Gesund für Mensch und Umwelt – eine ressourcenschonende und nachhaltige Ernährung

Die eigene Gesundheit und zugleich den Planeten schützen? Das ist möglich, denn die Art und Weise unserer Ernährung leistet zu beidem einen wichtigen Beitrag. Diesen Zusammenhang nimmt auch die wissenschaftliche Forschung immer stärker in den Blick.

Eine junge Frau hockt in einem Gemüsebeet

Nachhaltige Ernährung schützt die biologische Vielfalt und die Ökosysteme und trägt zu einem gesunden Leben für heutige und künftige Generationen bei.

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Wie wir uns ernähren, beeinflusst nicht nur unser Wohlbefinden und unsere Gesundheit – unsere Art der Ernährung und Nahrungsmittelproduktion beeinflusst auch das Klima und bringt unseren Planeten an seine Belastungsgrenzen. Die daraus resultierenden globalen Umweltschäden wiederum haben weitreichende Folgen für die Gesundheit des Menschen: Infektionskrankheiten und nicht-übertragbare Krankheiten wie Allergien sowie Herz-Kreislauf-, Atemwegs- und Hauterkrankungen nehmen zu; Umweltverschmutzung führt überdies zu vermeidbaren Todes- und Krankheitsfällen weltweit.

Um diese Zusammenhänge von Klima, Umwelt und Gesundheit besser zu verstehen und geeignete Schutz-, Anpassungs- und Vorsorgemaßnahmen zu entwickeln, braucht es wissensbasierte Erkenntnisse – und Forschung, die über den eigenen Tellerrand hinausblickt. Disziplinübergreifende Arbeiten in diesem Themenfeld stärkt das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) in vielfältigen Fördermaßnahmen und -schwerpunkten.

Die Welternährungskommission der Vereinten Nation (FAO) hat definiert, was eine nachhaltige Ernährungsweise ausmacht: Diese hat geringe Auswirkungen auf die Umwelt, trägt zur Lebensmittel- und Ernährungssicherung bei sowie zu einem gesunden Leben für heutige und künftige Generationen. Sie schützt und respektiert die biologische Vielfalt und die Ökosysteme; sie ist kulturell angepasst, verfügbar, ökonomisch gerecht und erschwinglich sowie ernährungsphysiologisch angemessen. (FAO, Sustainable Diets and Biodiversity, Annex II, S. 295)

Nachhaltige Ernährung: Schutz für menschliche Gesundheit und den Planeten

Die Weltgesundheitsorganisation WHO beschreibt den Klimawandel als größte Bedrohung der globalen Gesundheit im 21. Jahrhundert und auch für die Vereinten Nationen (UN) ist eine nachhaltige Entwicklung ohne Berücksichtigung der Bevölkerungsgesundheit nicht denkbar – direkt oder indirekt berühren viele der von der UN formulierten 17 globalen Nachhaltigkeitsziele die menschliche Gesundheit. Weltweit sollen diese Ziele ein menschenwürdiges Leben ermöglichen und gleichzeitig die natürlichen Lebensgrundlagen dauerhaft bewahren.

Derzeit aber werden rund 40 Prozent der Landflächen für die Landwirtschaft genutzt, entfallen etwa 70 Prozent des Frischwasserverbrauchs und bis zu 30 Prozent der Treibhausgasemissionen auf die Produktion von Lebensmitteln. Das macht deutlich: Ohne eine ökologisch ausgerichtete Lebensmittelproduktion und eine Ernährungsweise, die die eigene Gesundheit fördert und zugleich die Ressourcen der Umwelt schützt, lassen sich die Nachhaltigkeitsziele der UN kaum erreichen. Das Prinzip der Nachhaltigkeit wird deshalb auch mit Blick auf unsere Ernährung immer wichtiger.

Wie eine solche umweltgerechte Ernährung aussehen könnte, hat die EAT-Lancet-Kommission aufgezeigt, ein internationaler Zusammenschluss von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern unter anderem aus der Klima- und Ernährungsforschung. Demnach gehören vor allem Obst und Gemüse, Vollkornprodukte, Hülsenfrüchte, Nüsse und ungesättigte Fette auf den Speiseplan der Zukunft, maßvolle Mengen an Fisch, Meeresfrüchten und Geflügel. Stärkereiche Gemüsearten wie Kartoffeln und Maniok, Milchprodukte, rotes Fleisch, Zucker und gesättigte Fette spielen in diesem Speiseplan, der sogenannten „Planetary Health Diet“, nur eine untergeordnete Rolle.

Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen
Strategie für eine gesunde und nachhaltige Ernährung: „Planetary Health Diet“

Interdisziplinäre Forschung verknüpft Gesundheitsförderung, Klima- und Umweltschutz

Mit einem ausgewogenen und umweltgerechten Speiseplan allein aber ist es nicht getan – damit Menschen gesund und gleichzeitig ökologisch nachhaltig leben können, braucht es ein entsprechendes Lebensumfeld. Hierzu soll eine im Mai 2022 veröffentlichte und mit rund neun Millionen Euro ausgestattete Fördermaßnahme des BMBF neue Erkenntnisse bringen. Gezielt verknüpft diese „Richtlinie zur Förderung von Interventionsstudien für gesunde und nachhaltige Lebensbedingungen und Lebensweisen“ die Gesundheitsförderung mit Klima- und Umweltschutz. In umfassenden Studien soll wissenschaftlich belegt werden, mit welchen Maßnahmen sich gesundheitsförderliche, ­ökologisch nachhaltige und sozial gerechte Lebensbedingungen und Lebensweisen schaffen beziehungsweise verbessern lassen. Gefördert werden Forschende aus verschiedenen wissenschaftlichen Disziplinen, die im Verbund mit Akteuren aus der Praxis arbeiten, so zum Beispiel aus der Gesundheits- und Sozialwirtschaft sowie Städten und Landkreisen.
Richtlinie zur Förderung von Interventionsstudien für gesunde und nachhaltige Lebensbedingungen und Lebensweisen (Mai 2022)

Grafische Darstellung zur Gesundheit von Mensch, Tier und Umwelt (One Health)

BMBF

Eine gesunde Ernährung ist eben nicht nur eine Frage von persönlichem Geschmack und finanziellen Möglichkeiten, sondern wird auch durch politische Rahmenbedingungen geprägt – zum Beispiel durch verpflichtende Standards für die Schulverpflegung, die Besteuerung von Lebensmitteln, Herstellerabgaben oder Werbebeschränkungen. Im Rahmen des vom BMBF geförderten „Policy Evaluation Network“ (PEN) sprachen Forschende der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU München) und des Leibniz-Instituts für Präventionsforschung und Epidemiologie (BIPS) in Bremen zusammen mit Expertinnen und Experten aus Wissenschaft, Politik und Zivilgesellschaft konkrete Empfehlungen aus, wie künftig gesünderes Essen auf den Tellern zwischen Flensburg und Sonthofen landen könnte. Grundlage hierfür war der sogenannte Food Environment Policy Index (Food-EPI), ein international anerkanntes, einheitliches Bewertungssystem für verschiedene Kriterien wie beispielsweise die Lebensmittelpreisgestaltung und offizielle Ernährungsempfehlungen.
Experten-Analyse: So wird mehr gesunde Ernährung für alle möglich
Politik für eine gesunde Ernährung (PEN-Ergebnisbericht)

Ernährung und „One Health“ in der Gesundheitsforschung

Zu einer nachhaltigen Gesundheitsförderung gehört, dass Mensch, Tier und Umwelt als ein System betrachtet werden. Hierzu unterstützt das Bundesforschungsministerium wissenschaftliche Untersuchungen sowohl in der Ernährungs- als auch in der „One Health“-Forschung. Expertinnen und Experten aus vielen Bereichen arbeiten dabei eng zusammen – von der Human- und Veterinärmedizin, den Umwelt- und Agrarwissenschaften bis hin zur Lebensmitteltechnik und den öffentlichen Gesundheitsdiensten. Gemeinsam suchen sie national und international nach Wegen, um die Gesundheit von Menschen, Tieren und Ökosystemen zu erhalten und zu verbessern.
One Health: Mensch, Tier und Umwelt – gemeinsam gesund

FONA-Strategie des BMBF: Forschung für Nachhaltigkeit

Mit der Ende 2020 veröffentlichten Strategie „Forschung für Nachhaltigkeit“ (FONA) hat das BMBF seine Forschungsförderung zum Schutz des Klimas und für Nachhaltigkeit an der Agenda 2030 der Vereinten Nationen ausgerichtet. Unter anderem werden über FONA seit 2021 wissenschaftliche Nachwuchsgruppen gefördert, die die Themen Klima, Umwelt und Gesundheit in den Blick nehmen. Ziel der Fördermaßnahme ist es, Wissen über die Grenzen von Disziplinen hinweg zu verknüpfen, um die komplexen Auswirkungen zum Beispiel des Klimawandels auf den Menschen besser zu verstehen. Gezielt werden Forschende zu Beginn ihrer wissenschaftlichen Karriere gefördert, um die interdisziplinäre Forschung im Bereich Klima, Umwelt und Gesundheit als neuen Forschungsbereich zu etablieren und die Grundlagen für künftige gesundheitliche Vorsorgemaßnahmen zu schaffen.
FONA: Nachwuchsgruppen Globaler Wandel

Um die vom Klimawandel ausgehenden Gesundheitsrisiken zu verringern, sind Veränderungen in allen Bereichen des Ernährungssystems nötig, sagen beispielweise auch die Forschenden der Nachwuchsgruppe FoodPlanetH, einem Verbundvorhaben, das gemeinsam von der Ludwig‐Maximilians‐Universität (LMU) München, der Universität Göttingen und der Technischen Universität München umgesetzt wird. Dazu zählen beispielsweise verbesserte Produktionstechniken, die Vermeidung von Lebensmittelabfällen sowie die Förderung gesunder und nachhaltiger Ernährungsmuster, die den ökologischen „Fußabdruck“ der Konsumenten minimieren. Die Nachwuchsgruppe wird wissenschaftliche Erkenntnisse dazu liefern, wie die Gestaltung gesellschaftlicher und politischer Rahmenbedingungen bestmöglich zu einer gesunden, klimafreundlichen und ökologisch nachhaltigen Ernährungsweise beitragen kann.
FoodPlanetH

Nachwuchsforschende aus den Sozial- und Gesundheitswissenschaften widmen sich der Frage, wie das „One Health“-Konzept, eine ganzheitliche Betrachtung der Gesundheit von Menschen, Tieren und Umwelt, flächendeckend in der Gesundheitsförderung umgesetzt werden kann. Oft sind dabei Barrieren zu überwinden: eine verbreitete gesellschaftliche Abneigung gegen nachhaltige Lebensstile sowie verteilungspolitische und institutionelle Herausforderungen. Diese Ausgangslage sowie sozioökonomische und politische Strukturen werden die Forschenden im Verbundvorhaben WeAreOne untersuchen und Lösungsansätze entwickeln, die den Aufbau nachhaltiger Gesundheits- und Ernährungssysteme ermöglichen. Das Forschungsvorhaben ist an der Pädagogischen Hochschule Schwäbisch Gmünd angesiedelt.
WeAreOne

Mit diesen vielfältigen Initiativen trägt das BMBF dazu bei, gesichertes Wissen aufzubauen und Konzepte zu entwickeln, wie Ernährung beides kann: uns Menschen gesund zu halten, aber genauso unseren Planeten.