Die Menschen werden immer älter. Das birgt Herausforderungen für die Gesundheitsversorgung und erfordert eine starke Präventionsforschung. Sie findet heraus, welche Faktoren dazu beitragen, länger gesund zu bleiben und selbstbestimmt leben zu können.
Eine erfolgreiche Gesundheitsforschung, präventive Lebensstile und Umgebungsfaktoren tragen dazu bei, dass Menschen immer älter werden und lange gesund bleiben. Sie beeinflussen auch die Entstehung und den Verlauf vieler chronischer Volkskrankheiten. So können eine ausgewogene Ernährung und ein gesundes Maß an Bewegung Herz-Kreislauferkrankungen und Diabetes vorbeugen. Dieses Potenzial gilt es zum Wohl der Menschen durch Präventionsmaßnahmen wirkungsvoll zu nutzen, beispielsweise durch konkrete Bewegungs- und Ernährungsempfehlungen.
Präventive und gesundheitsfördernde Maßnahmen sollen die verschiedenen Bevölkerungsgruppen – junge und ältere Menschen, Frauen und Männer, Berufstätige und Menschen im Ruhestand – zielgruppengerecht zu einem gesundheitsbewussten Verhalten motivieren und sie dazu anregen, ihre Umwelt und ihre Lebensweise gesundheitsfördernd zu gestalten.
Epidemiologische Forschung ausweiten
Epidemiologische Erkenntnisse dienen als Grundlage für die Entwicklung neuer Präventionsstrategien. Die epidemiologische Forschung untersucht Erkrankungen und ihre möglichen Auslöser mit statistischen Methoden. Sie analysiert beispielsweise die Zusammenhänge zwischen Ernährung, sozialem Status, Stress oder Umweltchemikalien mit Krankheiten oder Wohlbefinden. Dabei ist eine Vernetzung mit der Biomedizin wichtig, um das komplexe Zusammenspiel zwischen Mensch und Umwelt zu verstehen.
Neue gesellschaftliche Herausforderungen – angefangen von demografischen Entwicklungen bis hin zu kontinuierlicher Zu- und Abwanderung – sollen sich auch im Gesundheitsmonitoring und in der bevölkerungsbezogenen „Surveillance“ der öffentlichen Gesundheit abbilden. Deshalb soll die Gesundheitsberichterstattung und krankheitsbezogene Surveillance am Robert Koch-Institut auch unter Berücksichtigung von Digitalisierung im Rahmen der Ressortforschung des Bundesministeriums für Gesundheit ausgebaut werden.
In Zukunft sollen auf Basis modernster Daten etablierter Kohortenstudien neue Erkenntnisse zur Prävention und Erforschung von Volkskrankheiten gewonnen werden. Mit der vom Bundesministerium für Bildung und Forschung, der Helmholtz-Gemeinschaft und den Ländern geförderten bundesweiten NAKO Gesundheitsstudie steht der Gesundheitsforschung in Deutschland beispielsweise ein unermesslicher Datenschatz zur Verfügung. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler können die von den 200.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern erhobenen Daten nutzen, um die Entstehung von Krankheiten besser zu verstehen und Vorbeugung, Früherkennung und Behandlung in Deutschland zu verbessern.
In ihrer Dimension europaweit einzigartig: Die NAKO Gesundheitsstudie
An der NAKO Gesundheitsstudie, einem in dieser Größe, thematischen Breite und Detailtiefe europaweit einzigartigen Forschungsprojekt, nehmen rund 200.000 Bürgerinnen und Bürger im Alter zwischen 20 bis 69 Jahre teil. Bundesweit sollen die 18 beteiligten Studienzentren die Teilnehmenden über einen Zeitraum von 20 bis 30 Jahren untersuchen, und das in Intervallen von vier bis fünf Jahren. Dabei fragen die Forscherinnen und Forscher unter anderem nach Lebensgewohnheiten und -umständen, um herauszufinden, welchen Einfluss genetische Faktoren, Umweltbedingungen, soziales Umfeld und Lebensstil auf die Entstehung von Krankheiten haben. Mithilfe der gesammelten Daten können Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler beispielsweise konkrete Risikofaktoren für häufige Krankheiten bestimmen oder Frühstadien von Krankheiten untersuchen. Die neuen Erkenntnisse werden helfen, die Vorbeugung und Behandlung von Volkskrankheiten wie Diabetes, Krebs und Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu verbessern.
Das BMBF, die 13 beteiligten Länder und die Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren finanzieren die Studie mit insgesamt bis zu 256 Millionen Euro in 10 Jahren. An der Studie beteiligen sich 14 Universitäten, vier Helmholtz-Zentren, vier Leibniz-Institute, drei Ressortforschungseinrichtungen und ein Fraunhofer-Institut. Für die gesammelten Informationen wurde ein umfassendes Datenschutz- und IT-Sicherheitskonzept festgelegt.
Der Setting-Ansatz in der Gesundheitsforschung
Das Konzept definiert den alltäglichen Lebensraum der Menschen als den Ort, an dem gesundheitsfördernde Maßnahmen greifen müssen: „Gesundheit wird von Menschen in ihrer alltäglichen Umwelt geschaffen und gelebt: dort, wo sie spielen, lernen, arbeiten und lieben. Gesundheit entsteht dadurch, dass man sich um sich selbst und für andere sorgt [ … ], dass die Gesellschaft, in der man lebt, Bedingungen herstellt, die all ihren Bürgern Gesundheit ermöglichen.“ (Ottawa-Charta zur Gesundheitsförderung, 1986).
Zwar existieren bereits vielfältige präventive Ansätze, doch oft ist deren Wirkung nicht hinreichend belegt. Deshalb ist es wichtig, dass neue Studien den Nutzen bestehender Konzepte wissenschaftlich prüfen. Andererseits nehmen die Menschen gesundheitsfördernde Maßnahmen, deren positive Wirkungen bereits nachgewiesen sind, oft noch zu wenig in Anspruch. Hier gilt es herauszufinden, wie die verschiedenen Bevölkerungsgruppen gezielt angesprochen und gesundheitsfördernde Maßnahmen erfolgreich beworben werden können