Verbund

AD_Imprint - Entschlüsselung des Einflusses der pathologischen Prägung während des frühen Lebensalters auf die Entwicklung der Alzheimer-Erkrankung

Neurodegenerative Erkrankungen sind sehr beeinträchtigende, zum größten Teil unheilbare Erkrankungen, deren Eintreten stark mit dem Lebensalter zusammenhängt. Verschiedene nicht-pharmakologische Interventionen haben sich bei der Behandlung neurodegenerativer Erkrankungen als wirksam erwiesen und genießen zugleich eine hohe Akzeptanz bei Patientinnen und Patienten. Bisher sind die Mechanismen von nicht-pharmakologischen Interventionen jedoch zu wenig untersucht, beispielsweise auf der molekularen oder der zellulären Ebene.

Im Verbundprojekt wird die sogenannte immunologische Absetzreaktion bei Morbus Alzheimer untersucht, die beim Übergang von Muttermilch zu fester Nahrung auftritt. Es wird zudem analysiert, wie sich diese Absetzreaktion auf die Mikroglia, einer Gruppe von Immuneffektorzellen des zentralen Nervensystems, auswirkt. Der Verbund wird dabei menschliche Gewebe sowie Zebrafisch- und Mausmodelle untersuchen und die Rolle von Mikroglia bei der Pathogenese von Morbus Alzheimer weiter identifizieren. Im deutschen Teilprojekt A der Universität Freiburg sollen insbesondere die Auswirkungen auf die Aβ-Ablagerungen im Mausmodell sowie die genetischen und funktionellen Auswirkungen auf Mikroglia bestimmt werden. Im Teilprojekt B der Charité Berlin soll untersucht werden, wie die Absetzreaktion die Aktivierung des angeborenen Immunweges beeinflusst und wie ketogene Ernährung, körperliche Aktivität und kognitive Tests die pathologische mikrogliale Programmierung im Erwachsenenalter umkehren.

Der Verbund AD_Imprint ist Teil des transnationalen EU-Programms zur Erforschung neurodegenerativer Erkrankungen (EU Joint Programme – Neurodegenerative Disease Research, JPND).

Teilprojekte

Einfluss der pathologischen Prägung während des frühen Lebensalters auf Mikroglia im 5xFAD Mausmodell der Alzheimer-Erkrankung

Förderkennzeichen: 01ED2305A
Gesamte Fördersumme: 294.000 EUR
Förderzeitraum: 2023 - 2026
Projektleitung: PD Dr. Daniel Erny
Adresse: Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, Universitätsklinikum, Neurozentrum, Institut für Neuropathologie
Breisacher Str. 64
79106 Freiburg im Breisgau

Einfluss der pathologischen Prägung während des frühen Lebensalters auf Mikroglia im 5xFAD Mausmodell der Alzheimer-Erkrankung

Die Alzheimer-Erkrankung ist durch einen irreversiblen Verlust von Nervenzellen, eine Aktivierung des angeborenen Immunsystems, die Ablagerung von extrazellulärem Amyloid-beta (Aß) und intrazellulärem Tau-Proteinen gekennzeichnet. Es gibt zunehmend Hinweise darauf, dass Moleküle die von Mikroorganismen im Menschen produziert werden (z. B. kurzkettige Fettsäuren) die ortsständigen Makrophagen des zentralen Nervensystems (Mikroglia) kontrollieren und dadurch die Pathogenese der Alzheimer-Krankheit beeinflussen könnten. Kürzlich wurde gezeigt, dass Mikroorganismen in Mäusen (speziell während des Absetzens der Jungtiere) erhebliche und lang anhaltende Auswirkungen auf periphere Immunzellen haben. Diese sogenannte Absetzreaktion kann Immunzellen dauerhaft prägen und deren Störung kann die normale Immunfunktion beeinträchtigen. Die Auswirkungen der Absetzreaktion auf Mikroglia im Kontext der Alzheimer-Erkrankung sind jedoch unbekannt. Deshalb soll innerhalb des Konsortiums feststellt werden, ob und wie eine erhöhte Anfälligkeit für die Entwicklung von Alzheimer (AD) im späteren Leben auf eine unangemessene immunologische Prägung durch die Darmmikrobiota in der frühen Kindheit zurückzuführen ist. In diesem Teilprojekt sollen daher die Auswirkungen der Absetzreaktion auf die Aß-Ablagerung in einem Mausmodell für die Alzheimer-Erkrankung (5xFAD-Mausmodell) bestimmt werden. Außerdem sollen die Auswirkungen der Absetzreaktion auf die genomweite Genexpression und Epigenetik in Mikroglia analysiert und die funktionellen Auswirkungen auf die Aß-Pathologie bestimmt werden. Darüber hinaus sollen krankheitsmodifizierende von Mikroorganismen produzierte Moleküle identifiziert werden, die während der Absetzphase einen Einfluss auf Mikroglia haben. Zudem wird der Einfluss dieser Moleküle auf menschliche Mikroglia untersucht werden.

Einfluss von ketogener Ernährung, körperlicher Bewegung und kognitivem Training

Förderkennzeichen: 01ED2305B
Gesamte Fördersumme: 240.000 EUR
Förderzeitraum: 2023 - 2026
Projektleitung: Prof. Dr. Francesca Ronchi
Adresse: Charité - Universitätsmedizin Berlin, Campus Benjamin Franklin, Institut für Mikrobiologie und Infektionsimmunologie
Hindenburgdamm 30
12203 Berlin

Einfluss von ketogener Ernährung, körperlicher Bewegung und kognitivem Training

Studien an Menschen und Mäusen zeigen, dass die Darmmikrobiota die Entwicklung der Alzheimer-Krankheit (AD) beeinflussen kann. Ein verminderter Kontakt mit der Mikrobiota oder Veränderungen in ihrer Zusammensetzung aufgrund von übermäßiger Hygiene oder ballaststoffarmer westlicher Ernährung in der frühen Kindheit können zu einer unangemessenen Reifung des Immunsystems mit langfristigen Folgen für die Funktion des zentralen Nervensystems (ZNS) führen. Die Bestimmung der zellulären Mechanismen, die die pathologische Prägung vorantreiben, die Definition der Art dieser Prägung und wie sie durch mikrobielle Veränderungen in der Ernährung beeinflusst wird, wird grundlegende Erkenntnisse für die frühzeitige Prävention, die Identifizierung von Erwachsenen mit hohem Alzheimer-Risiko und die Entwicklung neuer Therapien zur Behandlung von Alzheimer liefern. Ketogene Ernährung (KD), körperliche Aktivität und kognitives Training modulieren die Darmmikrobiota, formen das Immunsystem, reduzieren die neuronale Apoptose und fördern neurotrophe Signale vor der Entwicklung der Alzheimer-Krankheit, was sich alles positiv auf die Gehirnfunktion auswirkt. Hier werden die zellulären und molekularen Wege entschlüsselt, über die eine ketogene Diät (KD), körperliche Aktivität und kognitives Training die pathologische Prägung von Alzheimer im Erwachsenenalter umkehren können. Es wird sich auf die Rolle des Inflammasoms in der AD-Pathogenese in den oben beschriebenen Modellen konzentriert, um zu verstehen, wie die mikrobiota-induzierte Entwöhnungsreaktion die Aktivierung dieses angeborenen Immunweges beeinflusst und auf welche Zelltypen und wie KD, körperliche Aktivität und kognitive Tests die pathologische mikrogliale Programmierung im Erwachsenenalter umkehren. Die Forschenden der Charité verfügen über die Fähigkeit und das Fachwissen, verschiedene Verhaltenstests an Mäusen unter axenischen und gnotobiotischen Bedingungen durchzuführen, was dem Konsortium zugute kommen wird.