Wie relevant Infektionen heute noch sind, belegen die Statistiken der Weltgesundheitsorganisation WHO. Lässt man die Verkehrsunfälle einmal außen vor, dann finden sich unter den zehn häufigsten Todesursachen weltweit allein fünf Infektionserkrankungen oder Infektionsgruppen, nämlich Atemwegsinfekte, Durchfallerkrankungen, die HIV-Infektion, Tuberkulose sowie Infektionen von Neugeborenen. An HIV/AIDS, Tuberkulose und Malaria zusammen sterben weltweit fast fünf Millionen Menschen pro Jahr (WHO).
Auch wenn Infektionen heute rein mengenmäßig vor allem ein Problem der weniger entwickelten und speziell der tropischen Länder sind: Auch in den Industrienationen bleiben sie eine Bedrohung. In Deutschland schafft es die Lungenentzündung trotz aller Antibiotika mit rund 22.000 Todesopfern pro Jahr sowohl bei Männern als auch bei Frauen in die „Top Ten“ der Todesursachenstatistik (Statistisches Bundesamt). Und Infektionen, die im Krankenhaus erworben werden, kosten in Deutschland Schätzungen zufolge ebenfalls bis zu 20.000 Menschen das Leben (Deutsches Zentrum für Infektionsforschung DZIF).
Bakterien sind einzellige Mikroorganismen, die über die Atemwege, die Harnwege, den Magen-Darm-Trakt und – vor allem bei Verletzungen – auch über die Haut in den Körper gelangen. Viele Bakterien sind für den Menschen harmlos. Einige können aber auch schweren Schaden anrichten. Zu den wichtigsten bakteriellen Infektionen zählt die durch Pneumokokken verursachte Lungenentzündung, die vor allem im höheren Alter lebensbedrohlich ist. Ebenso gefährlich ist die Hirnhautentzündung als Folge eine Infektion mit Meningokokken, die auch jüngere Menschen betreffen kann.
Global gesehen spielt bei den bakteriellen Infektionen die Tuberkulose auch heute noch eine eminente Rolle. Der Erreger ist das von Robert Koch entdeckte Mycobacterium tuberculosis. Bakterien sind außerdem die häufigsten Verursacher von Wund- und anderen Weichteilinfektionen. Generell gilt, dass bakterielle Infektionen durch Antibiotika effektiv behandelt werden können. Zunehmend machen allerdings resistente Bakterien von sich reden, die gegen viele Antibiotika unempfindlich sind. Ein wichtiger Grund für die Entwicklung von Resistenzen ist, dass Antibiotika zu oft und häufig unnötig eingesetzt werden, nicht nur in der Medizin, sondern auch beispielsweise in der Tierzucht.
Viren sind sehr einfach gebaute Partikel, die nur aus Erbgut und einigen Eiweißbausteinen bestehen. Sie können sich nicht selbständig vermehren, sondern benutzen als zelluläre „Parasiten“ infizierte Wirtszellen, um sich auf unterschiedliche Weisen zu vermehren. In der Biologie werden Viren deswegen auf der Grenze zwischen Leben und Nicht-Leben angesiedelt. Sie sind die mit Abstand wichtigsten Erreger von Infektionen der oberen Atemwege sowie von Durchfallerkrankungen.
Solange Virusinfekte leicht verlaufen, kommt der menschliche Körper damit gut klar. Aggressivere Viren, etwa Grippeviren oder einige tropische Viren, können sehr gefährlich werden, wenn sie auf besonders empfängliche Menschen treffen. Manchmal verlaufen Virusinfektionen auch chronisch über viele Jahre hinweg. Die chronische, durch Viren verursachte Leberentzündung (Hepatitis) gehört in diese Kategorie. Auch die HIV-Infektion, bei der die Viren die Abwehrzellen des Menschen befallen und die Herpesinfektion, bei der sich die Viren in Nervenzellen versteckt halten, sind in der Regel ein Dauerzustand.
Wegen ihres einfachen Aufbaus und dem fehlenden eigenen Stoffwechsel sind Viren unempfindlich gegen Antibiotika. Zwar hat die Medizin mittlerweile virenspezifische Medikamente hervorgebracht, mit denen die Vermehrung vieler Viren kontrolliert werden kann. Es gelingt aber nur selten, ein Virus, das durch das Immunsystem unseres Körpers nicht erfolgreich bekämpft werden kann, alleine mit Medikamenten vollständig zu beseitigen. Moderne HIV-Medikamente beispielweise halten HIV ein Leben lang unter Kontrolle, ohne dass es ganz aus dem Körper verschwindet.
Parasiten sind ein- oder mehrzellige Organismen, die oft mit bloßem Auge, zumindest aber mit einer Lupe sichtbar sind. In unseren Breiten sind die Kopfläuse ein häufiger Parasit. Auch Bandwürmer kommen vor. In den Tropen ist das Parasitenproblem sehr viel ausgeprägter. Die durch Plasmodien verursachte Malaria gehört dort zu den wichtigsten Todesursachen. Die Bilharziose ist eine durch Saugwürmer in tropischen Süßwassergewässern verursachte Parasitenerkrankung, die an zahlreichen Organen zum Teil schwere Schäden verursachen kann. Bei der Amöbenruhr handelt es sich um eine schwere Durchfallerkrankung. Einige Fadenwürmer können Blutarmut verursachen.
Pilzinfektionen des Menschen sind selten, wenn man einmal von der häufigen Fußpilzerkrankung absieht. Mit der zunehmenden Verbreitung an Medikamenten, die das Immunsystem bremsen, haben Pilze als Krankheitserreger aber an Bedeutung gewonnen. Noch seltener sind Erkrankungen durch infektiöse Eiweißpartikel. Diese „Prionen“ wurden erst vor einigen Jahren entdeckt. Es sind keine Lebewesen, sondern körpereigene, falsch gefaltete Eiweiße (Proteine). Sie gelten unter anderem als Erreger der Creutzfeldt-Jacob-Erkrankung, einer seltenen degenerativen Erkrankung des Gehirns, die oft jedoch zum Tod führt.