Das im Jahr 1983 entdeckte Humane Immundefizienz-Virus (HIV) ist der Auslöser einer Pandemie, die in der jüngeren Geschichte ihres gleichen sucht. Pro Jahr fordert AIDS rund zwei Millionen Opfer (WHO). AIDS ist die einzige Erkrankung, für die mit UNAIDS eine eigene Unterorganisation der Vereinten Nationen geschaffen wurde. Nach Schätzungen von UNAIDS sind bis 2008 weltweit über 25 Millionen Menschen an den Folgen der HIV-Infektion gestorben. 33,3 Millionen Menschen sind derzeit mit dem HI-Virus infiziert, zwei Drittel davon in Afrika südlich der Sahara.
HIV befällt wichtige Abwehrzellen des Körpers, genauer eine Untergruppe der T-Lymphozyten, die für ein funktionierendes Immunsystem unverzichtbar sind. Unbehandelt führt eine Infektion mit HIV dazu, dass die Zahl dieser spezifischen T-Zellen abnimmt. Unterschreitet die Konzentration eine bestimmte Grenze, kann sich der Körper gegen Erkrankungen, die für ihn sonst kein Problem darstellen, nicht mehr wehren. Es kommt beispielsweise zu generalisierten Pilzinfektionen und zu seltenen Tumorerkrankungen. Erst in diesem Stadium wird von AIDS gesprochen.
In den letzten zwanzig Jahren hat die moderne Medizin mit immensem Forschungsaufwand Therapien entwickelt, die die Vermehrung von HIV bremsen und den Ausbruch einer manifesten AIDS-Erkrankung verhindern oder zumindest um Jahrzehnte verzögern können. Trotzdem bleibt die HIV-Infektion eine große Herausforderung: Ein Großteil der Infizierten vor allem in Afrika hat beispielsweise keine Kenntnis von der eigenen Infektion. Diagnostik und Therapie sind teuer und aufwändig. Viele Hoffnungen ruhen deswegen auf der Impfstoffforschung, die in einem globalen Kraftakt in internationaler Kooperation vorangetrieben wird.
Die Tuberkulose („Schwindsucht“) war im 19. und frühen 20. Jahrhundert die wichtigste schwere Infektionserkrankung in Mitteleuropa. Dank Fortschritten bei Hygiene und Antibiotikatherapie ist die Erkrankung bei uns heute selten geworden. Etwa 4.500 Neuinfektionen treten in Deutschland pro Jahr auf. Diese Zahl ist seit Jahren rückläufig (Robert Koch Institut). Ganz anders sieht es in anderen Teilen der Welt aus. Rund 9,4 Millionen Menschen erkranken derzeit weltweit jährlich neu an Tuberkulose. 1,5 Millionen sterben pro Jahr daran (WHO).
Die Tuberkulose wird verursacht durch Mykobakterien und hier vor allem durch das von Robert Koch im Jahr 1882 entdeckte Mycobacterium tuberculosis. Am liebsten siedelt dieser Erreger in der Lunge, wo er zu Einschmelzungen des Gewebes („Kavernen“) führen kann. Wenn diese Besiedlungsherde Anschluss an die Atemwege bekommen und die Bakterien „ausgeatmet“ werden können, wird von offener, also ansteckender Tuberkulose gesprochen. Mit speziellen Antibiotika ist die Tuberkulose heilbar. Erforderlich ist allerdings eine Kombinationstherapie, die mehrere Monate dauert. Ein zunehmendes Problem in vielen Teilen der Welt sind (multi-)resistente Tuberkuloseerreger, die gegen eines oder mehrere der gängigen Antibiotika resistent sind.
Die Malaria ist eine Parasiteninfektion, der rund um den Äquator pro Jahr annähernd eine Million Menschen zum Opfer fallen (WHO). Die auch Wechselfieber oder Sumpffieber genannte Erkrankung äußert sich durch periodische Fieberschübe, Magen-Darm-Beschwerden, Blutarmut und Krämpfe. Schwere Verläufe kommen vor allem bei Kindern vor. Der Erreger der Malaria sind Plasmodien. Das sind typische Parasiten, die eigentlich in den Anopheles-Mücken leben, die den Menschen als Zwischenwirt in einem faszinierenden Infektionskreislauf benutzen: Durch den Stich einer weiblichen Mücke gelangen Plasmodien-Vorformen ins menschliche Blut. Sie siedeln zunächst in Leberzellen , wo sie sich auch teilen. Von dort siedeln sie dann in die roten Blutkörperchen um, wo sie zu Keimzellen heranreifen. Die eigentlich sexuelle Vermehrung der Plasmodien findet wieder in der Mücke statt. Dafür ist ein zweiter Mückenstich erforderlich.
Die Malaria ist eine behandelbare Erkrankung, sofern sie rechtzeitig erkannt wird. Leider sind auch die Plasmodien zunehmend unempfindlich gegen viele Medikamente. Umso wichtiger ist es, Mückenstiche zu verhindern („Expositionsprophylaxe“) und Impfstoffe zu entwickeln, um vor allem Kinder zu schützen. Reisende in Malariagebieten sollten eine reisemedizinische Beratung wahrnehmen und auf Empfehlung des Reisearztes vorbeugend Medikamente einnehmen.
Hinter dem Begriff Virushepatitis verbergen sich Infektionen der Leber durch Hepatitisviren. Die Hepatitis A ist eine akute Infektion, die man sich beispielsweise durch den Genuss ungewaschener beziehungsweise ungekochter Lebensmittel zuziehen kann. Sie heilt in der Regel nach einigen Wochen wieder ab und kann durch eine Impfung verhindert werden. Schwerer verlaufen die Hepatitis B, die durch Körperflüssigkeiten oder durch Geschlechtsverkehr übertragen wird, die Hepatitis C, die vor allem durch Blutprodukte und kontaminierte Spritzen bei Drogenabhängigen weitergegeben wird und die auf ähnlichen Wegen übertragene Hepatitis D(elta).
Eine Hepatitis B, C oder D kann chronisch verlaufen. Das führt zu schweren Veränderungen der Leber bis hin zu Leberzirrhose und Leberkrebs. Es wird geschätzt, dass an chronischer Virushepatitis weltweit mindestens eine Million Menschen pro Jahr versterben (WHO). Gegen die Hepatitis B gibt es mittlerweile eine Impfung, die in Deutschland für Kinder generell empfohlen wird. Für Hepatitis C und D werden Impfstoffe verzweifelt gesucht. Medikamente zur Behandlung der chronischen Virushepatitis existieren. Sie helfen aber nur einem Teil der Patienten.