Personalisierte Medizin

Die Forschungsförderung wird die personalisierte Medizin gezielt weiterentwickeln und in der Versorgung implementieren. Im Fokus steht dabei die frühe Zusammenarbeit von Wissenschaft, Wirtschaft, Zulassungsbehörden, Ärzte- und Patientenschaft.

Bandenmuster der Erbinformation auf einem Röntgenfilm

Die Entschlüsselung und Analyse unserer Erbinformationen hilft Forscherinnen und Forschern, personalisierte Therapien zu entwickeln.

dpa/picture-alliance/Tek Image

Unser Wissen über die Grundlagen und die Möglichkeiten der Personalisierung in Prävention, Diagnostik und Therapie wächst stetig. Den Markt haben bisher jedoch fast ausschließlich personalisierte Krebstherapien erreicht, doch auch hier bestehen noch weitere große Potenziale. Personalisierte Therapien sind kostenintensiv und über etablierte Mechanismen nur schwer flächendeckend in die Versorgung zu bringen.

Die Bundesregierung will personalisierte Behandlungsansätze in allen wichtigen Krankheitsgebieten vorantreiben und die spezifischen Translationsherausforderungen gezielt angehen. Vor allem bei der Forschung zur Implementierung personalisierter Behandlungsansätze in der klinischen Praxis wird zukünftig ein Fokus auf die frühe Zusammenarbeit von Akteurinnen und Akteuren aus Wissenschaft, Wirtschaft, Zulassungsbehörden, Ärzte- und Patientenschaft gelegt. Kritische Phasen der Umsetzung einschließlich der regulativen Voraussetzungen für funktionierende Personalisierung in unserem Gesundheitswesen sollen so wirkungsvoller adressiert werden als bisher.

Internationale Zusammenarbeit fördern

Die Forschungsförderung zur personalisierten Medizin in Deutschland muss den Anschluss an maßgebliche, internationale Aktivitäten herstellen. Daher beteiligt sich die Bundesregierung an gemeinsamen Initiativen und unterstützt die internationale Vernetzung der deutschen Forschenden durch entsprechende Angebote. Im Bereich der personalisierten Medizin sind die Bundesministerien für Bildung und Forschung sowie für Gesundheit beispielsweise an den internationalen Initiativen ICPerMed (International Consortium for Personalised Medicine) und ERA PerMed (ERA-Net on Personalised Medicine) beteiligt, die neben Forschung und Forschungsförderung insbesondere die Implementierung personalisierter Ansätze in die Gesundheitssysteme adressieren.

ICPerMed (International Consortium for Personalised Medicine)

Das 2016 gegründete Internationale Konsortium für Personalisierte Medizin (ICPerMed) setzt sich aktuell aus 45 internationalen Partnern aus 29 Ländern zusammen. Mitglieder sind Ministerien, Förderorganisationen sowie die Europäische Kommission als Beobachter. ICPerMed fungiert als Kommunikations- und Informationsplattform, um die Forschungsaktivitäten der beteiligten Partner auf dem Gebiet der personalisierten Medizin besser zu koordinieren und auf gemeinsame Ziele auszurichten.

Inhaltlich befasst sich ICPerMed mit fünf zentralen Herausforderungen:

  • der Beteiligung von Bürgerinnen und Bürgern sowie von Patientinnen und Patienten,
  • der Integration der riesigen Datenmengen („Big Data“) und der dafür benötigten Informations- und Kommunikationstechnik,
  • der Translationsforschung,
  • dem Marktzugang von Innovationen (Zulassung, Produktentwicklung),
  • sowie der Anpassung der Gesundheitssysteme.

Mehr Informationen: ICPerMed-Homepage

ERA PerMed (ERA-Net on Personalised Medicine)

ERA PerMed ist ein ERA-Net Cofund. An diesem auch durch die Europäische Kommission (KOM) finanzierten Konsortium nationaler Ministerien und Förderorganisationen beteiligen sich 32 Partner aus 23 Ländern. Ziel ist es, die nationalen Forschungs- und Förderstrategien aufeinander abzustimmen, exzellente, transnationale Forschungskonsortien zu fördern, die europäische Wettbewerbsfähigkeit zu stärken sowie die Zusammenarbeit mit Nicht-EU-Ländern zu unterstützen. ERA PerMed arbeitet eng mit dem Internationalen Konsortium für Personalisierte Medizin, ICPerMed, zusammen. ERA PerMed wird die Umsetzung des ICPerMed Aktionsplans durch Förderung transnationaler Forschungsprojekte im Bereich der personalisierten Medizin fördern. Die Projekte der ersten transnationalen Förderbekanntmachung haben ihre Arbeit bereits aufgenommen.

Mehr Informationen: ERA PerMed

Biomedizinische Grundlagenforschung

Durch das „Forschungs- und Förderkonzept e:Med: Maßnahmen zur Etablierung der Systemmedizin“ wird die biomedizinische Grundlagenforschung weiterentwickelt. Die Systemmedizin ermöglicht es Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern das komplexe Zusammenspiel der zahlreichen Faktoren besser zu verstehen, welche die Entstehung und den Verlauf einer Krankheit bestimmen. Dies geschieht beispielsweise über Technologien, die schnell und präzise ganze Genome oder die Gesamtheit der Proteine (Proteom) untersuchen können. Die umfangreichen und verschiedenartigen Daten aus Genom-, Proteom-, Bildgebungs- und klinischen Untersuchungen werden dann mit Hilfe der Informationstechnologien zusammengeführt und analysiert. Die Erkenntnisse der Systemmedizin sollen als Grundlage für die Entwicklung neuer Präventions- und Therapiemaßnahmen dienen.

Systemmedizin

Die Förderung von „Forschungskonsortien für die Systemmedizin“ ist das zentrale Modul des Forschungs- und Förderungskonzeptes. Der Schwerpunkt des Moduls liegt auf verschiedenen Krebserkrankungen. Es werden aber auch Konsortien zu Herzinfarkt und Schlaganfall, zu psychiatrischen oder zu chronisch-entzündlichen Erkrankungen gefördert.

Für die personalisierte Medizin ist besonders das e:Med-Modul „Demonstratoren zur Individualisierten Medizin“ spannend. Die geförderten Forschungsprojekte sollen zeigen, dass die Ergebnisse der systemmedizinischen Forschungsansätze für die personalisierte Diagnose, Prävention und Therapie menschlicher Erkrankungen genutzt werden können.

Das Modul Nachwuchsförderung umfasst verschiedene Förderlinien. Im Jahr 2016 begann die Förderung von acht Nachwuchsgruppen in der Systemmedizin aus den Bereichen Immunologie, medizinische Statistik, Onkologie, psychische und metabolische Erkrankungen.

Zudem werden seit 2015 insgesamt neun „Juniorverbünde in der Systemmedizin“ gefördert, in denen jeweils drei bis fünf junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler interdisziplinär ein gemeinsames systemmedizinisches Thema bearbeiten.

Ergänzend wurden bisher zwei Bekanntmachungen zur Förderung von interdisziplinären Summer Schools zu Themen der Systemmedizin veröffentlicht.

Weitere e:Med-Module zielen auf die Förderung von Querschnittsmaßnahmen oder die Vernetzung der deutschen und der internationalen Forschungsgemeinde.

Validierung und Implementierung

Hier werden die Forschungsergebnisse aus der biomedizinischen Grundlagenforschung möglichst rasch in die klinische Praxis und in die wirtschaftliche Verwertung gebracht. Dazu ist eine enge Kooperation zwischen akademischen, klinischen und industriellen Partnern notwendig.

Mit der Initiative zu „Innovationen für die Individualisierte Medizin“ werden daher Kooperationen und Verbünde aus Wissenschaft und Wirtschaft gefördert. Diese entwickeln beispielsweise personalisierte Therapieansätze oder validieren neue Biomarker, um Patientengruppen zukünftig besser charakterisieren zu können.

Mit der in 2014 veröffentlichten Fördermaßnahme „Methoden und Werkzeuge für die individualisierte Medizin“ wird die Entwicklung von Methoden und Werkzeugen gefördert, die zur Umsetzung der personalisierten Medizin in der präklinischen und klinischen Forschung benötigt werden. Das umfasst beispielsweise standardisierte Analyseprogramme für genomische Daten, verbesserte statistische Methoden für die Auswertung klinischer Studien oder die Entwicklung neuer Möglichkeiten für die Qualitätskontrolle von Biobankproben.

Mit dem Förderschwerpunkt zu „Innovativen Stammzelltechnologien für die individualisierte Medizin“ werden wiederum interdisziplinäre Forschungsverbünde unterstützt, die das Potenzial neuer Stammzelltechnologien für die personalisierte Medizin erschließen.

Ethische, rechtliche und soziale Aspekte (ELSA) der personalisierten Medizin

 Die sogenannte ELSA-Forschung setzt sich mit ethischen, rechtlichen und sozialen Aspekten („Ethical Legal and Social Aspects“) aktueller Fortschritte in den modernen Lebenswissenschaften auseinander und bewertet deren Chancen und Risiken. Das Ziel der ELSA-Förderung ist zu interdisziplinärer Zusammenarbeit aufzufordern, sie zu ermöglichen und Lösungskonzepte zu erarbeiten. Die Ergebnisse der geförderten Projekte können Grundlage für gesellschaftliche Diskurse, Forschung und Entwicklung, ärztliches Handeln und Entscheidungen von Politik oder Gesetzgeber sein.

Bioethik   

Institutionelle Förderung

Auch im Bereich der personalisierten Medizin erfolgt die Umsetzung der strategischen Vorgaben der Bundesregierung in den von ihr institutionell geförderten außeruniversitären Forschungsinstitutionen.

Berliner Institut für Gesundheitsforschung (BIG)

Das BIG zielt darauf ab, die Vorhersage zum Verlauf von fortschreitenden (progredienten) Krankheiten zu verbessern. Denn diese Vorhersagen dienen als Grundlage für eine personalisierte Medizin. Ebenso sollen neuartige Therapien für die personalisierte Behandlung progredienter Krankheiten entwickelt und klinisch erprobt werden. Bislang befinden sich die Forschungsschwerpunkte noch im Aufbau.

Helmholtz-Initiative „Personalisierte Medizin“ (iMed)

Im Rahmen der Helmholtz-Initiative „Personalisierte Medizin“ (iMed) wird das Thema auch in der institutionellen Förderung aufgegriffen. iMed ist ein Verbund aus sechs Helmholtz-Zentren, die im Bereich der Gesundheitsforschung tätig sind:

  • das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) in Heidelberg,
  • das Deutsche Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE) in Bonn, Göttingen und Tübingen,
  • das Helmholtz Zentrum München als Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt (HMGU),
  • das Helmholtz Zentrum für Infektionsforschung (HZI) in Braunschweig,
  • das Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin (MDC) in Berlin-Buch,
  • das Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) in Leipzig.

Der Verbund wird die Forschungsaktivitäten der einzelnen Zentren auf dem Gebiet der personalisierten Medizin vernetzen und koordinieren.

iMed wird eine gemeinsame Plattform für Hochdurchsatz- und Informationstechnologien bieten und dadurch die individuellen Disziplinen der Gesundheitsforschung in jedem Zentrum stärken. Die gemeinsamen Aktivitäten finden in der Krebsforschung, im Bereich der Herz- Kreislauf- sowie der Stoffwechselerkrankungen, in der Infektionsforschung und zu Erkrankungen des Nervensystems statt. Inhaltlich umfassen sie die drei Bereiche:

  • Diagnosen auf molekularer Ebene, Risikoabschätzung und Erstprävention,
  • personalisierte Therapien,
  • Sekundäre Prävention.

Groß angelegte Kohortenstudien wie die NAKO Gesundheitsstudie werden zudem Einblick geben, welche genetischen und umweltbedingten Einflüsse Risikofaktoren für diese Volkskrankheiten darstellen.

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