27.03.2023

Gesundheit in Afrika dank gemeinsamer Forschung verbessern

Die Gesundheitssituation der Menschen in Subsahara-Afrika verbessern: Zu diesem Ziel initiierte das Bundesforschungsministerium 2016 afrikanisch-deutsche Forschungsnetzwerke. 2023 starten neue Netzwerke in dieser erfolgreichen Wissenschaftskooperation. 

Eine Ärztin horcht den Rücken eines Kindes ab

Schnellere Diagnosen und bessere Therapien vor Ort – die Forschungsnetzwerke für Gesundheitsinnovationen in Subsahara-Afrika leisten einen wichtigen Beitrag zur Bekämpfung von Krankheiten.

Riccardo Niels Mayer / Adobe Stock

Austausch, Bilanz und Aufbruch – das steht auf der Agenda einer zweitägigen Konferenz der Forschungsnetzwerke für Gesundheitsinnovationen in Subsahara-Afrika, die Bundesforschungsministerin Bettina Stark-Watzinger am 28. März in Kapstadt eröffnet hat. An dem Treffen nehmen rund 160 afrikanische und deutsche Netzwerkpartner, politische Entscheidungsträgerinnen und -träger aus den Partnerländern sowie weitere Interessenvertreter und deutsche und internationale Förderer teil.

Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) hat diese deutsch-afrikanische Zusammenarbeit in der medizinischen Forschung 2016 auf den Weg gebracht; ihr wichtigstes Ziel ist es, eine Verbesserung der Gesundheitssituation der Menschen in Subsahara-Afrika zu erreichen. Die Partnerschaft fördert den Auf- und Ausbau von Forschungskapazitäten im südlichen Afrika – diese Forschung vor Ort ist ein wesentlicher Faktor dafür, dass wissenschaftliche Erkenntnisse schneller Eingang in die örtlichen Gesundheitssysteme finden. Zudem werden Forschenden attraktive Karriereoptionen eröffnet, was ebenfalls zur nachhaltigen Stärkung der Gesundheitssysteme beiträgt.

RHISSA: Zweite Förderphase bringt vier neue Forschungsnetze an den Start

Unter der Abkürzung RHISSA (Research Networks for Health Innovations in Sub-Saharan Africa), mit der fortgesetzten Förderung von zwei sowie der Aufnahme von vier neuen Forschungsnetzwerken startet die mit rund 50 Millionen für fünf Jahre ausgestattete Förderinitiative 2023 in eine zweite Phase. Das Besondere an dieser Form der Forschungskooperation: Die Arbeit der Netzwerke in den beteiligten afrikanischen Staaten orientiert sich an den lokalen Bedürfnissen und wird von afrikanischen Partnern koordiniert.

Ministerin Stark-Watzinger mit Minister Dr. Nzimande

Die afrikanischen Forschenden und ihre deutschen Partner nehmen vor allem jene Erkrankungen in den Blick, unter denen im südlichen Afrika Millionen Menschen leiden – beispielsweise Tuberkulose und durch Parasiten ausgelöste Krankheiten, aber auch Sepsis und Krebs. Oft fehlen für diese Erkrankungen schnelle und sichere Diagnosemöglichkeiten vor Ort, erfolgt eine Therapie zu spät oder können Patientinnen und Patienten sich die Behandlung nicht leisten.

Auch für die bis zum Jahr 2028 laufende zweite Förderphase wird das BMBF 50 Millionen Euro bereitstellen; gefördert werden insgesamt sechs Netzwerke, an denen 37 Forschungseinrichtungen aus 14 Ländern Subsahara-Afrikas sowie zwölf Forschungseinrichtungen aus Deutschland beteiligt sind. Neu in die Förderung aufgenommen wurden vier Forschungsnetzwerke, an denen Forschungseinrichtungen aus dem Senegal, Uganda, Nigeria, Sudan, Äthiopien, Burkina Faso, Tansania, Ghana sowie Südafrika beteiligt sind. In diesen Forschungsnetzwerken stehen die Zunahme von Antibiotikaresistenzen und eine ganzheitliche Betrachtung der Gesundheit von Mensch, Tier und Umwelt im Vordergrund sowie Maßnahmen zur Verbesserung der Jugendgesundheit. Zudem geht es um den Aufbau von Exzellenzzentren zur Früherkennung von Brust- und Gebärmutterhalskrebs und eines Expertennetzwerks, um eine schnelle Diagnose und Behandlung von schweren Infektionen und Sepsis telemedizinisch zu unterstützen.

Ministerin Stark-Watzinger mit Minister Dr. Nzimande

Gemeinsam mit ihrem südafrikanischen Amtskollegen H.E. Dr. Bonginkosi Emmanuel „Blade“ Nzimande hat Bundesforschungsministerin Bettina Stark-Watzinger die RHISSA-Bridging Konferenz in Kapstadt eröffnet

BMBF/ Nathan Nadler-Nir

Menschen im Gespräch auf der RHISSA-Konferenz

Impressionen von der RHISSA-Bridging Konferenz

BMBF/ Nathan Nadler-Nir

Teilnehmende der RHISSA-Konferenz stehen um ein Poster

Impressionen von der RHISSA-Bridging Konferenz

BMBF/ Nathan Nadler-Nir

Deutsche und Afrikaner im Gespräch bei de RHISSA-Konferenz

Impressionen von der RHISSA-Bridging Konferenz

BMBF/ Nathan Nadler-Nir

Teilnehmende der RHISSA Konferenz an Tischen

Impressionen von der RHISSA-Bridging Konferenz

BMBF/ Nathan Nadler-Nir

Ein Redner auf der RHISSA-Konferenz

Impressionen von der RHISSA-Bridging Konferenz

BMBF/ Nathan Nadler-Nir

Teilnehmende der RHISSA-Konferenz an einem großen runden Tisch

Impressionen von der RHISSA-Bridging Konferenz

BMBF/ Nathan Nadler-Nir

Teilnehmende der RHISSA-Konferenz an Stehtischen

Impressionen von der RHISSA-Bridging Konferenz

BMBF/ Nathan Nadler-Nir

Eine Gruppe von Teilnehmenden de RHISSA-Konferenz steht zusammen

Impressionen von der RHISSA-Bridging Konferenz

BMBF/ Nathan Nadler-Nir

Erste Bilanz: Kooperation hat sich in mehrfacher Hinsicht bewährt

Die Förderinitiative trägt dazu bei, die Ungleichheiten zwischen den Forschungsprogrammen in Ländern des Globalen Nordens und Ländern des Globalen Südens zu überwinden und setzt auf eine partnerschaftliche Zusammenarbeit auf Augenhöhe. Dieses Konzept hat sich laut einer begleitenden Evaluation von Capacity Development International (CDI) in mehrfacher Hinsicht bewährt. Einerseits hat das Programm dazu beitragen, dass sich zahlreiche junge Forschende langfristig in der Gesundheitsforschung ihrer Länder engagieren wollen, andererseits bildet die Erschließung neuer Forschungsfelder und der Aufbau von Datenbanken einen wichtigen Baustein für zukünftige Forschung. Über die enge Zusammenarbeit mit ihren deutschen Projektpartnern, so ein Ergebnis der Evaluation, haben die afrikanischen Forschenden zudem ihre Kompetenzen im Management großer Konsortien und bei der Akquise von Fördermitteln ausgebaut.

Auch auf gesundheitspolitischer Ebene sei ein positiver Einfluss der Forschungsnetzwerke bereits erkennbar, heißt es in dem Bericht. So etwa sind neue Erkenntnisse aus den Netzwerken in Leitlinien der Weltgesundheitsorganisation WHO zur Tuberkulose und gefürchteten Tropenkrankheiten wie der lymphatischen Filariose und der Zystizerkose eingeflossen. Obwohl die COVID-19-Pandemie die eigentlichen Forschungsarbeiten vielerorts verzögert und unterbrochen hat, seien die Netzwerke dank der aufgebauten Infrastrukturen in der Lage gewesen, zügig zur nationalen und regionalen Reaktion auf die Pandemie beizutragen.

Gruppenbild von Teilnehmenden der RHISSA-Konferenz

Das zweitägige Treffen ist Teil einer besonderen Form der Wissenschaftskooperation: Mit einer engeren Zusammenarbeit in der Gesundheitsforschung wollen die afrikanischen und deutschen Partner der RHISSA-Forschungsnetzwerke die Gesundheit der Menschen in Subsahara-Afrika verbessern und die Gesundheitssysteme vor Ort stärken.

BMBF/ Nathan Nadler-Nir

Eindrücke von der RHISSA Bridging Conference, Kapstadt, Südafrika, 28.-29. März 2023. ©Adam Asmal/BMBF

Wichtiger Schub zur besseren Diagnostik und Behandlung gefürchteter Krankheiten

Dies gilt zum Beispiel für das ANDEMIA-Netzwerk. In der COVID-19-Pandemie lieferte ANDEMIA die ersten genomischen SARS-CoV-2-Sequenzdaten für Côte d’Ivoire (Elfenbeinküste) und Burkina Faso und leistete mit diesen Informationen einen wichtigen Beitrag zur weltweiten Überwachung des Virus und seiner Varianten. In den ANDEMIA-Partnerländern Burkina Faso, Côte d’Ivoire, der Demokratischen Republik Kongo und Südafrika gelang es zudem, ein umfassendes Überwachungssystem für Infektionskrankheiten aufzubauen und so die Diagnostik und Behandlung in den teilnehmenden Zentren zu verbessern.

Das Forschungsnetz CEBHA+ war insbesondere mit seinem „Integrated Knowledge Translation (IKT)“-Ansatz erfolgreich und der Durchführung von Schulungen in den Bereichen öffentliche Gesundheit und Gesundheitsbildung in Äthiopien, Malawi, Ruanda, Uganda und Südafrika.

Bei CYSTINET-Africa ging es um den Aufbau eines Zystizerkose-Netzwerks in den Partnerländern Tansania, Sambia und Mosambik, die Entwicklung von Aufklärungsmaterial über die durch Larven des Schweinebandwurms ausgelöste Zystizerkose und neue Wege zu ihrer Behandlung. Finden Larven des Schweinebandwurms ihren Weg ins Gehirn, kann es zur Neurozystizerkose kommen. Sie ist die häufigste Ursache für erworbene Epilepsie bei Erwachsenen weltweit und die häufigste neurologische Störung in Afrika.

Wichtige Erfolge gelangen auch den Projektbeteiligten bei TAKeOFF. Sie bauten eine Plattform zur Durchführung klinischer Studien zur lymphatischen Filariose in den Partnerländern Ghana, Tansania und Kamerun auf. Für diese mit schweren Lymphödemen und teils extremen Schwellungen an Gliedmaßen einhergehende Erkrankung entwickelten sie eine verbesserte Behandlung durch Medikamente und Hygienemaßnahmen.

Die Projektbeteiligten bei TB Sequel widmen sich den möglichen Folgeerkrankungen einer Tuberkulose-Infektion und erproben eine Zusatzbehandlung, um nach einer Therapie weiterhin bestehende Beeinträchtigungen der Lunge zu verringern. In der ersten Förderphase führten sie eine Langzeitstudie mit rund 1.500 Tuberkulose-Patienten in einem Zeitraum von 24 Monaten durch, um klinische und radiologische Entwicklungen sowie die Lebensqualität Erkrankter im Laufe der Therapie zu messen.

ADAPT – Afrikanisches „One Health“-Netzwerk zur Krankheitsprävention
2023-2028 
(2. Förderphase)

Die Projektbeteiligten bei ADAPT, dem afrikanischen One-Health-Netzwerk zur Krankheitsprävention, wollen staatliche, lokale und regionale Akteure aus sieben afrikanischen Ländern zusammenbringen, um das Management von Antibiotikaresistenzen und den sogenannten vernachlässigten Tropenkrankheiten zu verbessern, zum Beispiel Flussblindheit, Dengue-Fieber oder Lepra. Außerdem geht es um einen besseren Umgang mit antimikrobiellen Substanzen.

DASH – Netzwerk für Design und Evaluation von Interventionen und Politik zur Jugendgesundheit in Subsahara-Afrika
2023-2028
(2. Förderphase)

Ziel des DASH-Netzwerks ist es, die Jugendgesundheit im südlichen Afrika zu fördern. In den afrikanischen Partnerländern sollen die politischen Rahmenbedingungen in den Bereichen Ernährung und körperliche Aktivität, sexuelle und reproduktive Gesundheit sowie mentale Gesundheit und Gewalt evaluiert und Maßnahmen zu ihrer Verbesserung entworfen werden.

NORA – Netzwerk für onkologische Forschung in Afrika
2023-2028
(2. Förderphase)

Jedes Jahr werden im südlichen Afrika eine halbe Million durch Krebs verursachte Todesfälle verzeichnet. Im „Netzwerk für onkologische Forschung in Afrika“ (NORA) geht es insbesondere um den Aufbau eines länderübergreifenden Krebsregisters, die Entwicklung von Früherkennungsprogrammen und bessere Behandlungsmöglichkeiten.

STAIRS – Konsortium zur Förderung von Innovativer Forschung und Behandlung von Sepsis in Subsahara-Afrika
2023-2028
(2. Förderphase)

Weltweit sterben jedes Jahr rund elf Millionen Menschen an einer durch Bakterien, Viren, Pilzen oder Parasiten verursachten Sepsis. In Subsahara-Afrika ist die Sepsis-Sterblichkeitsrate höher als in jeder anderen Region der Welt. Das STAIRS-Konsortium hat sich zum Ziel gesetzt, die Zahl der Sepsis-bedingten Todesfälle zu senken. Dazu soll unter anderem ein Expertennetzwerk aufgebaut werden, das die Früherkennung und Behandlung von schweren Infektionen und Sepsis telemedizinisch unterstützt.

TAKeOFF – Netzwerk zur Überwindung der Hindernisse bei der Bekämpfung von Filarieninfektionen und Podokoniose
2016-2028
(1. und 2. Förderphase)

In der ersten Förderphase des Netzwerks TAKeOff konnte die Prävention und Behandlung der durch Fadenwürmer verursachten Filariose sowie der nicht-infektiösen Podokoniose durch Medikamente und Hygienemaßnahmen verbessert werden. In den beteiligten Partnerländern Ghana, Kamerun und Tansania werden die Forschenden dazu Langzeitbeobachtungen anstellen.

TB Sequel – Prävention, Diagnose und Behandlung von Post-Tuberkulose-Lungenerkrankung
2016-2028
(1. und 2. Förderphase)

TB Sequel untersucht Begleiterkrankungen, Risikofaktoren und Langzeitkomplikationen der Tuberkulose (TB) sowie deren Auswirkung auf die öffentliche Gesundheit in Subsahara-Afrika. Dazu wurde seit 2016 eine Kohorte mit rund 1.500 neu diagnostizierten TB-Patientinnen und -Patienten aufgebaut, die jetzt genutzt wird, um den langfristigen Krankheitsverkauf einer Post-Tuberkulose-Lungenerkrankung (PTLD) zu analysieren. Weitere Forschungsschwerpunkte sind die Erforschung neuer Strategien zu Diagnose, Prophylaxe und Therapie von PTLD.

ANDEMIA – Afrikanisches Netzwerk für verbesserte Diagnostik, Epidemiologie und Management häufig vorkommender Infektionskrankheiten
2016-2023
(1. Förderphase)

Insbesondere Kinder leiden in Subsahara-Afrika unter Erkrankungen der Atemwege und des Magen-Darm-Trakts, akuten Fiebererkrankungen unbekannten Ursprungs und Infektionen mit multiresistenten Erregern. ANDEMIA bekämpft diese Krankheiten länderübergreifend und hat dazu ein umfassendes Überwachungssystem für Infektionskrankheiten aufgebaut.

CEBHA+ – Zusammenarbeit für evidenzbasierte Gesundheitsversorgung in Afrika
2016-2023
(1. Förderphase)

Zu den Hauptursachen für die Krankheitslast in Subsahara-Afrika gehören neben Infektionskrankheiten wie AIDS oder Malaria auch nicht-infektiöse Krankheiten und Unfallverletzungen. Im Netzwerk CEBHA+ ging es deshalb vor allem darum, langfristig Kapazitäten und Infrastrukturen für eine präventive und kurative Gesundheitsversorgung in Subsahara-Afrika etablieren.

CYSTINET-Africa – Zystizerkose-Netzwerk in Subsahara-Afrika
2016-2023
(1. Förderphase)

Trotz existierender Behandlungsmöglichkeiten verbreitet sich die durch den Schweinebandwurm verursachte Zystizerkose in weiten Teilen Subsahara-Afrikas immer stärker. Ziel von CYSTINET-Africa ist es, zur Eliminierung und Prävention von Zystizerkose bzw. Neurozystizerkose beizutragen, die als die häufigste Ursache für Epilepsien in Subsahara-Afrika gilt. Ein wichtiger Bestandteil des Projekts ist die Entwicklung von Aufklärungsmaterial, um das Wissen der Bevölkerung über Erkrankungswege und Möglichkeiten zur Vermeidung einer Infektion zu verbessern.