Im Landkreis Osnabrück haben sich in den letzten Monaten überdurchschnittlich viele Menschen mit dem Hantavirus infiziert. Der BMBF-Forschungsverbund „RoBoPub“ empfiehlt Schutzmaßnahmen und prüft, ob weitere Regionen in Deutschland betroffen sind.
Menschen kommen mit dem Hantavirus meist über Rötelmäuse in Kontakt. Die Infektion läuft häufig unbemerkt ab oder belastet den Betroffenen kaum – bei manchen Menschen kommt es jedoch zu einer fiebrigen, grippeähnlichen Erkrankung, die bei schweren Verläufen Niere oder Lunge schädigt.
Aktuelle Daten des Forschungsverbundes RoBoPub („Rodent-Borne-Pathogens-and-Public-Health“) legen nahe, dass in diesem Jahr im Landkreis Osnabrück mit besonders vielen infizierten Mäusen zu rechnen ist. Dies bedeutet eine erhöhte Ansteckungsgefahr für die Menschen, die hier leben. Die Bevölkerung wurde daher bereits aufgefordert, Vorsichtsmaßnahmen zu ihrem Schutz umzusetzen. So sollten Haus und Garten möglichst mäusefrei gehalten werden und beispielsweise Lebensmittel oder Tierfutter nur verschlossen aufbewahrt werden.
Frühwarnsystem zum Schutz vor Infektionen
Rötelmäuse leben in Wäldern, Gärten, Scheunen oder Garagen. Menschen kommen deshalb relativ leicht in indirekten oder direkten Kontakt mit den Nagern – beispielsweise, wenn Exkremente der Mäuse oder tote Tiere entsorgt werden müssen.
Doch nur in bestimmten Regionen von Deutschland leben infizierte Tiere. Problematisch ist es, wenn die Mauszahlen in diesen Regionen stark ansteigen. Der Landkreis Osnabrück war in früheren Jahren bereits mehrfach von einem solchen Anstieg betroffen und wird deshalb durch die Forschenden besonders eng überwacht.
Ein Anstieg der Mauspopulation hängt mit der Lieblingsnahrung der Kleintiere zusammen: Bucheckern. In Jahren nach einer reichen Bucheckern-Produktion, einer sogenannten Buchenmast, kann der Bestand der Mäuse stark ansteigen – und damit auch das Hantavirus-Übertragungsrisiko. Die Forschenden am Julius Kühn-Institut, Friedrich-Loeffler-Institut, Niedersächsischen Landesgesundheitsamt und Niedersächsischen Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit analysieren zurzeit Umweltdaten, um ein Frühwarnsystem zu entwickeln. Demnach lassen erste Ergebnisse vermuten, dass 2019 ein „Problemjahr“ werden könnte.
Zoonosen sind Infektionskrankheiten, die zwischen Tieren und Menschen übertragen werden. Sie haben in den vergangenen Jahren immer wieder Epidemien verursacht, sowohl in Deutschland als auch weltweit. Die Schweinegrippe, Vogelgrippe oder Ebola fallen beispielsweise hierunter. Der Begriff „Zoonose“ setzt sich aus den altgriechischen Begriffen „zoon“ für Lebewesen und „nosos“ für Krankheit zusammen.
Jeder kann sich schützen
Was kann jeder Einzelne tun? Gegen eine Hantavirus-Infektion gibt es keinen Impfstoff. Deshalb ist es umso wichtiger, sich auf anderen Wegen vor den Viren zu schützen. Neben Maßnahmen, um die Rötelmäuse aus Haus und Garten fern zu halten, ist beispielsweise besondere Vorsicht bei der Säuberung betroffener Gebäude geboten. Wichtige Anleitungen hierzu finden Sie in einem Merkblatt, das die Forschenden gemeinsam mit dem Robert Koch-Institut erstellt haben.
Das Merkblatt ist online verfügbar.
Nationales Forschungsnetz für zoonotische Infektionskrankheiten
Das Bundesministerium für Bildung und Forschung hat ein nationales Forschungsnetz für zoonotische Infektionskrankheiten aufgebaut und fördert dieses mit insgesamt 40 Mio. € über einen Zeitraum von fünf Jahren. Forschende der Human- und Veterinärmedizin, dem Lebensmittelbereich sowie der Umweltforschung arbeiten in diesem Netz mit Gesundheits- und Veterinärämtern und Einrichtungen aus dem Umweltbereich zusammen. Ziel ist es, die Vorbeugung und Bekämpfung von zoonotischen Infektionskrankheiten zu verbessern und die Ergebnisse in konkrete Schutzmaßnahmen umzusetzen. Hierzu erforschen sieben Forschungsverbünde und sechs Nachwuchsgruppen verschiedene zoonotische Erkrankungen.
Der Verbund „Rodent-Borne-Pathogens-and-Public-Health“ (RoBoPub) ist Teil des Forschungsnetzes und analysiert die Verbreitung von Hantaviren und Leptospiren. Dies sind Erreger, die durch kleine Nagetiere übertragen werden. Neben der Erregerübertragung erforschen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die humanen Erkrankungen selbst, aber auch die Risikowahrnehmung der Bevölkerung und der niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte. Sie erarbeiten zudem Gefahrenkarten, Frühwarnmodule und Gesundheitsempfehlungen, die zum Schutz der Bevölkerung direkt eingesetzt werden können.