27.03.2024

| Aktuelle Meldung

BMBF fördert interdisziplinäre Vernetzung in der Neuroethik

Impulse für eine dynamische Wissenschaftsdisziplin: Mit der Förderung des Research Hub Neuroethics (RHUNE) unterstützt das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) die interdisziplinäre Forschung und Vernetzung im Bereich Neuroethik.

Symbolbild Kreativität, eine Hand stellt ein Holzklötzchen mit einer Glühlampe zwischen Holzklötzchen mit einem Kopf

Kreativität und Innovation im Netzwerk (Symbolbild)

Suriya / Adobe Stock 

Mit dem im März gestarteten Research Hub will das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) nicht nur den interdisziplinären Austausch im dynamischen Forschungsfeld Neuroethik stärken – es geht auch um die Nachwuchsförderung von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, sowie die Vernetzung mit Akteuren aus Industrie und Politik.

Das BMBF fördert den Research Hub Neuroethics (RHUNE) über vier Jahre mit rund einer Million Euro. Als Kristallisationspunkt und zentrale Infrastruktur soll er die Neuroethik innerhalb Deutschlands unterstützen, zur Vernetzung der Akteure beitragen und die Forschung in Deutschland international sichtbarer machen. Mit modernen Formaten will RHUNE maßgeblich zum Wissenstransfer zwischen Forschung und Gesellschaft beitragen, Interessensgruppen aktiv einbeziehen und die Politik mit gezielten Handlungsempfehlungen unterstützen.

Neuroethik – Forschung zu sensiblen Fragen

Die Neuroethik, ein Teilbereich der angewandten Ethik, hat sich mit den rasanten technologischen Entwicklungen und Fortschritten in den Neurowissenschaften zu einer eigenen wissenschaftlichen Disziplin entwickelt: Forschende in diesem Bereich befassen sich mit wissenschaftlichen Erkenntnissen, medizinischen Anwendungen, neurowissenschaftlichen Technologien und Methoden, sowie philosophischen Fragestellungen rund um das menschliche Gehirn. Dazu zählen innovative Technologien wie z. B. Hirn-Computer-Schnittstellen, die neue Interaktions- und medizinische Behandlungsmöglichkeiten darstellen, sowie neue Bildgebungsverfahren, die immer tiefere Einblicke in die Funktionsweise des menschlichen Gehirns liefern und mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz (KI) beispielsweise Krankheitsvorhersagen erlauben.  Aber auch Methoden zum Neuroenhancement, die die Leistungsfähigkeit des Gehirns technisch oder mit Medikamenten steigern sollen, sind ein relevantes Forschungsgebiet.  

Fortschritte im Bereich der Neurowissenschaften ermöglichen innovative Lösungsansätze, um insb. neue Therapie- und Behandlungsmethoden für bisher unheilbare Krankheiten zu erforschen. Gleichzeitig berühren diese besonders sensible Lebensbereiche und werfen wichtige Fragen auf – so etwa zur Verantwortlichkeit für das eigene Handeln, zu den Risiken einer möglichen Manipulation und der Vertrauenswürdigkeit der eingesetzten Technologien. Auch gehören Fragen zur Einwilligungsfähigkeit vulnerabler Gruppen, etwa in der Alzheimer-Forschung zum Feld der Neuroethik, die mit fächerübergreifenden Ansätzen Antworten auf gesellschaftlich drängende Fragen liefert. Durch eine frühzeitige Erörterung dieser Fragestellungen kann die Entwicklung neuer Technologien unterstützt werden und ein besserer Transfer von der Forschung in die Anwendung erfolgen.

RHUNE-Netzwerk – vier Standorte, nationale und internationale Kooperationen

Mit vier führenden Standorten ist RHUNE gezielt dezentral aufgebaut und wird von Forschenden aus unterschiedlichen Disziplinen geleitet. Die Koordination des Hubs liegt bei Professor Dr. Bert Heinrichs, der am Institut für Neurowissenschaften und Medizin: Gehirn und Verhalten (INM-7) des Forschungszentrums Jülich sowie am Institut für Wissenschaft und Ethik (IWE) der Universität Bonn arbeitet. Weitere Kooperationspartner sind Professorin Dr. Kerstin Ritter von der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Berliner Charité, Professor Dr. Philipp Kellmeyer von der Data and Web Science Group der Universität Mannheim sowie Professorin Dr. Dr. Orsolya Friedrich, die an der FernUniversität Hagen eine Professur für Philosophy of Medicine and Technology innehat.

Mit gezielten Fördermaßnahmen hat das BMBF den Aufbau der Forschungslandschaft im Bereich der ethischen, rechtlichen und sozialen Aspekte (ELSA) der modernen Lebenswissenschaften in Deutschland vorangetrieben, zu der auch die Neuroethik gehört. Hier setzt das BMBF nun einen zusätzlichen strukturellen Impuls. Als zentrale Anlaufstelle wird der Hub mit einem großen Netzwerk nationaler und internationaler Forschungsverbünde und -vorhaben kooperieren, einschließlich Projekten, die ebenfalls durch das BMBF gefördert werden.

Weitere Informationen zu BMBF-geförderten Vorhaben in der Neuroethik:
ELSA der Neurowissenschaften – national und international Neurowissenschaften international

ELSA-Forschung
Die dynamischen Entwicklungen in den modernen Lebenswissenschaften führen zu neuen Chancen und Perspektiven für die Forschung und für den Menschen. Sie werfen aber auch neue Fragen auf, die im gesellschaftlichen Austausch geklärt werden müssen. Diesen Dialog über Fachdisziplinen hinweg fördert das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) über die ELSA-Forschung, die sich mit ethischen, rechtlichen und sozialen Aspekten („Ethical, Legal and Social Aspects“) aktueller Fortschritte in den modernen Lebenswissenschaften auseinandersetzt, zu denen auch die Neuroethik gehört. Seit 1997 fördert das Ministerium die ELSA-Forschung programmatisch, derzeit mit rund 4,5 Millionen Euro pro Jahr.

Mehr dazu unter: „ELSA“ – ethische und rechtliche Aspekte im Fokus