite Kohortenstudie, in der aktuelle Daten zur Gesundheit in der Bevölkerung in Deutschland unmittelbar vor und zu Beginn der Pandemie vorliegen“, so Prof. Dr. Annette Peters, NAKO-Vorstandsvorsitzende und Direktorin des Instituts für Epidemiologie am Helmholtz Zentrum München, anlässlich der gesonderten Befragung. „Damit bietet die NAKO eine ideale Ausgangsbasis, um zu untersuchen, ob die veränderten Lebens- und Arbeitsbedingungen während der Pandemie nicht nur kurzfristig Auswirkungen auf die Gesundheit haben, sondern auch langfristig die Entwicklung von Volkskrankheiten beeinflussen werden.“