Was wir essen, beeinflusst ganz wesentlich unser Wohlbefinden. Doch wie müssen wir uns ernähren, um davon zu profitieren? Antworten auf Fragen wie diese findet die Ernährungsforschung.
Ob wir krank werden oder gesund bleiben, hängt unter anderem von unserem Essverhalten ab. Übergewicht und Herz-Kreislauf-Erkrankungen werden beispielsweise durch eine ungesunde Ernährungsweise begünstigt – aber auch einige Krebserkrankungen. Doch welche Nahrungsbestandteile machen uns krank? Und welche schützen uns? Die Ernährungsforschung liefert Erkenntnisse für gesundheitsfördernde Empfehlungen und entwickelt neue Lebensmittel, die uns helfen können, gesund zu bleiben.
Die Ernährungsforschung betrachtet auch, welchen Einfluss die äußeren Rahmenbedingungen auf unser Ernährungsverhalten haben. Zum Beispiel nimmt das europäische Netzwerk PEN die Auswirkungen von politischen Maßnahmen auf die Ernährung der Bevölkerung in den Blick und erarbeitet für Entscheidungsträger ganz konkrete Handlungsempfehlungen.
Lesen Sie mehr dazu unter Gesundheitsfördernde Maßnahmen auf dem Prüfstand.
Dennoch fällt es uns oft schwer, diesen Empfehlungen zu folgen. Woher kommt dieser Appetit auf Fettiges und Süßes? Oder anders formuliert: Wie erreichen uns Ernährungsempfehlungen besser und was hilft uns dabei, sie umzusetzen? Mit Fragen wie diesen beschäftigt sich die moderne Ernährungsforschung ebenfalls. Denn das Gesundheitsbewusstsein ist nur eines von vielen Motiven, das unseren Speiseplan beeinflusst.
Die Ernährungsforschung arbeitet dabei eng mit anderen Wissenschaftsgebieten zusammen – mit der Medizin, der Genetik, der Präventionsforschung und der Psychologie beispielsweise. Denn Antworten auf die wichtigen Fragen zu unserem Ernährungsverhalten lassen sich nur durch gemeinsame interdisziplinäre Anstrengungen finden. Hierbei unterstützt das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler.
Forschen für ein gesundes Leben
Die Präventions- und Ernährungsforschung ist eines der sechs großen Aktionsfelder im Rahmenprogramm Gesundheitsforschung des BMBF. Der zugehörige Aktionsplan gestaltet dieses Feld aus. Ein zentraler Baustein ist die Maßnahme „Kompetenzcluster Ernährungsforschung“. Innerhalb dieser vier Cluster arbeiten Universitäten und andere Forschungseinrichtungen eng mit kleinen und mittleren Unternehmen der Lebensmittelbranche zusammen. Gemeinsam entwickeln sie neue Empfehlungen und Produkte für eine gesündere Ernährung.
Das BMBF fördert auch einzelne Forschungseinrichtungen, beispielsweise das Deutsche Institut für Ernährungsforschung (DIfE). Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler fahnden hier nach den molekularen Ursachen ernährungsbedingter Erkrankungen, um spezifische Ernährungsempfehlungen und neue Präventions- und Therapiestrategien zu entwickeln. Das DIfE wirkt auch maßgeblich an einem der Kompetenzcluster mit.
Auf europäischer Ebene engagiert sich das BMBF in der gemeinsamen Programmplanungsinitiative „Eine gesunde Ernährung für ein gesundes Leben“. Mithilfe dieser Initiative wollen die Partnerländer den Gesundheitszustand der Menschen erhalten und einem Anstieg ernährungsbedingter chronischer Erkrankungen gemeinsam entgegenwirken.
Warum ändern sich Ernährungsempfehlungen?
Die Ernährungsforschung ist eine relativ junge Wissenschaft, die sich mit sehr komplexen Fragestellungen befasst. Sie wird zudem von vielen unbekannten oder schwer zu messenden Faktoren – wie dem Wechselspiel zwischen individueller Lebensgestaltung und Erbanlagen – beeinflusst. Deswegen können ernährungswissenschaftliche Studien zunächst zu scheinbar widersprüchlichen Ergebnissen kommen. Was ist Ursache und was Wirkung? Die Aufklärung solcher Zusammenhänge gestaltet sich oft äußerst schwierig. Neue Untersuchungsmethoden oder Forschungsansätze eröffnen neue Einblicke und können dazu führen, dass bislang gültige Erkenntnisse relativiert oder korrigiert werden müssen – wie in anderen Wissenschaftsdisziplinen auch.
Gesunde Ernährung für ein gesundes Leben
In der Gemeinsamen Europäischen Programmplanungsinitiative „Eine gesunde Ernährung für ein gesundes Leben“ („A Healthy Diet for a Healthy Life“, JPI HDHL) haben sich Mitgliedsländer und assoziierte Staaten der Europäischen Union zusammengeschlossen, um ihre vielfältigen Aktivitäten in der Ernährungsforschung länderübergreifend aufeinander abzustimmen. Bisherige Ergebnisse der geförderten Projekte sind breit gefächert und vielversprechend. Beispielsweise beschäftigen sich die Forscherinnen und Forscher mit den dem Zusammenhang von Ernährung und Immunsystem, Nahrungsmittelunverträglichkeiten oder der frühzeitigen Etablierung einer gesunden Lebensweise, um der Entwicklung von Übergewicht und Adipositas vorzubeugen. Zudem analysieren sie die Auswirkungen von gesundheitsfördernden Maßnahmen wie der Besteuerung von Zucker bzw. gezuckerten Getränken auf das Ernährungsverhalten der Bevölkerung.
Weitere Informationen: A Healthy Diet for a Healthy Life (JPI HDHL)
Was tun bei Nahrungsmittelunverträglichkeiten?
Unerwünschte Reaktionen auf Nahrungsmittel nehmen weltweit zu. Die Betroffenenzahlen liegen für selbstberichtete Reaktionen um ein Vielfaches höher als für ärztlich diagnostizierte Nahrungsmittelunverträglichkeiten. Die Ursachen für diese Reaktionen sind vielfältig und können auf Allergien oder auf Intoleranzen gegenüber bestimmten Nahrungsmitteln oder Nahrungsmittelbestandteilen zurückgeführt werden. Doch wie entstehen Nahrungsmittelunverträglichkeiten genau? Wie kann ihnen vorgebeugt oder wie können sie genauer diagnostiziert werden? Und wie kann das Leben der Betroffenen erleichtert werden?
Um diese Fragen zu beantworten, fördert das BMBF seit 2021 fünf interdisziplinäre Forschungsverbünde. Darin wird beispielsweise nach neuen Diagnose-Möglichkeiten für Erd- und Haselnussallergien oder Weizenunverträglichkeit geforscht. Ein Forschungsverbund entwickelt eine App, um Fachpersonal und Eltern von Kindern mit einem hohen Allergie-Risiko zur Prävention und rechtzeitigen Toleranzentwicklung anzuleiten.