01.08.2018

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Ein „herzgesunder“ Speiseplan

Forschende aus Jena entwickeln ein Ernährungskonzept für Menschen mit einem erhöhten Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Den Erfolg ihres Konzeptes prüfen sie mit einer durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Studie.

Verschiedene Nahrungsmittel in der Übersicht.

Viel Obst und Gemüse, Nüsse und Samen, aber wenig Salz und Zucker – eine vollwertige Ernährung schützt auch das Herz und die Blutgefäße.

Quelle: a_namenko/iStock

Rund 350.000 Menschen sterben allein in Deutschland jährlich an den Folgen einer Herz-Kreislauf-Erkrankung. „Viele dieser Todesfälle wären vermeidbar, denn mehr als 80 Prozent der Herz-Kreislauf-Erkrankungen werden durch einen ungesunden Lebensstil verursacht. Neben dem Rauchen und dem Alkoholkonsum spielt hier die Ernährung eine wichtige Rolle. Fast 50 Prozent aller Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind auf eine ungünstige Ernährung zurückzuführen“, erläutert Dr. Christine Dawczynski von der Friedrich-Schiller-Universität in Jena. Gemeinsam mit ihrem Team entwickelt die Ernährungswissenschaftlerin daher Ernährungspläne, die das Herz schützen sollen.

Lachs mit Gemüse oder Feldsalat mit Nüssen – die Menüpläne geben die Art und Menge sowie die Zubereitungsform der Lebensmittel vor. So entstehen Gerichte, die beispielsweise reich an Omega-3-Fettsäuren und Ballaststoffen sind, aber arm an Salz und Zucker. „In unsere Rezepte haben wir die aktuellen Erkenntnisse der Ernährungsforschung einfließen lassen – aber auch großen Wert darauf gelegt, dass alle Speisen gut schmecken und leicht zuzubereiten sind“, ergänzt die Studienleiterin.

Damit möglichst viele Menschen die Menüpläne der Jenaer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler nutzen können, sollen diese nun in Form von Kochbüchern und Apps veröffentlicht werden. Zudem sollen sie gezielt Ernährungsberatern, Diätassistenten und Ärzten vorgestellt werden.

Ernährungsumstellung senkt das Erkrankungsrisiko

Ob die mit den Menüplänen verbundene Ernährungsumstellung Betroffenen wirklich helfen kann, das untersuchten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in einer vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Studie im Rahmen des Kompetenzclusters „nutriCARD“. 60 Männer und Frauen im Alter zwischen 32 und 76 Jahren nahmen daran teil. Die Probandinnen und Probanden starteten die Studie zur Modulation kardiovaskulärer Risikofaktoren (MoKaRi) mit erhöhten Blutfettwerten, einem Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Über 20 Wochen bereiteten die Probandinnen und Probanden ihre Speisen nach den Menüplänen der Jenaer Ernährungsexperten zu. Ein wöchentliches Zirkeltraining von einer Stunde ergänzte die Ernährungsumstellung.

Während des gesamten Studienzeitraumes untersuchten Dr. Christine Dawczynski und ihr Team den Gesundheitsstatus der Teilnehmenden. Sie wiesen nach, dass die Ernährungsumstellung bereits nach zwei Wochen zu einer deutlichen Senkung der Blutfettwerte führte. Gleichzeitig verringerten sich auch der Blutdruck, der Langzeitblutzucker und das Körpergewicht. „Werden unsere Menüpläne konsequent umgesetzt, so sinkt das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Die Ernährungsumstellung hilft auch jenen Menschen, die eine Störung im Fettstoffwechsel haben oder bereits unter einer Herz-Kreislauf-Erkrankung leiden“, erläutert Stefan Lorkowski, Professor für Biochemie und Physiologie der Ernährung in Jena. Er leitet den Kompetenzcluster nutriCARD, unter dessen Dach die Studie durchgeführt wurde.

Die Präventions- und Ernährungsforschung ist eines der sechs großen Aktionsfelder im Rahmenprogramm Gesundheitsforschung des BMBF. Der zugehörige Aktionsplan gestaltet dieses Feld aus, zentraler Baustein ist die Maßnahme „Kompetenzcluster Ernährungsforschung“. In vier regionalen Clustern arbeiten Universitäten und andere Forschungseinrichtungen eng mit kleinen und mittleren Unternehmen der Lebensmittelbranche zusammen. Gemeinsam entwickeln sie neue Strategien für eine gesündere Ernährung.